Foto: Schwarzwälder Bote

Para Ski alpin: Corona-Krise erwischt Nationalmannschaft um Andrea Rothfuss auf der Saisonzielgeraden

Im Nachhinein nimmt es Andrea Rothfuss mit einer Portion Humor. "Tja, was kommt jetzt? Man weiß es nicht. Es heißt abwarten und Tee trinken. Witzigerweise mache ich genau das gerade", sagt sie und lacht. Ein komisches Gefühl bleibt dennoch.

Mit Blick zurück auf die vorzeitig und "für uns sehr abrupt" beendete Saison nämlich fühlt sich der Abschluss kurz vor der Saisonzielgeraden insgesamt nicht rund an. "Die Wettkampfabsagen haben uns voll getroffen", erinnert sich die Skirennläuferin der VSG Mitteltal, schiebt aber hinterher, dass sie volles Verständnis für die getroffenen Entscheidungen wegen des Coronavirus habe.

Schlagartige Planänderung

Tatsächlich erwischte es die Athleten besonders hart. Anfang März war für sie die Welt noch in Ordnung, bei perfekten Bedingungen freute man sich, dass in Oberperfuss und Kühtai in Tirol die Internationalen Deutschen Meisterschaften im Para Ski alpin in den für sie relevanten Disziplinen Slalom und Riesenslalom stehend über die Bühne gehen konnten. Mit viermal Platz zwei – je zwei in den Disziplinen Slalom und Riesenslalom – "erreichte ich das für mich momentan mögliche", sagt sie. Auch Bundestrainer Justus Wolf zeigte sich nach dem Meisterschafts-Wochenende sehr zufrieden: "Allein die Teilnahme von 22 deutschen Startern ist bereits ein Erfolg und lässt für die Zukunft hoffen."

Mitten im Wettkampf wussten Rothfuss und ihre Teamkollegen noch nicht, dass inzwischen Tirol zum Risikogebiet erklärt worden war. "Wir haben uns auf den Skandinavientrip gefreut", sagt sie. Gemeint sind damit die sich nur einige Tage an die DM anschließenden Weltcuprennen im norwegischen Hafjell vom 15. bis 22. März und die vom 24. bis 28. März im schwedischen Are. "Aber abends in Tirol haben wir dann erfahren, dass wir nicht nach Norwegen einreisen dürfen. Wir waren etwas perplex, es wusste ja keiner etwas. Erst als das Robert Koch-Institut bekannt gab, dass Tirol zum Risikogebiet eingestuft wurde wussten wir, warum wir nicht nach Norwegen fliegen durften", so Rothfuss.

Das fühlte sich nicht nur für das deutsche Team, sondern auch für die anderen Mannschaften, die nicht einreisen durften – darunter Österreich und die Schweiz – zunächst "ein bisschen unfair" an. Denn andere Nationen waren bereits in Norwegen. Sie konnten die Strecke vorab inspizieren und darauf trainieren – wohlwissend, dass genau auf dieser nächstes Jahr die Weltmeisterschaften ausgetragen werden.

Vierte im Gesamtweltcup

Norwegen hätte zudem nochmal die Möglichkeit geboten, das eigene Punktekonto nach oben zu schrauben, "denn wir hatten die Wettkämpfe in Russland bewusst ausgelassen. Die weite Strecke und der ganze damit verbundene Aufwand wäre zu hoch gewesen", sagt Rothfuss auch mit Blick auf die insgesamt bis dahin extrem kräftezehrende Saison. Der Fokus lag ja ohnehin auf Verbesserung der Technik, um auf den Punkt für die WM 2021 gerüstet zu sein.

"Zu unserer Genugtuung wurden dann aber auch alle Wettbewerbe in Norwegen abgesagt. Wir dachten, vielleicht wäre als Ersatz bei einem Punkterennen in Liechtenstein noch etwas drin, aber wegen Corona ging plötzlich alles Schlag auf Schlag", erinnert sich die gebürtige Freudenstädterin. Die Saison wurde vorzeitig beendet, und zwar auf dem Stand wie er zuletzt war. Rothfuss beendet sie auf Gesamtplatz vier. "Es ist Wahnsinn so etwas zu erleben. Vor zwei Wochen hätte keiner gedacht, dass es so weit kommt, es hörte sich alles so übertrieben an. Mittlerweile aber finde ich, dass die Maßnahmen Sinn ergeben", ergänzt sie.

Mit ihrer Saisonleistung sei sie insgesamt gesehen nicht zufrieden gewesen. Gründe zu finden für ihr bisweilen nicht ganz so gutes Abschneiden falle aber gar nicht so leicht, "es ist eine Mischung aus vielen kleinen Faktoren, Stellschrauben, an denen ich besser hätte drehen müssen. Ich hatte mir schon mehr erhofft, aber es kann auch nicht immer nur nach oben gehen. Eine Stagnation musste irgendwann mal kommen", sagt sie.

"Kleineres Übel gezogen"

Davon unterkriegen lasse sie sich gleichwohl nicht. Nun gelte es, den Kopf freizubekommen und wenn möglich früher in die nächste Saison zu starten. Bis Ende der Osterferien sei nichts Offizielles geplant. Froh sei sie, wegen des Coronavirus momentan im Vergleich zu den Sommersportlern als Wintersportlerin das kleinere Übel gezogen zu haben. "Was ich in meinem Sportplan stehen habe, kann ich problemlos von zu Hause aus machen – wenn ich nicht gerade unter Quarantäne gestellt werde."