Svenja Würth freut sich auf die Sommergrandprix in Deutschland wie hier vergangenes Jahr in Hinterzarten – diesmal aber nicht nur auf der Schanze, sondern auch in der Loipe. Foto: Eibner

Ski Nordisch: 26-Jährige vom SV Baiersbronn zählt zu neu formiertem DSV-Team der Kombiniererinnen an.

Die Nordische Kombination war die letzte Männerbastion des Wintersports, auf Weltniveau allein ihnen vorbehalten. Seit Freitag stellt der Deutsche Skiverband nun auch ein Damen-Nationalteam – und mit dabei ist Svenja Würth vom SV Baiersbronn.

Svenja Würth baut sich damit ein zweites Standbein auf, genauer, sie richtet künftig sogar den Fokus auf die Nordische Kombination. Das mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, machte die 26-Jährige im Skispringen doch eine gute Figur, wurde etwa 2017 Weltmeisterin im Team-Mixedspringen im finnischen Lahti. Nach zwei schweren Stürzen 2014 und 2017 kämpfte sie sich mit viel Eifer und Anstrengung zurück in die Weltelite.

Zweigleisig ausgebildet

Doch die Vergangenheit flog immer ein Stück weit mit. Würth brauchte "nicht lange überlegen, dass ich meine Zukunft hauptsächlich in der Nordischen Kombination sehe", sagt sie. Schon länger habe sie mit dem Gedanken geliebäugelt, sie wisse ja wo sie herkomme. Die Athletin des SV Baiersbronn, die seit 2016 in der Nähe von Rosenheim lebt, lernte nämlich von der Pike auf, zweigleisig zu fahren.

"Eigentlich bin ich von Hause aus Zweikämpferin, ich begann mit sechs, sieben Jahren mit der Nordischen Kombination, war acht Jahre lang auf der Schanze und in der Loipe zu Hause", sagt sie. Es sei seit jeher gute Schule, durch die man bei Jugendtrainer Klaus Faißt gehe, immer zweigleisig ausgebildet zu werden. Karriere machte Würth schließlich aber im Skispringen.

"Typischer Anfängerfehler"

Nun, da sie abgewartet habe, "bis wir mit dem Skiverband eine gute Lösung gefunden hatten – es ging vornehmlich um die Trainingsgruppen und darum wer mich betreut – freue ich mich auf diese neue Herausforderung. Auch wenn alles komplett anders ist, vor allem mit einem neuen Team, sehe ich die Zukunft als Chance", gibt sie sich optimistisch.

Ganz unbedarft geht Würth dabei nicht an die neue Herausforderung heran, erste Wettkampfluft schnupperte sie bereits. Es war diesen Februar, als Würth zunächst im slowenischen Ljubno Vierte im Teamskispringen wurde, tags darauf schon ging sie im österreichischen Eisenerz bei einem Continental-Cup als Kombiniererin an den Start –und Würth scheiterte "wegen typischer Anfängerfehler", redet heute allenthalben von einem "Experiment", und der Erkenntnis: "Beides zusammen wird schwierig."

Svenja Würth weiß woran es gehapert hat und will daran arbeiten, in der neu formierten sechsköpfigen Nationalmannschaft auf Augenhöhe mit dabei sein. Sie weiß, dass sie gerade im konditionellen Bereich noch ordentlich zulegen muss, "das trainiert man im Skispringen ja weniger", diesen April habe sie dank guten Wetters schon sechs- bis siebenhundert Radkilometer gesammelt.

Dazu komme ein passendes Umfeld: Zum einen wolle der DSV mit mehr Mitteln die Unterstützung der Damenkombiniererinnen noch professioneller betreiben, das sei anders als noch die Jahre zuvor. Und das, obwohl bei den Frauen Olympia aktuell noch nicht zum Programm zählt. "Im Hinterkopf ist mir die Kombination immer geblieben, und wäre damals eine entsprechende Plattform gegeben gewesen wie heute hätte ich sicherlich da weitergemacht. Viel hat sich in den vergangenen Jahren entwickelt", sagt sie.

Breite Unterstützung

Dankbar ist sie zudem dafür, dass sie von der Bundespolizeisportschule große Unterstützung erfahre, "ich kann das ganze Trainingsangebot nutzen, es werden mir keine Steine in den Weg gelegt". Das sei auch wichtig, denn langsam gehe es auch in Coronazeiten zurück Richtung Normalität, der Kraftraum etwa könne wenn auch eingeschränkt genutzt werden. An ihrer Seite weiß sie dabei ihren Betreuer und Co-Trainer Nico Reichenberger, Nationaltrainer ist Klaus Edelmann. "Es ist zwar für Nico und mich etwas neu, aber wir kennen und verstehen uns gut, laufen uns öfter über den Weg", sagt Würth.

Auch wenn die Athletin nun offiziell und professionell der Damenmannschaft der Deutschen Kombiniererinnen angehört, hält sie sich die Möglichkeit offen, "noch an dem ein oder anderen Skisprung-Wettkampf teilzunehmen. Ich möchte den Kontakt zu den Mädels nicht schleifen lassen, mich hin und wieder mit ihnen messen, etwa bei einer DM".

Bei den Kombinierern hofft Würth nun, dass von den sechs oder sieben angesetzten Sommergrandprix in Deutschland auch welche stattfinden können, "aber das steht noch in den Sternen". Sie benötige die Wettkampferfahrung, um sich der starken Konkurrenz aus USA, Japan und Norwegen stellen zu können. Wohlwissend, dass man selber auch mit starken Athletinnen aufwarten kann, da ist ja etwa eine Jenny Nowak, ihres Zeichens unter anderem Deutsche Junioren-Weltmeisterin. Würth schaut aber zuvorderst auf sich, auch deshalb hofft sie auf Wettkampferfahrung, "damit mir nicht noch einmal so ein Fehler wie beim Experiment in Österreich passiert".