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Die deutschen Kombinierer wollen Norwegen wieder von der Spitze vertreiben

Jahrelang dominierten die deutschen Kombinierer auf dem Bakken und in der Loipe. Im letzten Jahr sind sie aber hinterhergefahren. Das soll sich wieder ändern. Schließlich lockt die Heim-WM im Februar in Oberstdorf.

Im Januar 2017 stöhnte die Konkurrenz. Im Gesamtweltcup führte – wieder einmal – der Oberwiesenthaler Eric Frenzel, der schon die vier vorangegangenen Jahre am Ende ganz vorn gelegen hatte. Nichts Neues also. Aber dahinter lagen mit Johannes Rydzek (Oberstdorf) und dem Breitnauer Fabian Rießle zwei weitere DSV-Athleten. Die Frage vor jedem Weltcup lautete nur noch: "Welcher Deutsche gewinnt diesmal?"

Spätestens seit dem letzten Winter ist aber alles anders. Schon 2017 sah man, wie das norwegische Wunderkind Jarl Magnus Riiber einen Supersprung nach dem anderen in den Schnee zauberte, seit vorletztem Jahr ist er auch in der Loipe so verbessert, dass er fast unschlagbar scheint. Unterdessen war bei den Athleten des Deutschen Skiverbands auf der Schanze der Wurm drin. "Wir haben viel zu sehr an Details rumgeschraubt", erklärt Frenzel, "und dabei das Gefühl für den Sprung verloren."

Das soll jetzt anders werden, und dafür musste der eigentlich als Nachfolger von Hermann Weinbuch aufgebaute Ronny Ackermann als Sprungtrainer seinen Hut nehmen – offiziell aus freien Stücken. "Ich persönlich glaube, dass das Potenzial mit einer neuen Ansprache durch neue handelnde Personen wieder stärker zur Geltung gebracht werden kann", sagte Ackermann. Und der Mann, der seit Mai dieses Potenzial wecken soll, heißt Heinz Kuttin, österreichischer Skisprung-Weltmeister von 1991. "Es macht auf jeden Fall viel Spaß mit ihm", berichtet Rießle, "weil die Herangehensweise ganz anders ist, als wir’s vorher gemacht haben."

Gerade für den Breitnauer ist das Sprungtraining elementar, denn schon des Öfteren hat er nach wackligen Auftritten auf der Schanze nur durch beherzte Auftritte in der Loipe einen Platz in der Spitze belegen können. "Wer mich kennt, der weiß, dass meine Hauptarbeit auf der Schanze liegt", gibt er zu. Aber der frischgebackene Familienvater ("es tut mir gut und macht richtig Spaß mit der Kleinen") sieht das Ausmerzen seiner Schwäche von der humorvollen Seite: "Das hat den Vorteil, dass ich dann nicht so schnell laufen muss."

Mit Fabian Rießle ist also zu rechnen in der kommenden Saison. Doch wenn es nach Bundestrainer Weinbuch geht, dann könnte auch ein anderer Athlet verstärkt ins Rampenlicht treten. Und der kommt aus Baiersbronn. "Manuel Faißt war letztes Jahr im Springen sehr stark, und jetzt hat er sich im Laufen, glaube ich, um eineinhalb Minuten verbessern können", ist er voll des Lobes über die Fortschritte des 27-Jährigen. "Ich glaube", setzt Weinbuch auf die Karte Faißt, "wenn Manu unter die ersten drei springt, dass er das halten kann. Er ist stärker geworden, und er wird noch öfter Top-sechs- oder Stockerlplätze einnehmen."

Die letztjährige Erfolglosigkeit hat allerdings auch an Weinbuch genagt. "Für mich war’s nicht einfach. Ich habe lange überlegt, ob ich die Segel streichen soll", gibt er zu. Aber dann behielt der Kampfgeist die Oberhand: "Man muss sich verändern! Der Riiber hat uns gezwungen, dass wir was ändern müssen, um ihn zu schlagen." Mit dem Umbau des Trainerteams hat Weinbuch die Herausforderung angenommen, und wenn es am 27. November im finnischen Ruka losgeht, dann hat er bis zum Finale in Schonach am 20./21. März nur ein Ziel: "Wir wollen wieder die Nummer 1 werden!"