Beim Springen ist Manuel Faißt diese Saison in bestechender Form und immer vorne mit dabei. Foto: Hildenbrand

Nordische Kombination: Zweiter Platz bei Deutschem Heimweltcup in Staffelentscheidung. 

Ein erfolgreiches Wochenende hat Manuel Faißt vom SV Baiersbronn beim Heimweltcup in Oberstdorf hinter sich. Mit der Mannschaft kam er auf Platz zwei, gestern lief er im Einzel in die Top Ten.

Ein Gefühl für die Schanze zu bekommen und sich jeden Winkel der Strecke vor dem Einzelwettkampf gestern genauer anzuschauen, war Manuel Faißt bereits am Samstag vorbehalten. Dort startete er beim ersten Deutschen Heimweltcup und der ersten Staffelentscheidung in dieser Saison. Besondere Bedeutung hatte der Wettkampf zudem, da er als eine Art Generalprobe galt, denn nächstes Jahr findet in Oberstdorf die Nordische Ski-WM statt, bei der es um begehrte Medaillen geht.

Runter ging es für das Quartett zunächst auf der HS 140-Schanze. Und dabei fiel nicht nur auf, dass der letztjährige Doppelweltmeister Eric Frenzel aufgrund zu schlechter Springleistung ein Platz in der Mannschaft verwehrt blieb, sondern vor allem, dass die ersten beiden Springer Vincenz Geiger und Johannes Rydzek ordentlich Meter liegen ließen, beide brachten es auf ihrer Heimschanze nur auf 113,5 Meter. Um ganz vorne ein Wörtchen mitreden zu wollen, bedurfte es schon einer Weite von um die 130 Meter, der K-Punkt liegt bei 120 Metern.

Hoffen auf "Manu"

Aber Bundestrainer Hermann Weinbuch hatte noch zwei Pfeile im Köcher. Zuerst machte Fabian Rießle durch seinen Satz auf 131,5 Meter Boden gut und der hoffte, "dass Manu noch ein bisschen näher ranspringen kann an die Konkurrenz vor uns", sagte er. Die Norweger meinte er dabei nicht, sie zeigten allesamt solide Sprünge, aber gegen Österreich und überraschend starke Japaner war noch alles drin.

Und Manuel Faißt bewies Zuschauern und vor allem seinem Trainer, dass er zurecht den Vorzug vor Frenzel erhalten hatte, die Leistung seiner guten Trainingssprünge – in den vergangenen vier Tagen sprang er immer über 130 Meter – rief er auch diesmal ab.

Satz auf 135 Meter

Es herrschten wettertechnisch fast schon Laborbedingungen, kein Hauch von Wind hatte es, und Faißt zeigte was er drauf hat. Nach seinem Absprung drehte er sich gut hinein und ließ sich begleitet von einem lang gezogenen "Ziehhhh" der Zuschauer weit nach unten tragen. Nach 135 Metern landete er, kam damit fast an die Weite vom überragenden Norweger Jarl Magnus Riiber heran und plötzlich war das Team wieder mitten drin im Duell um Platz zwei, auch wenn es nicht reichte, sich vor den 4x5 Kilometern am Dritten Japan vorbeizuschieben.

Anspruchsvolle Strecke

Insgesamt ging Deutschland als Vierter mit 1:46 Minute auf die Strecke, eine Loipe, steiler als sonst und mit vielen engen Kurven. Weinbuch schickte als erstes Rießle ins Rennen und der machte gleich Meter und Sekunden gut, kassierte Japan ein und übergab an Rydzek. Der zeigte seinerseits seine Qualitäten und ging nach nicht allzulanger Zeit aus dem Schatten der Japaner heraus und behauptete Platz zwei. Nach neun Kilometern hatte man etwa eine Minute Abstand auf Norwegen, aber auch bereits eine Minute Vorsprung auf Japan.

Einsames Rennen

Rydzek übergab mit gut einer Minute Rückstand auf Manuel Faißt, für den es galt, das Podium vor allem nach hinten abzusichern, denn nach vorne war der Abstand zu groß. Kurz konnte Faißt einige Sekunden gutmachen, doch dann zog Joergen Graabak wieder an. "Hopp, Manu, gleich bist du daheim", schrie ihm Weinbuch einen Kilometer vor dem letzten Wechsel zu und Faißt verteidigte den Vorsprung souverän.

"Nachdem Fabian und Johannes Japan und Österreich kassiert hatten, lief ich ein relativ einsames Rennen. Ich habe versucht, mein Tempo durchzulaufen und ich denke, das hat gut funktioniert", sagte Faißt nach dem Rennen. Der letzte Starter Vinzenz Geiger fuhr dann ebenso einsam und ungefährdet das Rennen zu Ende und den damit verbundenen Platz zwei ein.

Kräfte sparen

Weinbuch war insgesamt zufrieden. "Spätestens als klar war, dass Norwegen nicht mehr einzuholen war, wusste ich, dass keiner mehr 100 Prozent laufen würde. Es galt, die Kräfte für den zweiten Wettkampf am Sonntag aufzusparen, um dann die Spritzigkeit abrufen zu können." Licht und Schatten habe er gesehen. Licht vor allem bei Fabian Rießle – und Manuel Faißt.

Und der Schwarzwälder knüpfte gestern an seine Leistung vom Samstag an. Als bester Deutscher mit der Nummer 40 auf dem Trikot, also als zehntletzter Starter, ging er von der Schanze. Wolken hingen über der Schattenbergschanze, und der Windgott schien zunächst spät aufgestanden zu sein, doch dann profitierten gleich sieben Springer von dem Aufwind im Abhang, bis der Windgott sich wieder hinlegte und es der restlichen Konkurrenz schwerer machte.

Abzug bei Haltungsnoten

Faißt erwischte dennoch einen kräftigen Absprung, stand hoch in der Luft, sackte kurz vor der Landung aber hinten etwas ab, kein Telemark, das würde Abzug bei den Haltungsnoten geben, soviel war klar. Faißt ärgerte sich auch etwas über die Landung, trotzdem standen 132 Meter, mit zu diesem Zeitpunkt Platz zwei eine tolle Ausgangsposition. "Bei der Landung habe ich mich verschätzt, hinten hat es mich reingezogen, dadurch habe ich Punkte verloren. Wichtig war aber, einen guten stabilen Flug zu erwischen. Nachher wartet eine sehr harte Strecke über zehn Kilometer, man darf nicht zu früh voll Gas geben, muss Kräfte sparen", sagte er nach dem Springen und vor dem finalen Lauf. Am Ende ging Faißt an Position sechs als bester Deutscher mit einem Rückstand von 1:02 Minute auf den Ersten in die Loipe, ein bisschen Hoffnung in Richtung Podium konnte man sich machen.

Solide durch die Loipe

Nach dem Start versuchte Faißt seine Linie zu laufen, wurde aber schon alsbald von Fabian Rießle eingeholt. Auf die weit entfernten ersten drei uneinholbaren Läufer machte er genau das Richtige und hielt sich stabil in der Verfolgergruppe um Rießle, nach siebeneinhalb Kilometern stand er auf Position neun. Der Bundestrainer attestierte, dass Faißt "noch ganz gut aussieht auf dieser letzten Runde". Nun ging es darum, noch so viele Weltcuppunkte wie möglich zu sichern. Faißt hielt seine Pace, kam als Neunter mit einem Rückstand von 49,3 Sekunden ins Ziel und freute sich als zweitbester Deutscher über ein Top Ten-Resultat.