Natur genießen - auch das ist Langlauf. Foto: dpa

Egal ob Skating oder klassischer Stil – Wer nordisch Ski läuft, geht fit in den Sommer.

Stuttgart - Mit 80 Sachen über die Skipiste rasen ist gefährlich. Nicht umsonst sind Helme und Rückenprotektoren die Renner der Wintersportsaison. Wer es ruhiger mag und im Schnee gleichzeitig noch etwas für seine Gesundheit tun will, für den ist Langlauf eine echte Alternative.

Fachleute nennen es einen "emotionalen Reiz", bei Laien heißt es die Natur genießen. Fest steht: Eine verschneite Winterlandschaft ist ein wunderschöner Anblick. Und wie lässt sich so ein Naturschauspiel besser genießen als beim Langlauf.

Dieter Bubeck von der Universität Stuttgart ist ein Fachmann und kennt sich mit jeglicher Form von Wintersport bestens aus: "Bewegung in einer tief verschneiten Winterwelt, egal bei welchen Witterungsbedingungen, sorgt für einen emotionalen Reiz," erklärt der Sportwissenschaftler, "das hat positive Auswirkungen auf die Psyche." Das bedeutet: Wer sich selbst bei Schneetreiben und Eiseskälte auf Langlaufskiern nach draußen wagt, fühlt sich danach besser. Vor der kalten Luft und einer drohenden Erkältung sollte man sich laut Bubeck auch nicht fürchten: "Vorausgesetzt, man geht nicht bei minus 20 Grad zum Laufen, sorgt der Kältereiz für eine Stärkung des Immunsystems."

Aber nicht nur für Genusssportler, sondern auch für ambitionierte Athleten eignet sich Ski nordisch hervorragend als Wintertraining. "Das Training hat positive Effekte auf die Ausdauer und auf die Kraftleistungsfähigkeit", sagt Bubeck, "man kann es sehr gut als Winteralternative für den gesamten Ausdauerbereich heranziehen."

Das Herz-Kreislauf-System arbeitet auf Hochtouren

Der große Vorteil: Langlauf spricht den gesamten Körper an, kein Muskel kann sich dem Training entziehen - ein Vorteil, den kaum eine andere Sportart bieten kann. "Die Arm- und Schultermuskeln werden durch die Stockarbeit komplett angesprochen", sagt der Experte und ergänzt: "Beim Doppelstockschub wird zudem sehr gut die Bauchmuskulatur belastet, vorausgesetzt, der Oberkörper wird dabei aktiv nach vorne unten gezogen." Außerdem werden die gesamte Muskulatur der Beine sowie die Streckmuskeln im Rücken trainiert - der ganze Körper ist im Einsatz. Das bedeutet, das Herz-Kreislauf-System arbeitet auf Hochtouren, da so viele Muskeln gleichzeitig mit Sauerstoff versorgt werden müssen. "Langlaufen ist eine der besten Möglichkeiten, die Ausdauer zu trainieren", so Bubeck.

Doch welche Technik ist besser, Skating oder der klassische Stil? Das liegt allein an den persönlichen Vorlieben, ein gesundes und effektives Training bieten beide Varianten. Der größte Unterschied zwischen den beiden Technikalternativen liegt in der Ausrüstung. Skatingskier sind aufs Gleiten ausgelegt, klassische Modelle haben eine Steighilfe auf der Unterseite. Das Skating ähnelt in seinen Bewegungsmustern dem Ablauf beim Schlittschuhlaufen. Die klassische, auch Diagonalstil genannte Technik ist mit dem normalen Gehen oder Laufen vergleichbar. "Beim Skating entsteht der Vortrieb durch den Abdruck über die Skikante", sagt Bubeck, "bei der klassischen Technik wird das Bein explosiv nach hinten unten gedrückt. Dadurch greift die Steighilfe im Schnee, und man kann sich abdrücken." Der Widerstand wird dabei durch Schuppen im Skibelag oder durch haftendes Steigwachs erzielt. "Die Skatingtechnik hat sich Anfang der 70er Jahre entwickelt", erklärt der Wintersportexperte. Im Weltcup wurden in der Saison 1985/86 erstmals getrennte Rennen ausgetragen. Die klassischen Läufer hatten gegen die Skater keine Chance: "Die Skatingtechnik ist mit Sicherheit die schnellere Variante", sagt Bubeck.

Doch was ist für den Hausgebrauch geeignet, welche Variante ist einfacher zu erlernen? Eine Frage, die selbst der Experte nicht eindeutig beantworten kann. "Da der Diagonalstil dem Gehen ähnelt, ist das Grundmuster einfacher zu erlernen", sagt er. Fortschritte auf ein höheres Niveau sind allerdings nicht so leicht zu erreichen. "Die saubere Ausführung auf einem sportlichen Level ist im klassischen Stil sicherlich schwieriger als beim Skating." Skater sind also schon früher flott auf den Loipen unterwegs als klassische Läufer. Doch egal mit welcher Technik, ein emotionaler Reiz und ein schönes Naturerlebnis sind mit beiden Varianten sicher - und das Ganze noch, ohne in die Gefahr zu kommen, sich die Knochen zu brechen. Im Gegenteil: "Da es im Langlauf keine Flugphase in der Bewegung gibt, entsteht keine Aufprallenergie. Das schont Gelenke und Knochen", erklärt Dieter Bubeck.