Viele, viele fleißige Helfer haben in den letzten Tagen für perfekte Verhältnisse auf der Hochfirstschanze in Titisee-Neustadt gesorgt. Foto: Benitz

Wintersport: "Ich werde weiter angreifen." Erstmals als "Weltranglistenerster" bei Weltcup.

Ganz in Gelb im Schwarzwald: Karl Geiger geht am Freitag in der ungewohnten Rolle des Topfavoriten in das Heimspiel in Titisee-Neustadt.

Das Gelbe Trikot hat Karl Geiger mit in den Schwarzwald gebracht, die gute Laune sowieso. Ein "großes, großes Grinsen" verspüre er seit seinem Doppelsieg in Val di Fiemme im Gesicht, sagte der neue Führende des Skisprung-Gesamtweltcups vor dem am Freitag beginnenden Heimspiel in Titisee-Neustadt. Damit sich daran vor eigenem Publikum auch nichts ändert, kennt Geiger für das Wochenende nur eine Devise: "Ich werde weiter angreifen."

Für Geiger ist die Rolle des Topfavoriten neu. Vom jährlichen Auftakt der Vierschanzentournee in seiner Heimat Oberstdorf ist er zwar Ähnliches gewohnt, nun aber kommt er erstmals als "Weltranglistenerster" zu einem Weltcup. "Karl der Coole" setzt daher voll auf die Gelassenheit, die ihn seit Wochen auszeichnet. "Ich freue mich auf Titisee. Das ist eine schöne Schanze, eine Gleiter- und Fliegerschanze. Ich hoffe, dass wir vor heimischem Publikum ein paar schöne Sprünge runterziehen", sagt der 26-Jährige.

Gründe zur Gelassenheit hat Geiger zur Genüge. Mit 819 Punkten im Weltcup hat er schon jetzt eine persönliche Bestmarke aufgestellt – dabei ist nicht einmal die Hälfte der Saison absolviert. Nun kann der Bayer als vierter Deutscher nach Jens Weißflog (1983/84), Martin Schmitt (1998/99 und 1999/00) und Severin Freund (2014/15) den Gesamtweltcup gewinnen.

Nicht nur der Bundestrainer hält das durchaus für möglich. "In Val di Fiemme hat Karl die Konkurrenz sauber stehen lassen. Er kommt in Topform zur Hochfirstschanze", sagte Stefan Horngacher vor den Springen in seiner Wahl-Heimat. Und Horngacher denkt sogar noch weiter. "Der Karl hat noch Reserven. Im nächsten Winter müssen wir ihn in allen Parametern noch weiter nach oben bringen", sagt der Österreicher.

Sein derzeitiger Vorflieger sei "ein hochtalentierter Sportler, sehr clever, sehr bescheiden, besonnen und extrem fokussiert auf die wesentlichen Dinge, die es in seinem Sport braucht." Klingt ganz so, als ob Geiger noch eine Weile ganz oben bleiben könnte.

Zunächst aber gilt es, die Herausforderung Titisee zu meistern, wo ein besonderer Jackpot lockt: Wer in den fünf Wettkampfsprüngen, beginnend mit der Qualifikation am Freitag ( 18.00 Uhr/Eurosport), die meisten Punkte sammelt, erhält ein zusätzliches Preisgeld von 25.000 Euro – mehr als der Gewinner der Vierschanzentournee. Geigers bestes Ergebnis in Titisee ist bislang ein 14. Rang – da bleibt noch Luft nach oben.

Immerhin: In der Vergangenheit glänzten die DSV-Adler auf der Hochfirstschanze regelmäßig, beim letzten Weltcup im Dezember 2017 feierten Andreas Wellinger und Richard Freitag einen Doppelsieg. Weil der verletzte Wellinger, der formschwache Freitag und auch der angeschlagene Weltmeister Markus Eisenbichler am Wochenende fehlen, wird es diesmal wohl Geiger richten müssen. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls glänzend.

Bundestrainer Horngacher ("Die Schanze in Titisee ist eine sehr schöne Anlage, alle unsere Athleten freuen sich darauf, dort zu springen") hat neben Geiger Stephan Leyhe, Pius Paschke und Constantin Schmid nominiert. Luca Roth aus Meßstetten (Zollernalbkreis), der die Schanze gut kennt, darf ebenso ran wie Philipp Raimund, der den schwächelnden Martin Hamann ersetzt.