Unser Mann bei der nordischen Ski-WM in Lahti: Peter Flaig. Foto: sb

Peter Flaig ist Sportredakteur unserer Zeitung und schreibt täglich eine Kolumne von der nordischen Ski-WM in Lahti.

"Tappan Vesa", verkünde ich – stolz meine frisch erworbenen finnischen Sprachkenntnisse anwendend – einem Kollegen aus dem hohen Norden, "ich treffe mich mit Vesa".

Der reißt erst groß die Augen auf und starrt mich an – dann bricht er in schallendes Gelächter aus. Hier stimmt irgendetwas nicht, denn so lustig ist das ja nun auch wieder nicht. Ich muss bei der Aussprache etwas verkehrt gemacht haben. Vor allem die Buchstabenverdopplungen bieten Stolperfallen – sie müssen extrem lang gezogen werden. Aus dem netten Kerl "Kustaa" könnte ein zornesroter Wüterich werden, sollte man ihn "kusta" (sehr derbes Wort für pinkeln) nennen.

Vorsicht sollte man bei allen Wörtern walten lassen, die mit einem "v" beginnen, denn je nach (gewolltem oder unbewusstem) Zusammenhang verstehen die Gesprächspartner dabei immer das Wort "vittu", das ich aus Rücksicht auf die Gefühle deutscher Frauen nie in meiner Muttersprache in den Mund nehmen würde. Auch die Vokabel "naida" zu benutzen, ist heikel, denn einerseits heißt dieses Wort heiraten, aber es beschreibt eben auch das, was in der Hochzeitsnacht so gemeinhin passiert. Ob es allerdings einen großen Unterschied macht, statt "vaimo" (Ehefrau) "vaino" (Feindschaft) zu sagen, weiß ich nicht so genau. Eventuell könnte die "vaivo " (Mühe) mit der "vaimo" (siehe oben) irgendwann erlahmen – und ein "vaihto" (Wechsel) steht ins Haus.

Und manchmal steckt auch wirklich der "perkele" (Teufel) in der "perhe" (Familie). Und nicht nur die Schweizer fahren dann zur "helvetti" (Hölle). Neben dieser haben die Finnen auch richtig interessante, real existierende Orte, anders als das einfallslose "Lahti" (Bucht) am noch einfallsloseren "Vesijärvi" (Wassersee). Spannend könnte es zum Beispiel in "Varkaus" (Diebstahl) werden – oder in "Kolari" (Kollision). Dort trifft man dann nicht nur die Herren Virtanen und Korhonen (Müller, Meier, Schulze), sondern zum Beispiel auch Herrn "Kiimamaa" (Brunftland) oder Frau "Patja" (Matratze), Herrn "Punkki" (Milbe) oder Frau "Romu" (Schrott).

Die erfinden dann die schönen neuen Wörter "tietokone" (Wissensmaschine) oder "sormitietokone" (Finger-Wissensmachine), weil die Anglizismen kompuutteri oder täpletti die Sprache verhunzen. Ich habe übrigens doch noch herausgefunden, was den Kollegen so erheitert hat.

Ich habe "tappan vesa" so ausgesprochen wie "tapan vessa ". Und das bedeutet übersetzt: "Ich töte das Klo."

Zur Person:

Peter Flaig ist Sportredakteur unserer Zeitung und berichtet täglich aktuell von der nordischen Ski-WM in Lahti.