Vor dem Teamspringen in bester Stimmung waren die deutschen Skispringerinnen mit Svenja Würth (zweite von rechts). Nach ihrem schweren Sturz flossen die Tränen. Foto: Klisch

Skispringen: Svenja Würth droht Olympia-Aus. David Siegel mit Windpech beim zweiten Springen in Ruka.

Im Schatten des sportlichen Dramas um Svenja Würth waren am dritten Adventwochenende auch die Brüder David und Jonathan Siegel vom SV Baiersbronn auf den Schanzen in Ruka und Seefeld aktiv.

Um 13.02 Uhr hielten am Samstag nicht nur die Besucher im Schanzenzentrum Hinterzarten, sondern auch viele Zuschauer an den Bildschirmen, die Luft an. Als letzte Starterin in der dritten Runde des erstmals ausgetragenen Mannschaftswettbewerbs der Skispringerinnen kam die Baiersbronnerin Svenja Würth nach der Landung zu Fall und krachte mit dem Rücken in die Bande. "Sie springt immer etwas nach rechts und dort war vielleicht noch etwas mehr Schnee im Auslauf", erklärte danach Bundestrainer Andreas Bauer, "etwas im Knie ist dabei wohl kaputt gegangen".

Nach einer rund fünfminütigen Behandlung wurde sie zunächst in einem Krankenwagen behandelt und danach in die Helios-Klinik nach Freiburg gefahren. Dort soll heute ein MRT klären, ob sich der Verdacht auf einen Kreuzbandriss und eine Meniskusverletzung bestätigt. Das würde das erneute Aus für die Olympiahoffnungen der 24-.Jährigen bedeuten, die mit ihrem bisherigen Weltcup-Platzierungen fünf, sechs und sieben bereits die Nominierungskriterien für einen Start in Pyeongchang erfüllt hatte (lesen Sie dazu auch unseren Bericht im Gesamtsport und neben stehenden Kommentar).

David Siegel in Ruka zweitbester Deutscher hinter Andreas Wank

Die unterschiedlichen Leistungen bei den Einsätzen im Weltcup setzten sich bei David Siegel auch bei den beiden Continentalcup-Wettbewerben in Ruka (Finnland) fort. Vielversprechend dabei hinsichtlich der möglichen Nominierung für die Vierschanzen-Tournee sein erster Auftritt auf der Großschanze im hohen Norden. Auf Platz 15 wurde der 21-Jährige zweitbester Deutscher rund sieben Punkte hinter Andreas Wank (11.). Mit 128 m und 129,5 m legte der Dürrenmettstetter zwei sehr solide Sprünge hin. Die ganz großen Weiten über 140 Meter gingen allerdings auf das Konto des Tagessiegers Tomasz Pilch aus Polen sowie der Slowenen Ziga Jelar, Jurij Tepes und Tomasz Naglic.

Wie immer auf dem Bakken in Nordfinnland war das vierte COC-Springen von stark wechselnden Windbedingungen geprägt. Dabei erwischte David Siegel bei seinem ersten Sprung ein starke Böe von vorne, er landete allerdings dennoch bereits bei 118,5 m. Wegen der starken Abzüge verpasste er um rund drei Punkte den Einzug in den zweiten Durchgang und stand als 31. in der Ergebnisliste.

Nach seinem Sieg im Deutschlandpokal auch auf internationaler Ebene stark präsentierte sich Jonathan Siegel bei zwei Alpencup-Wettbewerben in Seefeld. Auf der HS 109 m-Schanze in Österreich wurde das fünfte Alpencup-Springen in einem Durchgang entschieden, was zu entsprechend knappen Unterschieden führte. Wie vier andere Springern landete der 19-Jährige bei 99 mund kam mit 110,5 Punkten auf Platz 12. Zu dem auf Platz drei landenden besten DSV-Springer Cedrik Weigel (102,5 m) fehlten ihm nur neun Punkte.

Jonathan Siegel Im Alpencup guter Zehnter

Erneut zweitbester deutscher Springer war Jonathan Siegel am nächsten Tag, an dem zwei Sprünge gewertet werden konnten. Mit seinem Sprung auf 102 m lag er dabei zunächst auch recht deutlich hinter Luca Roth (107 m) zurück. Der Springer vom SV Meßstetten konnte seinen vierten Platz mit den 98,5 m im zweiten Versuch aber nicht halten und wurde sogar fast noch von Jonathan Siegel nach seinen 101 m eingeholt.

Direkt vor Cedrik Weigel belegte Jonathan Siegel Platz 7 und liegt in der Alpencup-Gesamtwertung vor drei Springen in Hinterzarten im Januar mit 158 Punkten auf dem guten 10. Platz.

Kommentar: Déjà vu

Von Arno Schade

Entsetzen bei den Zuschauern, Tränen bei den Mannschaftskameradinnen waren die Reaktion nach dem schweren Sturz der Baiersbronner Skispringerin Svenja Würth. Ausgerechnet beim Heimwettkampf in Hinterzarten und bei dem von ihr selbst mit großer Vorfreude angekündigten ersten Mannschaftsspringen der Frauen kam die 24-Jährige zu Fall.

Und wieder, wie bereits vor ziemlich genau vier Jahren, drohen Olympische Spiele für sie ein Traum zu bleiben. Einen Start 2014 in Sotschi hatte bekanntlich ein katastrophaler Sturz in Tschaikowski verhindert, der allerdings noch deutlich schlimmere Folgen hätte haben können.

Bei der jetzt zu befürchtenden Knieverletzung ist zumindest klar, dass Svenja Würth wieder vollkommen gesund werden wird. Und das ist erst einmal die wichtigste Erkenntnis, unabhängig von den möglichen Folgen für die sportliche Karriere.