Deutscher Hoffnungsträger bei der Tour des Ski 2016: Andreas Katz. Foto: Imago

Skilanglauf Sturz und Stockbruch können Andreas Katz nicht bremsen. Auf dem Weg zu Topplatzierung.

In keinem Leistungskader des Deutschen Skiverbands vertreten, aber dennoch nach drei Etappen bester DSV-Skilangläufer bei der Tour de Ski: Andreas Katz präsentiert sich derzeit in der Form seines Lebens.

Die zähe "Rennkatze" vom SV Baiersbronn hat ihre Krallen ausgefahren und bei den drei Auftaktrennen in Lenzerheide die deutsche Fahne hoch gehalten. Dabei ist der erstmals in der Schweiz durchgeführte Start der Tour des Ski 2016 so verlaufen, wie sich die gesamte bisherige sportliche Laufbahn des noch 27-Jährigen darstellt: mit Rückschlägen, die er aber mit Kampfgeist wieder überwinden konnte.

Schon der Einstand im wenig geliebten Sprint verlief trotz des Ausscheidens in der Qualifikation mit Platz 53 hoffnungsvoll, fehlten Andreas Katz doch gerade einmal rund zwei Sekunden zum Einzug in die K.o.-Runde der besten 32 Läufer.

Zum deutschen Hoffnungsträger bei der zum zehnten Mal ausgetragenen Jubiläums-Tour wurde der in Ruhpolding trainierende Murgtäler beim 30 Kilometer-Massenstartrennen im klassischen Stil. "Vorne sieht man nur Norweger laufen, und dann schaut man sich um und dann sind da noch mehr", schilderte er seine Eindrücke von dem harten Rennen auf einem schweren Kurs, das vom Weltcupsieger Martin Johnsrud Sundby beherrscht wurde. Dennoch hielt er sich in einer starken Verfolgergruppe und hatte zumindest Platz 12 im Visier, als ihn nach rund 20 Kilometern ausgerechnet der auf einer Eisplatte stürzende Kollege Jonas Dobler zu Fall brachte. Doch wie in seiner bisherigen Karriere, rappelte sich Andreas Katz schnell wieder auf und fand Anschluss an die Gruppe, die am Ende noch einmal mächtig Tempo aufnahm.

Im Endspurt duellierte er sich mit namhaften Läufern und belegte Platz 17, was ihm zudem wichtige Weltcuppunkte einbrachte. Dennoch hatte er ein für diesen Tag gestecktes Ziel nicht erreicht, wie er nach dem Rennen erklärte: "Eigentlich wollte ich heute Dario (Cologna) hinter mir lassen, mit dem ich in der Vorbereitung einige Male trainiert und dabei schon gesehen habe, dass ich durchaus mit ihm mithalten kann", so Andreas Katz zu seinem kleinen Privatduell mit dem Olympiasieger, Weltmeister und Weltcup-Gesamtsieger aus der Schweiz.

Dort herrschte in der Langlaufhochburg Lenzerheide auch beim dritten Wettbewerb, einem 10 Kilometer-Freistilrennen, bei mittlerweile winterlichen Verhältnissen eine Bombenstimmung, die auch den Baiersbronner wieder zu einer hervorragenden Leistung trieb. Zusammen in einer Gruppe mit vielen sehr guten Läufern, und mit "Raketen an den Füßen, die eigentlich einen Waffenschein benötigten", hielt er trotz des hohen Tempos lange mit und führte als zwischenzeitlicher Zwölfter den Pulk sogar eine ganze Zeit lang an. Dann ereilte ihn erneut ein Missgeschick, als ihn ein Kontrahent touchierte und er den Rest des Rennens mit einem zu kurzen Ersatzstock und großem Handicap bestreiten musste. Die elftbeste Laufzeit und Gesamtplatz 19 waren der Lohn, mit denen er heute und morgen in den Klassik-Sprint (Qualifikation ab 12 Uhr) und ein Massenstartrennen in Oberstdorf gehen wird. Während er sich auf der Kurzdistanz nur wenig Chancen ausrechnet, aber auch nur wenig Zeit verlieren kann, gilt auf der deutschen Tour-Station sein Augenmerk dem Klassik-Rennen über 15 Kilometer am Mittwoch ab 15.20 Uhr.

Auch finanziell große Opfer gebracht

Erfolge, die angesichts seiner bereits vor einigen Jahren erfolgten "Ausmusterung" aus den DSV-Kadern alles andere als selbstverständlich sind. Auf eigene Kosten musste Andreas Katz seine gesamte Saisonvorbereitung bestreiten, obwohl er einmal mehr bei der Zentralen Leistungskontrolle zu den Besten gehört hatte. Unterstützt von Trainer Karl Zellner und mit Tipps vom ehemaligen Weltcupsieger, jetzigen Fernseh-Experten und seinem Chauffeur zur Tour de Ski, Tobias Angerer, trainierte der leidenschaftliche Skilangläufer weiter und schob sein Fernstudium zum Sportfachwirt in Köln erst einmal nach hinten.

Als positiv für Andreas Katz erwies sich auch der nach den Misserfolgen der deutschen Skilangläufer im Vorjahr vorgenommene Trainerwechsel im Skiverband. So hat Andreas Katz auch sein erstes Ziel für das Jahr 2016 erreicht: am Freitag, 8. Januar, in Toblach seinen 28. Geburtstag in einem Wettkampf auf Ski bestreiten zu können.

Danach wartet beim Tour-Finale mit dem Aufstieg zur Alpe Cermis noch eine ganz besondere Herausforderung, die dem seit seiner Jugend als Kämpfer bekannten Baiersbronner aber liegen dürfte. Bereits bei seiner ersten kompletten Tour de Ski vor drei Jahren hatte er beim Kampf auf dem steilen Skihang und bis zu 30 Prozent Steigung mit dem 21. Platz überrascht.

Weitere Topplätze können auch ein weiterer Baustein zur Rückkehr in die DSV-Kader und weitere Erfolge 2017 und 2018 werden. Für die Olympischen Spiele in Pyeongchang wäre Andreas Katz auch mit dann 30 Jahren mit Sicherheit nicht zu alt. Der derzeit dominierende Läufer Martin Johnsrud Sundby ist 31 ...