Der Winterlinger Kinderbuchautor Foto: Setz

Wer heute Buchautor werden will, braucht nach Ansicht des Winterlinger Kinderbuchautors Manfred Mai vor allem Glück und gute Beziehungen. Um dem Glück ein wenig nachzuhelfen, hat er zu seinem 70. Geburtstag den Manfred-Mai-Preis für Kinderliteratur ins Leben gerufen.

Winterlingen - Unter den fünf Titeln, die es in die Endauswahl schafften, wählte die Jury Katja Reider mit ihrem Buch "Cool in 10 Tagen" zur ersten Preisträgerin. Die Verleihung ist nach einigen Verschiebungen für Mai 2022 geplant, sofern die Corona-Pandemie dieser nicht noch mal einen Strich durch die Rechnung macht.

Künftig soll der Preis alle zwei Jahre verliehen werden; dem Sieger winken 2500 Euro Preisgeld und eine Lesung in der Grundschule Winterlingen. Das Preisgeld spendiert Manfred Mai aus eigener Tasche.

Eingereicht werden konnten Bücher mit der Zielgruppe Kinder zwischen acht und elf Jahren, die 2019 als Originalausgaben in einem deutschen Verlag veröffentlicht wurden. Die Jury besteht aus vier Grundschülern, zwei Lehrkräften und Manfred Mai selbst – und keinem fiel die Entscheidung leicht. "Manche Bücher waren inhaltlich besser, andere lagen mit ihren Themen näher an der Lebenswelt der Kinder", erklärt der Schriftsteller. Am Ende überzeugte Katja Reider mit ihrer Idee, dass alle Kinder cool sein wollen und ihrer "fetzigen Geschichte", wie die Kinder ihren Sprachstil bewerteten.

Die Begeisterung für’s Lesen und Schreiben fördern

Mit dem Kinderliteraturpreis, der seinen Namen trägt, will der Winterlinger drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: er möchte die jungen Autoren finanziell unterstützen, ihnen zu etwas mehr Aufmerksamkeit verhelfen und die Leseförderung in den Schulen stärken.

Zum Schreiben, beziehungsweise zum Hauptberuf Schriftsteller kam der Winterlinger über Umwege. Mai ist eigentlich gelernter Maler und entdeckte erst während seiner Bundeswehrzeit dank eines Stubenkameraden seine Begeisterung fürs Lesen und Schreiben. "Da hat es in meinem Kopf gewittert und geleuchtet", erzählt Mai und schwärmt: "So viel Wissenswertes und Schönes hat mit Büchern und dem Lesen zu tun und genau das möchte ich auch weitergeben."

Dann, nach dem Abitur und Studium, wurde Mai zunächst Lehrer. Sein Fokus – wie soll es anders sein – lag schon damals auf der Leseförderung. 1984 entschied sich Mai dazu, hauptberuflich zu schreiben.

Glück und Dankbarkeit

Blickt der 72-Jährige auf die vergangenen 40 Jahre seines Schaffens zurück, ist Manfred Mai mehr als glücklich und dankbar: über den Stubenkameraden, der in ihm die Begeisterung für die Literatur geweckt hat. Über den Lektor, der ihn 1978 erste Geschichten in einem Jahrbuch für Kinder veröffentlichen ließ, Darüber, dass er sich einen Namen in der Literaturwelt gemacht, freie Hand beim Schreiben und allein im deutschsprachigen Raum fast zehn Millionen Exemplare verkauft hat. "Vieles davon hätte ich mir nie vorstellen können", sagt er rückblickend.

Heute würde er kein Schriftsteller werden wollen

Umso mehr fühlt er mit jungen Autoren mit, die heute mit ganz anderen Bedingungen konfrontiert würden als er zu seiner Anfangszeit. Mai habe als junger Autor lediglich seinen Lektor überzeugen müssen. "Heutzutage haben Vertriebe mehr zu sagen als Lektorate", weiß Mai. "Wenn davon ausgegangen wird, dass zu wenig Exemplare eines Buches verkauft werden, wird es meistens abgelehnt." Bücher, die sich nach ihrer Veröffentlichung schlecht verkaufen, werden laut Mai früher aus dem Programm genommen und der Rest abverkauft oder zu Altpapier verarbeitet.

Das Glück und die Dankbarkeit, die er bei seinem Werdegang und Erfolg empfindet, möchte er durch seinen Preis mit anderen teilen. Auf die Frage, ob er heutzutage Autor oder Schriftsteller werden wollen würde, sagt er nur: "Wenn ich das Wissen über die Branche hätte, das ich jetzt habe, dann nein."