Zwischen den Fangflügen ruhen sich die vielen Schwalben auf den Stromleitungen aus. Foto: Gauggel Foto: Schwarzwälder Bote

Vögel: Schwalbenschauspiel auf der Scher

Winterlingen-Harthausen. Seit Tagen beobachten Vogelfreunde wie Karl-Otto Gauggel in Harthausen immer wieder große Ansammlungen von Schwalben an verschiedenen Stellen im Ort auf den Stromleitungen.

Es sind fast ausschließlich Mehlschwalben, die in der Region viel häufiger vorkommen als die in Ställen und Scheunen brütenden Rauchschwalben, die etwas größer sind und einen tiefer gegabelten, längeren Schwanz haben als die deutlich helleren Mehlschwalben. "Es kam schon die Anfrage, ob das schon die Vorbereitungen und Versammlungen zum Abflug in die afrikanischen Winterquartiere seien", berichtet Gauggel, der allerdings eine andere Erklärung für die aktuellen Ansammlungen hat: "Sie haben noch nichts mit dem endgültigen Abschied zu tun, zumal viele Schwalben, Rauch- wie Mehlschwalben, derzeit noch gänzlich mit der zweiten Jahresbrut in ihren Nestern beschäftigt sind, die Reisezeit in den Süden eigentlich erst ab Mitte September beginnt und sich bis in den Oktober hinziehen kann."

Wie Gauggel und seine Freunde beobachtet haben, handelt es sich bei den allermeisten Schwalben auf den Drähten um Jungvögel aus der ersten Brut, die derzeit den Schutz der Gemeinschaft unter Gleichaltrigen suchen und von Alttieren noch immer mit Insekten versorgt werden. "Sie lernen gerade das lebensnotwendige Fangen der Fluginsekten, ruhen sich gemeinsam auf den Stromleitungen immer wieder mal aus und ordnen dabei intensiv ihr Gefieder", sagt der Vogelexperte und berichtet, dass er tags zuvor mehr als 80 Schwalben auf einem Leitungsabschnitt neben der Kirchstraße in Harthausen gezählt habe, was ein Indiz dafür sein könne, dass in diesem Jahr – bedingt durch das warme Wetter – sehr viele Mehlschwalben aus den Nestern entflogen sind.

Große Rückgänge verzeichnen die Vogelkundler auf der Scher in diesem Jahr allerdings bei den Rauchschwalben im Ort: "Wir sind gerade dabei, die Zählungen auszuwerten, und wir werden die Ergebnisse unserer Zählungen noch bekannt machen", kündigt Gauggel an. Einstweilen freut er sich – zusammen mit vielen Natur- und Vogelfreunden – über das derzeitige "Schwalbenschauspiel" und hofft, dass auch zweite Jahresbrut erfolgreich verläuft.