Auf und ab wie die Vogelnestschaukel der Kita Friedrichstraße können die Kinderzahlen auch in Winterlingen schwanken. Mit ihrem Angebot hat die Gemeinde die Nachfrage nach Kita- und Krippenplätzen bisher aber immer ziemlich gut getroffen.Archiv-Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder Bote

Bedarfsplanung: Genaue Zahlenanalyse und ein Blick in Ludwig Maags Glaskugel zeigen: Angebot passt

Einen ziemlich guten Riecher haben die Winterlinger bisher mit ihrem Kindergartenbedarfsplan bewiesen und immer nah am Bedarf geplant. Das könnte sich freilich jetzt ändern.

Winterlingen. Ob Familien mit Kleinkindern, solche mit Schulkindern oder Senioren die Baugebiete Riedern, Seniorenwohnen Ü50 und Hägnau in der Großgemeinde bevölkern werden – davon hängt nicht unwesentlich ab, wie groß der Bedarf an Kindergartenplätzen für Kinder unter (U3) und über drei Jahren (Ü3) sein wird.

Auf diese noch nicht planbare Eventualität hat Hauptamtsleiter Ludwig Maag ausdrücklich hingewiesen, als er dem Gemeinderat in der jüngsten Sitzung die achte Fortschreibung des Kindergartenbedarfsplanes vorgestellt hat. Verbunden mit einem Kompliment: dass die Räte doch bisher stets "die richtigen Weichen gestellt" hätten – auch im Hinblick auf den Bau der integrativen Kindertagesstätte Friedrichstraße, die landesweite Beachtung gefunden habe.

Mit ihrem Wunsch, "etwas in der Schublade liegen zu haben, um reagieren zu können", wenn sich auf Riedern und Hägnau entsprechende Familien ansiedelten, rannte Michaela Stauss beim Hauptamtsleiter offene Türen ein: Bürgermeister Michael Maier habe bereits Pläne im Hinterkopf, so Maags Signal.

Zum Beispiel für den Kindergarten Steigleweg, wo derzeit Platz für 47 Kinder in zwei altersgemischten Gruppen und 28 Kinder in einer Halbtagsgruppe sowie für 20 Kinder in zwei Krippengruppen besteht. Dank einer Zusatzbetreuung kann die Gemeinde flexibel auf den Elternwunsch nach längerer Betreuung am Vormittag reagieren.

Gut nachgefragt werden auch die zeitlich flexiblen Angebote in der integrativen Kita Friedrichstraße, die zurzeit auch 14 Kinder mit einer Beeinträchtigung besuchen. Winterlingen verfüge somit über elf Gruppen mit 160 Ü3- und 50 U3-Plätzen – 2013 waren es noch neun Gruppen mit 136 Plätzen gewesen.

In Harthausen stehen zurzeit 50 Ü3- und zehn U3-Plätze zur Verfügung – drei Gruppen im Ganzen, und die Zusatzbetreuung der altersgemischten Gruppe stellt Flexibilität für Eltern sicher.

Eben jene gewinnt die Gemeinde außerdem durch die 50 Plätze in zwei altersgemischten Gruppen in Benzingen, ebenfalls mit flexiblen Betreuungszeiten. Hinzu kommen zwei "aktive qualifizierte" Tagespflegestellen, die Plätz für vier U3 und ein Kind Ü3 bieten und von der Gemeinde bezuschusst werden.

Während im Kernort gegen Ende des Kindergartenjahres 2021/2022 mit einer leichten Überbelegung zu rechnen ist – aktuell liegt die Betreuungsquote dort bei 45,3 Prozent – sind in Harthausen keine Platzprobleme zu erwarten – auch in den nächsten zweieinhalb Jahren nicht. Die Betreuungsquote liegt dort aktuell bei 40 Prozent.

In Benzingen ist die Überkapazität besonders deutlich. Alleine mit Ü3-Kindern wäre der Kindergarten "gravierend unterbelegt", doch so bietet er Ausweichmöglichkeiten für Kinder aus dem Kernort und aus Harthausen. Rechnerisch liegt die Betreuungsquote bei 34,6 bis 38,5 Prozent.

Während das Land eine Betreuungsquote von 34 Prozent politisch vorgegeben hat, hatte der Gemeinderat Winterlingen sie 2012 auf 37,6 Prozent festgesetzt – und steht aktuell bei 42,5 Prozent in der Gesamtgemeinde. Das Soll ist weit übererfüllt.

Die Elterngeneration wird bis 2031 deutlich kleiner

"Wir tun unglaublich viel für Familien mit Kindern", konstatierte denn auch Roland Heck, Fraktionschef der Bürgerliste, und tatsächlich fragen Bauplatzinteressenten laut Ludwig Maag am häufigsten nach Kita- und Schul-Angeboten. Einen Blick in seine – in Winterlingen schon sprichwörtliche – Glaskugel konnte aber auch er nur anhand bereits feststehender Zahlen tun, und die besagen, dass die Einwohnerzahl in der "Elterngeneration" – 25 bis 35 Jahre – in den nächsten zehn Jahren um 101 Personen abnehmen wird, Pi mal Daumen. Bei unveränderter Geburtenrate ginge die Zahl der Kinder bis sechs Jahre um 46 zurück, weshalb es jetzt unvernünftig wäre, über Investitionen in Kitas nachzudenken. Die Entwicklung in den Baugebieten und durch neue Arbeitsplatzangebote müsse man aber gut beobachten, mahnte Maag und schlug dem Gemeinderat deshalb den Beschluss vor, die Versorgungsquote für Kinder unter drei Jahren bei 42,5 Prozent festzusetzen und die derzeitigen Kindergarten- und Krippengruppen vorläufig so zu belassen. Das Gremium war ausnahmslos einverstanden.