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Als überdurchschnittliches Windjahr in Deutschland geht 2018 in die Geschichte ein.

Als überdurchschnittliches Windjahr in Deutschland geht 2018 in die Geschichte ein. Dennoch sind die 47 "Schwachwindanlagen" des Energieversorgers EnBW in Baden-Württemberg um 27 Prozent hinter den Ertragserwartungen zurückgeblieben, meldet der App-Dienst "EnBW E-Cockpit". In elf von zwölf Monaten lag die Stromproduktion unter Plan. Ausgelastet waren die Windkraftanlagen zu 20 Prozent – an 70 Tagen produzierten sie Strom, an 290 Tagen standen sie still. Zudem weisen die Frauenhofer ISE Energy Charts aus, dass der Windstrom, der im "extrem windreichen Dezember" mit vier Sturmtagen produziert wurde, wohl gar nicht gebraucht wurde: Am bundesweit stürmischen 8. Dezember sei mehr Überschuss-Strom deutscher Windanlagen "ins Ausland entsorgt" worden, als im gesamten Jahr in Baden-Württemberg erzeugt wurde.

Trotzdem begründen Bürgermeister Michael Maier und seine Winterlinger Gemeinderäte ihr Einvernehmen mit den geplanten sieben Windkraftanlagen im Winterlinger Wald, in unmittelbarer Nähe zum Hof Hermannslust, zur Gemeinde Bitz, zum Rossberg, zur Fohlenweide und zum Degerfeld-Flugplatz gerne damit, wie notwendig die Energiewende sei und dass jeder seinen Beitrag leisten müsse.

Geht es wirklich darum? Tatsächlich müssen es besondere Ziele sein, die der Gemeinderat Winterlingen unterstützt, wenn er dafür das nachbarschaftliche Verhältnis zu Bitz aufs Spiel setzt und in Kauf nimmt, dass ihm der Gegenwind von so vielen Seiten mitten ins Gesicht bläst.

Das Argument des Bürgermeisters und der Gemeinderäte: Sie dürften ihr Einvernehmen gar nicht verweigern – sollten sie es doch tun, werde das Landratsamt es anstelle der Gemeinde erteilen. Das Landratsamt jedoch relativiert diese Aussage gehörig und weist außerdem darauf hin, dass niemand die Gemeinde zwingen könne, eigene Waldflächen als Standort für Windräder zu verpachten.

Der Vorschlag einiger Bitzer, dass die Betreiberin der geplanten Anlagen ja in der Nähe von Benzingen bauen könne, wo kein Wald dafür gerodet werden müsste und die Nachbarn im Raum Bitz weit weniger betroffen wären, kommt für die Winterlinger nicht infrage. Traditionell: Seit den Tagen von Bürgermeister Klaus Weihing, der 2002 nach 16 Jahren aus dem Amt schied, habe die Gemeinde das Thema Windkraft auf der Agenda, argumentiert ein Winterlinger Gemeinderat und fügt hinzu, dass der Widerstand damals "gleich Null" gewesen sei. Einen Gegner von Windkraft in Benzingen soll es schlussendlich aber doch gegeben haben, wie von einem früheren Ratsmitglied zu erfahren ist: Weihing selbst. Er wohnte im Winterlinger Teilort.

Würden dort die geplanten Windräder errichtet und nicht auf gemeindeeigenem Waldgrund, könnten andere die Pacht einstreichen – nicht die Winterlinger Kämmerei. Die Höhe der Pacht richtet sich laut Bürgermeister Maier übrigens nach dem Ertrag. Die Verwaltung muss also hoffen, dass die Winde über Deutschland schleunigst die Richtung wechseln und endlich auch Baden-Württemberg stürmische Zeiten erlebt. Damit es sich für die Verantwortlichen wenigstens finanziell lohnt, dass Experten wie Bürger rund um Winterlingen den Kopf über sie schütteln. Wind gesät haben die Winterlinger. Ob sie auch Sturm ernten?