Franz Untersteller sprach sich deutlich für Windkraft aus. Das schmeckt der Bürgerinitiative natürlich gar nicht. Foto: Herwig

Einwendungsfrist gegen das geplante Projekt abgelaufen. Bürgerinitiative verfasst offenen Brief.

Winterlingen - Bis Donnerstagabend hatten Bedenkenträger des geplanten Windkraftprojekts in Winterlingen Zeit, ihre Einwendungen für das Baugesuch an das Landratsamt in Balingen zu schicken. Bis zum Vortag der Frist sind mehr als 1000 eingegangen.

An dem Bau von sieben Windrädern nahe Winterlingen scheiden sich die Geister. Nachdem sich Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg, im Namen von Miniserpräsident Winfried Kretschmann in einem Offenen Brief sich positiv gegenüber dem Projekt geäußert hat und dem Winterlinger Gemeinderat ein vorbildliches Handeln im Sinne der Energiewende bescheinigt hat, regt sich Widerstand in Winterlingen und dem benachbarten Bitz. Die Bitzer Bürgerinitiative Windkraft antwortete dem Minister und Ministerpräsident in einem Offenen Brief.

"Sie loben die Verantwortlichen der Gemeinde für deren Einsatz für die Energiewende, wohl wissend, das diese längst gescheitert ist", schreibt Jochen Lottermoser, Sprecher der Bürgerinitiative. "Viel schwerer trägt jedoch Ihre offene Zustimmung zu einem in allen Belangen unverantwortlichen Windindustrieprojekt, das zur Vernichtung von gut zehn Hektar Wald führt, der ja für das Klima unbedeutend ist, dass unsere Landschaft auf Dauer zerstört und das in keiner Weise für ein zukunftssicheres Energiesystem steht, wie Sie behaupten." Letztere Hinweise packte Jochen Lottermoser ironisch hinzu. "Geradezu zynisch ist Ihr Hinweis, Herr Minister, dass wir uns an die Windräder gewöhnen müssen und daran, dass diese das Landschaftsbild verändern."

Kopfschütteln löse bei den Mitgliedern der Bürgerinitiative die "Stammtischargumentation" des Ministers aus, dass nach dem Ausstieg aus Kernenergie und aus Kohle zur Versorgungssicherheit Windkraft sein müsse. "Für wie dumm halten Sie die aufgeklärten Bürger eigentlich, wenn Sie dann noch erklären, Windenergie sei ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende? Als ob es keine Alternativen gäbe", schreibt die BI.

Kaum wirtschaftlich

Die Bürgerinitiative wirft der Grünen Landesregierung vor, dass man an dem geplanten Windindustrieprojekt sehe, "wie unsinnig und ideologisch geprägt Ihre grüne Politik ist." Sie kritisiert, dass die Wirtschaftlichkeit der Windräder im Naturpark Obere Donau offensichtlich nicht gegeben sei. Exorbitanter Flächenverbrauch, Waldvernichtung, Missachtung des Artenschutzes und Gefährdung des Trinkwassers schlügen – so die Argumentation der BI – zu Buche. "Und das alles loben Sie als verantwortliches Handeln für unsere Kinder und Enkel. Wir von den Bürgerinitiativen lehnen Ihr stimmungsmachendes Eingreifen in das hier laufende Genehmigungsverfahren ab. Nichts anderes tun Sie nämlich, und dies nicht nur mit Ihrem Schreiben an Bürgermeister Maier in Winterlingen."

Mit ihren Ansichten zur Windkraft steht die Bürgerinitiative scheinbar nicht alleine da. Auf Anfrage unserer Zeitung teilte das Landratsamt des Zollernalbkreises mit, dass bis Mittwoch – einen Tag vor Ende der Frist – mehr als 1000 Einwendungen eingegangen sind; auch am Donnerstag landeten noch viele Schreiben im Briefkasten. Die große Zahl der Einwendungen benötigen Zeit zum Sichten und Bewerten, teilte Patrizia Hirt, Pressesprecherin des Landratsamtes mit. Die Schreiben werden schließlich katalogisiert und den jeweiligen Fachbehörden weitergeleitet, die sich um die Bedenken der Bürger kümmern werden. "Wir werden jede Einwendung berücksichtigen und ernst nehmen."