Die unterschiedliche Größe der Jungtiere ist bei Greifvögeln ganz normal und eine Folge der etwa einwöchigen Eiablage. Die Schlupftermine der Falken können somit einige Tage auseinander liegen – das erklärt ihren unterschiedlichen Entwicklungsstand. Foto: Gauggel

Nur eines von zwei Paaren erlebt Elternglück. Elstern und Krähen plündern ein Nest.

Winterlingen-Harthausen Zwei Nistkästen, die eigentlich für Schleiereulen angebracht worden waren, hatten zur Freude der Vogelschutzgruppe Harthausen in diesem Jahr zwei Turmfalkenpaare in Beschlag genommen. Aber nur in einem gibt es Nachwuchs. Was ist passiert?

Nur 300 Meter Luftlinie liegen sie auseinander, die beiden Nistkästen, mit denen die Vogelschutzgruppe Harthausen Schleiereulen zum Nisten eingeladen hat. Dort, in den Giebeln zweier Scheunen, haben sich Turmfalken eingenistet, doch weil in einem Kasten insgesamt drei Gelege nacheinander – vermutlich von Elstern – geplündert worden waren, wird sich in diesem Jahr dort wohl kein Nachwuchs mehr einstellen.

Das zweite Paar hatte offenbar mehr Glück: Nach der Ablage von sechs Eiern begann Anfang Mai in dieser Falkenwohnung das Brutgeschäft, und nach fast vier Wochen schlüpften immerhin drei Junge, die sich bisher prächtig entwickelt haben und derzeit schon die ersten Federn schieben. Die Turmfalken sind jetzt den ganzen Tag damit beschäftigt, genügend Mäuse aus der umgebenden Feldflur heranzuschaffen.

Von Eltern zugefüttert

Während kurz nach dem Schlupf nur das Männchen, erkennbar an der grauen Kopffarbe, das Futter anschaffte, um es dann an das Weibchen im Nest zu übergeben, füttern jetzt beide Elternvögel den Nachwuchs, wobei ein Altvogel fast immer in der Nähe des Nistkastens Wache hält. Und das ist auch gut so, zumal immer mehr Elstern und Krähen mitten im Ort nisten – sie nutzen jede Unaufmerksamkeit anderer Vögel clever aus, um ihren hungrigen Nachwuchs zu füttern. Die gestiegene Elstern- und Krähenpopulationen inmitten der Dörfer und Städte sei ein Problem, für das es noch keine Lösung gebe, berichtet Karl-Otto Gauggel.

In etwa drei Wochen erreichten die jungen Turmfalken das Gewicht der Eltern und in der vierten Woche wechsele dann das hellgraue Dunenkleid endgültig zum Gefieder der erwachsenen Falken. "Dann steht auch schon das Ende der Nestlingszeit an, und die flüggen Jungen beginnen mit den ersten Flugversuchen", so der Vogelfreund.

"Außerhalb der Nestbereiches werden sie dann noch wochenlang – teilweise bis in der Herbst hinein – von ihren fürsorglichen Eltern zugefüttert.

Die Harthauser Vogelfreunde hoffen, dass die drei jungen Turmfalken sich weiterhin so gut entwickeln und im nächsten Jahr neue Reviere und Brutgelegenheiten in der Umgebung finden werden.