Gerade mal die Premiere ihrer Inszenierung von "Das Traumfresserchen" haben die "Theaterkids" auf die Bühne gebracht. So lange der Spielbetrieb ruht, sollen wenigstens im Internet Szenen davon zu sehen sein.Archiv-Foto: Gauggel Foto: Schwarzwälder Bote

K3: Die Kleinkunstbühne ist seit Corona in der Existenz bedroht / Keine Aufführungen unter Auflagen

Trotz ihrer überschaubaren Größe hat die Kleinkunstbühne K3 in zehn Jahren seit der Vereinsgründung Großes auf die Beine stellt. Doch Corona hängt wie ein Damoklesschwert über der Kultureinrichtung. Wann es wieder Vorstellungen geben wird, steht in den Sternen, und damit auch die Zukunft des K3.

Winterlingen. Ratlos blickt Evelin Nolle-Rieder, Vorsitzende des Vereins Kleinkunstbühne K3, in die Zukunft: Das Coronavirus und die damit verbunden Auflagen haben die Kulturszene von heute auf morgen lahmgelegt und drohen sie nach und nach aufzufressen. Vor allem kleine Bühnen wie das Winterlinger K3 drängt das Virus nah an den Abgrund.

Seit März ist der Spielbetrieb untersagt; 23 Vorstellungen und Gastspiele von Eigenproduktionen fielen der Pandemie bisher zum Opfer. Wie viele weitere folgen werden, kann die passionierte Schauspielerin, Kabarettistin und Regisseurin Nolle-Rieder nicht abschätzen.

Für Frühjahr und Sommer war einiges geplant: Die "Theaterkids" konnten gerade mal die Premiere ihres Stücks "Das Traumfresserchen" spielen, das Erwachsenenstück "EX!T’US" muss verschoben werden, das Musical "Wimba" der Realschule ebenfalls oder kann nicht aufgeführt werden und auch das Konzert mit Sängerin Anne Haigis fand nicht statt.

"Sie will jetzt eigentlich im Herbst kommen, doch ich weiß nicht, ob wir das dann finanzieren können", erklärt die treibende Kraft des K3. Schon jetzt hat die Kleinkunstbühne, die sich über Fördergelder, Mitgliedsbeiträge, Spenden und nicht zuletzt über Eintrittsgelder finanziert, schon mehr als 5000 Euro an Einnahmen verloren. Die staatliche Soforthilfe hat Nolle-Rieder bereits beantragt; ob der Verein sie erhält, ist noch ungewiss, die Kaltmiete für die Spielstätte übernimmt seit Jahren die Gemeinde Winterlingen

Nur noch zehn Plätze statt 80 – das wäre nicht mehr wirtschaftlich

Aufritte im K3 lohnen sich unter der Auflage der Abstandsregelung, wie sie derzeit in Gottesdiensten praktiziert wird, nicht. "Der Mindestabstand ist im K3 nur schwer einzuhalten", erklärt Nolle-Rieder besorgt. "Dann hätten wir anstatt 80 plötzlich nur noch zehn Plätze, und das wäre alles andere als wirtschaftlich." Im Spiel auf der Bühne sei Abstand je nach Szene sowieso kaum praktizierbar.

Und so bleibt die Kleinkunstbühne auf unbestimmte Zeit – bis der Gesetzgeber Veranstaltungen ohne Auflagen erlaubt – leer. "Wenn die Abstandsregel und der Mundschutz uns noch ein Jahr begleiten, weiß ich nicht wie es weitergeht mit dem K3", gesteht die Leiterin ehrlich. "Wir versuchen, neue Lösungen zu finden", sagt sie –"irgendwie muss es weiter gehen." In den kommenden Tagen bringt das Ministerium neue Förderprogramme und Auflagen für den Theaterbetrieb heraus, dann sehe man weiter.

"Mit den Auflagen wird der Kulturbetrieb in meinen Augen voll an die Wand gefahren." Vor allem als gelernte Krankenschwester befürwortet Nolle-Rieder, dass Covid-19 auch von der Regierung nicht auf die leichte Schulter genommen wird: "Ich fand es anfangs richtig, wie die Politik reagiert hat, aber so langsam wird es wirtschaftlich schwierig." Gerade in einem überschaubaren Theater wie dem K3 mit 80 Sitzplätzen, zu dessen Hauptgästen hauptsächlich Familien gehören, lassen sich ihrer Meinung nach Infektionsketten leicht nachverfolgen. "Ich verstehe nicht, warum man uns Kleinen gerade solche Steine in den Weg legt."

Unter den aktuellen Auflagen muss auch der Probenbetrieb ruhen – auch wenn dieser aufgrund der Ungewissheit, wann man wieder auf die Bühne darf, ins Blaue stattfinden müsste. "Solange nicht mehr als fünf Personen zusammenkommen dürfen, geht das nicht, und online kann ich auch keinen Theaterkurs abhalten", sagt Evelin Nolle-Rieder – das sei allein schon wegen mangelhafter Internetverbindungen kaum praktizierbar. Gerade für die Kinder, die im K3 Theater spielen, wäre der Probenbetrieb wichtig – schon deshalb, um mit Begeisterung bei der Sache zu bleiben.

Sobald die Fünf-Personen-Regelung gekippt wird, gehen die Theatergruppen wieder schnurstracks ans Proben: "Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben", meint Nolle-Rieder. Derzeit geht sie fest davon aus, dass das K3 eine Zukunft haben wird und kämpft entsprechend dafür an verschiedenen Fronten.

Nolle-Rieder versucht doch irgendwie etwas Gutes aus dem Leerlauf zu ziehen. So lange nicht gespielt werden darf, nutzt sie die Zeit gemeinsam mit ihrem Sohn Luca und ihrem kleinen Team dazu, die Onlinepräsenz der Kleinkunstbühne auszubauen und so Kontakt zu Stammgästen zu halten. Derzeit werden kleine Clips mit Künstlern gedreht, die über die Internet- und die Facebook-Seite des K3 verbreitet werden.

Hinter den Kulissen läuft derzeit viel Spannendes ab

Der Winterlinger Liedermacher Roland Single singt beispielsweise vor laufender Kamera, Evelin Nolle-Rieder trägt eine Ballade vor und auch eine Sequenz des "Traumfresserchens" ist geplant; bald soll auch eine wöchentliche Interview-Reihe mit Künstlern online gehen. "Ich finde das gerade unheimlich spannend, was hinter den Kulissen so läuft", meint die K3-Chefin.

Doch auch hier sieht sie Verbesserungsbedarf beim technischen Rüstzeug. Und auch hier sind Spenden für die Technik sowie Hilfe mit Know-How stets willkommen, betont Nolle-Rieder.

Gerade in schweren Zeiten wie diesen hofft die Leiterin, auch weiterhin auf die treuen Unterstützer und Sponsoren der Kleinkunstbühne bauen zu können – wohlwissend, dass während der Corona-Krise alle im selben Boot auf unruhigem Fahrwasser sitzen.

Weitere Informationen: https://kleinkunstbuehnek3.de/ und Facebook Keinkunstbühne K3 Winterlingen