Jennifer Wingerter kümmert sich in Winterlingen um Schulsozialarbeit – und hatte auch im Lockdown gut zu tun. Foto: Maag Foto: Schwarzwälder Bote

Schulsozialarbeit: Schulschließungen haben Jennifer Wingerter kaum Pausen verschafft

Schulsozialarbeit – das hat der Bericht von Jennifer Wingerter gezeigt – hat in Zeiten des coronabedingten Lockdowns einen noch höheren Stellenwert als sonst. Im Gemeinderat erklärte die Sozialarbeiterin, was geht.

Winterlingen. Der Krisenstab im Erzbischöflichen Kinderheim Haus Nazareth, das in Winterlingen für die Schulsozialarbeit verantwortlich zeichnet, war schnell gebildet, als 2020 die Coronavirus-Pandemie begann, die Ansprechpartner in den Kommunen wurden zeitnah kontaktiert: Somit hatten Sozialarbeiterin Jennifer Wingerter und ihre Kollegen schnell die Voraussetzungen für Notfallbetreuung geschaffen – in der gemeinwesenorientierten offenen Kinder- und Jugendarbeit, in der Ganztagsbetreuung, und in der Schulsozialarbeit.

Im Gemeinderat hat Wingerter am Montagabend ausführlich auch über letztere berichtet, schriftlich wie mündlich, und die Liste der Maßnahmen ist lang. Sie reicht von Einzelfallhilfe via Telefon, E-Mail, Internetplattformen und soziale Medien über persönliche Überprüfungen zur "Sicherstellung des Kindeswohls", die Unterstützung von Lehrkräften, "Streetwork" und die Unterstützung der Notbetreuung bis hin zur kompletten Übernahme derselben, etwa in den Oster- und Pfingstferien, bis hin zu neuen Angeboten, als die Schulen wieder offen waren: Die Kinder und Jugendlichen sollten lernen, mit Angst, Trauer und dem Alleinsein umzugehen, in die Schulstruktur zurückzufinden.

Für Liegengebliebeneswar auch mal etwas Zeit übrig

Kein Hehl machte Wingerter aus der Tatsache, dass sie den Wegfall von Betreuungszeiten auch genutzt hat, um organisatorische Arbeit aufzuholen: Falldokumentationen, das Planen von Projekten, das Erstellen von Statistiken und das Aufräumen.

Überstunden baute sie bis in den Minusbereich ab, um mehr Arbeitszeit zu haben, sobald der Schulbetrieb wieder hochfuhr. Wingerter zeigte Fotos von der Renovierung der ehemaligen Hausmeisterwohnung in der Realschule, die so zum "Schülerhaus" geworden sei und in die sie die Jugendlichen eingebunden habe. Neben ihrem Büro sind dort nun eine Küche, ein Billard-Tisch, ein Tischkicker und ein Essensraum untergebracht. Außerdem ist Raum für Einzelgespräche, und in der Mittagspause steht das Haus den Schülern ebenfalls offen. Sie selbst ist dann mal an der Grundschule, mal an der Realschule vor Ort, um niederschwellig Kontakte zu pflegen, wofür gemeinsame Spiele oft der Türöffner sind.

Besonders hoch sei der Stellenwert der Beratung und Einzelfallhilfe, berichtete Jennifer Wingerter, die im Lockdown auch ein Notfalltelefon eingerichtet hat. Für manche Schüler sei die Schule "einfach der einzig sichere Ort", und um jene habe sie sich besonders gekümmert.

Sie berichtete von Gruppenangeboten zur gewaltfreien Kommunikation und Mobbingprävention, von der Einrichtung von Klassenräten und der Pausenengel-AG, von Klassenprojekten für Fünftklässler mit dem Ziel eines sanften Übergangs in die weiterführende Schule, von Einzel-Coachings zum Entwickeln von Zukunftsperspektiven und dem Schulen von Fähigkeiten sowie zur Persönlichkeitsentwicklung, und zudem von einem klassenübergreifenden Online-Projekt im März, als keine Präsenzangebote möglich waren.

Wie sieht es aus mit häuslicher Gewalt in den Familien?

Hermann Linder frage nach Fällen von häuslicher Gewalt und erfuhr, dass Wingerter mehrere kennt und sich um die Betroffenen kümmert. Anton Blau wollte wissen, wie es um Drogenhandel auf den Schulhöfen stehe – dort allerdings "treiben sich die Jugendlichen nicht mehr viel herum", so Wingerter.

In Kooperation mit dem Roten Kreuz Winterlingen hat die Schulsozialarbeiterin einen Erste-Hilfe-Kurs organisiert und Schülern geholfen, eigene Projekte zu erarbeiten.

Weil Simone Wingerter zudem im engen Kontakt mit den Lehrkräften beider Schulen steht, klappt es auch mit der Vernetzung, wie aus ihrem Bericht hervorgeht, und auch die Lehrer nehmen ihre Expertise bei Bedarf in Anspruch.