Benzingens Ortsvorsteher Ewald Hoffmann, Martin Hoffmann und Manfred Koch von Mountek, Ulrike Fleischle von der IHK, Klaus Domscheit von der Telekom und Bürgermeister Michael Maier treten bei "IHK vor Ort" in den Dialog zwischen Verband, Kommune und den Unternehmen vor Ort. Fotos: Grimm Foto: Schwarzwälder Bote

"IHK vor Ort": Unternehmen bringen vor Ort ihre Sorgenthemen ein / Breitbandausbau hat Priorität

"IHK vor Ort" nennt sich das Treffen, bei dem die Industrie- und Handelskammer Reutlingen nach Winterlingen eingeladen und zuvor bei den teilnehmenden Mitgliedsunternehmen nach Themenwünschen gefragt hat: Das Thema Breitband steht im Fokus des Interesses.

Winterlingen-Benzingen. Bei der vierten Auflage von "IHK vor Ort" drehte sich alles um das Thema Breitband – schließlich ist das ein Problem, mit dem sich viele mittelständische Unternehmen herumschlagen müssen.

Bevor der Regionalmanager der Deutschen Telekom, Klaus Domscheit, über den Stand der Dinge informierte, begrüßte die Gastgeberin Ulrike Fleischle, IHK-Bereichsleiterin für Kommunikation sowie für Events und Marketing, die vielen Gäste in den Räumen der "Mountek" im Teilort Benzingen. Mit der Einladung zu Terminen vor Ort möchte die IHK den direkten Kontakt mit ihren Mitgliedern suchen, "denn wir wollen wissen, wo der Schuh drückt". Das zu wissen bei rund 40 000 Mitgliedsfirmen in 66 Kommunen sei nicht immer leicht, aber mit den Einladungen zu "IHK vor Ort" werde mit persönlichen Gesprächen viel mehr in Erfahrung gebracht, was für die Entwicklung der Region relevant sein könnte. Da die IHK das Gesamtinteresse der regionalen Wirtschaft vertritt, seien solche Zusammenkünfte enorm wichtige Gradmesser.

Durch die 1995 in Benzingen gegründete Firma Mountek, die exklusiv für Deutschland hochwertige japanische Tajima-Stickmaschinen vertreibt, darf der Winterlinger Teilort in einem Atemzug mit Krefeld und Hamburg genannt werden, denn mittlerweile betreibt das Benzinger Unternehmen in diesen Städten Außenstellen. Bei einem interessanten Rundgang konnten sich die mehr als 50 Teilnehmer einen Eindruck über die vielen Hightech-Maschinen und deren außergewöhnlichen Fähigkeiten verschaffen.

In der Einladung zu "IHK vor Ort" hatten die Reutlinger Gastgeber um Themenwünsche für den Austausch gebeten. Dabei sind neben dem Netzausbau auch andere Bereiche wie die Gewerbesteuer, Winterdienst oder die Attraktivität des Wohnorts für Familien sowie der Fachkräftemangel genannt worden. Am häufigsten aber wurde als Thema das schnelle Internet genannt. Dazu äußerten sich neben Klaus Domscheit auch Michael Zillgener vom Landratsamt Balingen und Winterlingens Bürgermeister Michael Maier. Letzterer machte mit deutlichen Worten klar, dass für den Netzausbau, -bereitstellung und -betrieb nicht die Kommunen zuständig seien, denn denen sei dies sogar gesetzlich verboten worden.

"Was wir machen und schon gemacht haben, ist ein passives Netz mit Leerrohren zu schaffen – sodass für Firmen wie beispielsweise die Telekom, der Weg schon bereitet ist". Seit die Post und das Telefonwesen privatisiert worden sind, wollten diese Firmen in erster Linie Geld verdienen, das heißt, sie schauten auf die Wirtschaftlichkeit, verdeutlichen Maier und Zillgener. Dabei hätten sie allerdings verschlafen, das vorher sehr gute Telekommunikationsnetz anzupassen und auszubauen.

In Sachen schnellem Internet hinke Deutschland auch aufgrund strengerer Vorgaben, beispielsweise im Sicherheitsbereich, hinterher. Zudem verbrauchten Markterkundung und Planung viel Zeit, Fördergelder müssten beantragt werden, was wiederum Monate dauern könne, und letztlich entscheidet der Endabnehmer mit Blick auf seinen Geldbeutel darüber, ob er das superschnelle Internet wirklich braucht.

"Dann kann es sein, wir haben ein tolles Netz, aber zu wenig Abnehmer, weil es ihnen zu teuer ist." Fazit: das schnelle Internet für Winterlingen und seine Ortsteile wird bis in maximal zwei Jahren kommen. Domscheid und Zillgener rieten den Zuhörern aber, schon mal bei ihren Anbietern nach höheren Datenübertragungsraten zu fragen, die jetzt schon möglich seien. Allerdings: "Es kostet halt mehr."