Jennifer Wingerter (links) und Bettina Faust kümmern sich um die Jugend.Foto: Maag Foto: Schwarzwälder Bote

Jugendarbeit: Haus Nazareth verlegt sich auf neue Formen

Auch die Winterlinger Jugendarbeit befindet sich im Coronakrisenmodus; Die Pandemie zwingt sie, sich aus ihren vier Wänden heraus auf die Straße zu begeben und neue Kontaktformen zu entwickeln. Zum einen im Netz, zum anderen im Freien.

Winterlingen. Seit über 20 Jahren organisiert das Haus Nazareth Sigmaringen in Winterlingen und seinen Schulen die Jugend- und Schulsozialarbeit. Der Jugendtreff in der Begegnungsstätte "Alte Schule" ist eine beliebte Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit Angeboten zu den verschiedensten Themen.

Doch nach dem Beginn der Coronakrise und dem Inkrafttreten weitreichender Schutzbestimmungen ist vieles davon weggefallen – und zuerst und vor allem die Möglichkeit, im Rahmen des Jugendtreffs zusammenzukommen. Jenny Wingerter und Bettina Faust vom Haus Nazareth mussten ihre Regelangebote und die gemeinsamen Aktionen einstellen und auf die gezielten Themengespräche verzichten.

Doch sie haben auf die missliche Lage reagiert: Die zum Teil schon bestehenden Kontakte über die sozialen Medien wurden intensiviert, und in kurzer Zeit entstand eine neue, digitale Anlaufstelle, der "virtuelle Jugendtreff", in dem Spiele und Challenges wie zum Beispiel ein Bildermalwettbewerb ausgerichtet werden. Ein weiterer neuer Ansatz ist die "aufsuchende Jugendarbeit", vergleichbar der "Streetwork" in größeren Städten: Jenny Wingerter und Bettina Faust suchen die Jugendlichen seit April regelmäßig an deren bekannten Treffpunkten im Ort auf – wohlgemerkt unter strikter Beachtung der Corona-Verordnungen.

Fix ist nix: Grundsätzlich ist der Kontakt wichtig

Feste Zeiten gibt es dabei nicht, feste Treff- und Programmpunkte auch nicht. Wichtig sind vor allem die Kontaktaufnahme und -pflege, das Erhalten der Vertrauensbasis, Beratung, Betreuung und Unterstützung der Jugendlichen – und nicht zuletzt die Präsenz in der Öffentlichkeit. Die Jugendlichen freuen sich, wenn sie die Mitarbeiterinnen des Hauses Nazareth sehen, und nutzen die Gelegenheit, sie bei Problemen zu konsultieren.

Die Beziehungsarbeit auf "neutralem Boden" trägt offensichtlich Früchte: "Die Erfahrungen sind gut – so gut, dass wir die aufsuchende Jugendarbeit auch nach der Corona-Krise fortsetzen und in unser Gesamtprogramm integrieren wollen", sagt Jenny Wingerter. "Aber natürlich vermisst jeder den persönlichen Kontakt und hofft, bald wieder den vertrauten Ort aufsuchen zu können."

Auch für die Schulsozialarbeit, ein weiteres Element der gemeinwesenorientierten Jugendarbeit in Winterlingen, sind Wege entwickelt worden, über die Schüler, Eltern und Lehrkräfte füreinander erreichbar bleiben. Ein Beispiel: die Kommunikationsplattform "Sdui", auf der man Wingerter, die Schulsozialarbeiterin an der Realschule, kontaktieren kann. Im Übrigen ist die Schulsozialarbeit von Montag bis Freitag zwischen 9 und 12 und von 14 bis 16 Uhr unter Telefon 0176/63 40 13 98 erreichbar.