Kapelle: Lindenbäume sind Geschichte

Winterlingen-Harthausen. Kurz bevor der Motor des Greifbaggers und die Kettensägen der Baumfällspezialisten aufgeheult haben, haben die beiden uralten Sommerlinden vor dem Harthauser "Käppele" noch ein kurzes Abschiedsständchen erhalten. Aus einem Fenster vom zweiten Stock seines Hauses herab spielte der Ehrenvorsitzende im Harthauser Musikverein, Markus Endriß, das Volkslied "Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum".

Danach ging es am Ortsrand von Harthausen nicht nur um einen, sondern um gleich zwei mächtige Lindenbäume, die an der Westfassade die 14-Nothelfer-Kapelle weit überragen.

Sowohl das gewaltige Kronendach, als auch das starke Wurzelwerk der Bäume waren zu einer Bedrohung für das denkmalgeschützte barocke Kirchlein von 1742 geworden. Trotz etlicher Renovierungen sind immer wieder neue Schäden an den Wänden und vor allem auch im Dachstuhl aufgetreten.

Nach der Genehmigung zum Fällen der Bäume durch das Landratsamt stand nun der Abschied von den beiden markanten Bäumen am östlichen Ortsrand von Harthausen an. Die Spezialfirma für Baumfällarbeiten war mit zwei Baumkletterern und schwerem Gerät gekommen, um ein sicheres Fällen der alten Linden zu gewährleisten. Nachdem die Baumkletterer gut gesichert hoch oben im Kronendach angekommen waren, sicherten diese zunächst die großen Äste mit Hilfe dicker Stahlseile am ausgefahrenen Turm eines Autokrans und mit dem Greifbagger und sägten danach Ast um Ast ab.

Es war ein imposanter Anblick, als die Teile der Baumkronen über das Dach der Kapelle mit dem kleinen Glockentürmchen gehoben und sicher auf der Straße abgelegt wurden.

Als nur noch die Stämme standen, wurden diese über dem Boden abgesägt und schwebten danach senkrecht am Haken des Autokrans entlang der Fassade bis zum Lagerplatz.

Das Astwerk werde, wie Bauamtsleiter Frank Maier mitteilt, zu Hackschnitzeln verarbeitet, und das Stammholz werde über die auch für Winterlingen zuständige Forstabteilung der Stadt Albstadt vermarktet.

Für viele Harthauser ist es ab sofort ein gewöhnungsbedürftiger Anblick, ihr geliebtes "Käppele" ohne die beiden Linden zu sehen. Der Vorsitzende im Förderverein, Emil Oswald, erklärt dazu, dass es ihm und dem Förderverein alles andere als leicht gefallen sei, sich für ein Fällen der Bäume einzusetzen. Die Maßnahme sei jedoch zum Erhalt des barocken Kleinods auch für künftige Generationen unausweichlich gewesen.

Sobald die Zusage zur Förderung der Kapelle mit Mitteln aus dem Landesamt für Denkmalpflege eingegangen sei, so informierte Vorsitzender Oswald, solle alsbald mit der grundlegenden Sanierung der 14-Nothelfer-Kapelle begonnen werden.