Die Winterlinger gratulieren: 67,2 Prozent haben Michael Maier (rechts) gewählt. Foto: Nölke

Amtsinhaber siegt im ersten Wahlgang mit klarer Mehrheit. Wahlbeteiligung 46,3 Prozent. Mit Kommentar

Winterlingen - Michael Maier bleibt Bürgermeister in Winterlingen. Am Sonntag siegte der Amtsinhaber im ersten Wahlgang mit deutlichen 67,2 Prozent der Stimmen vor Herausforderer Andreas Rick, der 18,7 Prozent holte, und Friedhild Miller, die ein Prozent erhielt.

So spannend wie das Fußball-WM-Spiel Deutschland gegen Mexiko, das die Winterlinger beim Public Viewing im Wilhelm-Keinath-Park verfolgten, war es kurz nach dem Abpfiff schon nicht mehr, als der erste stellvertretende Bürgermeister Rainer Pfersich die Bühne betrat, um das Wahlergebnis zu verkünden. Das jedoch fiel deutlicher aus als die 0:1-Schlappe der "Mannschaft" gegen "El Tri": Pfersich verkündete 67,2 Prozent der Stimmen – 1547 im Ganzen – für Amtsinhaber Michael Maier und kommentierte das in Anspielung auf den bekannten Werbeslogan einer Molkerei mit dem Satz "Es maiert die nächsten acht Jahre wieder."

Friedhild Miller aus Sindelfingen – Pfersich: "Ist sie anwesend? Ich kann es mir nicht verkneifen zu fragen: Findet sie den Weg nach Winterlingen nicht?" – holte 24 Stimmen und damit ein rundes Prozent. Andreas Rick aus Harthausen konnte 431 Wähler – 18,7 Prozent der 5066 Wahlberechtigten – hinter sich vereinen.

Die Wahlbeteiligung lag bei 46,3 Prozent und damit nur unwesentlich niedriger als bei Maiers erster Wahl im Jahr 2010, als 49 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen gegangen waren, wie Pfersich feststellte: "Für eine Wahl, bei der ein Amtsinhaber kandidiert, relativ hoch."

Dann kam Michael Maier vor die Bühne, auf der Winterlingens neuer Bäderchef Juan Garcia und sein "Trio Infernale" bereits Aufstellung genommen hatten, und sagte: "Winterlingen hat zwar einen neuen Schwimmmeister, aber keinen neuen Bürgermeister." Seine achte Wahl sei das, kommentierte der dienstälteste Bürgermeister im Zollernalbkreis, der bis 2010 Schultes in Ratshausen und Hausen am Tann gewesen war, und sein zweitschlechtestes Ergebnis. Fußballfan, -spieler und -trainer Maier jedoch nahm es gelassen und fügte scherzhaft hinzu: "Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte fünf Prozent weniger erhalten, wenn Deutschland dafür wenigstens unentschieden gespielt hätte."

Nachbarn freuen sich mit dem Wahlsieger

In die lange Gratulationscours mischten sich anschließend Maiers Nachbar-Kollegen Markus Zeiser aus Straßberg und Hubert Schiele aus Bitz, Bürgermeister Udo Hollauer aus Albstadt sowie Bürgermeister Josef Ungermann aus Obernheim, der sich im Herbst zum zweiten Mal dem Wählervotum stellen wird, und die Alt-Bürgermeister Manfred Bopp aus Straßberg, Alfons Kühlwein aus Nusplingen und Lothar Mennig aus Meßstetten. Dessen frisch verheirateter Nachfolger Frank Schroft hatte sich entschuldigen lassen.

Auch die Ortsvorsteher gratulierten herzlich: Emil Oswald aus Harthausen, dem einzigen Teilort, in dem Maier die absolute Stimmenmehrheit nicht erreicht hatte, und Ewald Hoffmann aus Benzingen. Er hatte – nur für manche überraschend – selbst 244 Wählervoten geholt, obwohl er nicht kandidiert hatte.

Das amtliche Endergebnis werde am Montag, 18. Juni, ab 16 Uhr in einer öffentlichen Sitzung im Rathaus verkündet, fügte Rainer Pfersich noch an und dankte der Feuerwehr Winterlingen für die Bewirtung beim Bürgerfest sowie dem Gemeindewahlausschuss mit Hauptamtsleiter Ludwig Maag und Andrea Griener vom Rathaus-Team für das zügige Auszählen der Stimmen.

Nachdem das Bläserensemble des Musikvereins Winterlingen das erste Ständchen ohne amtliche Hilfe gespielt hatte, forderte dessen Leiter Uwe Kling den soeben wiedergewählten Schultes zum Dirigieren auf. Michael Maier – sonst für jeden Spaß zu haben – überließ hingegen seiner Frau Silke gönnerhaft den Taktstock mit dem Kommentar: "Wie zu Hause auch, darf die Frau den Taktstock schwingen."

Den "Bozener Bergsteigermarsch" dirigierte Silke Maier dann mit Schwung und Verve und erntete damit nicht nur von Uwe Kling Applaus. Das Stück passte perfekt: Für ihren Mann ist die Bergtour nun vorbei – und der Gipfel erklommen.

Kommentar: Respektabel

Von Karina Eyrich

67,2 Prozent der Stimmen für Amtsinhaber Michael Maier bei der Bürgermeisterwahl in Winterlingen: Es mag sein zweitschlechtestes von acht Wahlergebnissen seiner langen Bürgermeisterlaufbahn sein. Es mag weniger sein, als er sich nach acht erfolgreichen Jahren erhofft hatte, in denen Maier Winterlingen sichtbar vorangebracht hat. Es hätte allerdings auch schlechter ausfallen können. Immerhin hatte Maier nicht nur Dauerkandidatin Friedhild Miller zur Gegnerin, sondern mit Andreas Rick auch einen Lokalmatador aus Harthausen, der mit 18,7 Prozent seine Erwartungen übertroffen sieht. Vor allem aber spielte beiden die Unzufriedenheit vieler über die denkbar knappe Entscheidung des Gemeinderats gegen eine öffentliche Kandidatenvorstellung in die Hände, die Maier nicht zu verantworten hatte. Michael Maier kann erhobenen Hauptes seinen Sieg feiern.

Seite 3: Stimmen zur Wahl

Kommentare zum Wahlergebnis:   Andreas Rick, Herausforderer, der 18,7 Prozent der Wählerstimmen geholt hat, in seinem Wohnort Harthausen gar 37,3: "Ich freue mich über das respektable Ergebnis. Auch mit 15 Prozent wäre ich zufrieden gewesen, nun habe ich mehr als 18 erreicht – ist doch okay."

Rainer Pfersich, erster Stellvertreter des Bürgermeisters: "Wir freuen uns, denn der Gemeinderat steht hinter Michael Maier, und auch die Rathaus-Mitarbeiter haben gejubelt." Negativ auf Maier zurückgefallen sei das Votum des Gemeinderats gegen eine öffentliche Kandidatenvorstellung, "und so etwas dürfen wir auch nie mehr machen".

Roland Heck, zweiter Stellvertreter des Bürgermeisters: "Ich bin froh, dass Michael Maier Bürgermeister bleibt, denn er tut Winterlingen gut: Er ist ein ausgewiesener Fachmann, denkt weit nach vorne, erkennt Entwicklungen frühzeitig und handelt. Deshalb hätte ich mir gewünscht, dass die Zustimmung höher ausgefallen wäre. 67,2 Prozent sind ein respektables Ergebnis, doch er hätte viel mehr verdient."

Markus Zeiser, Bürgermeister in Straßberg: "Ich freue mich, dass wir weiter zusammenarbeiten können, denn die Zusammenarbeit ist sehr eng und sehr gut. Wichtig ist, dass Michael Maier die Mehrheit geholt hat, auch wenn ich ihm ein deutlich besseres Ergebnis gewünscht hätte."

Hubert Schiele, Bürgermeister in Bitz: "Es war klar, dass Michael Maier wiedergewählt wird, und ich freue mich auf weitere acht Jahre gute Zusammenarbeit."

Ewald Hoffmann, Nicht-Kandidat und Viertplatzierter mit 10,6 Prozent der Stimmen: "Ich bin überrascht, dass mich die Bürger so zahlreich gewählt haben, freue mich aber, dass der Chef im ersten Wahlgang die Mehrheit bekommen hat. Überrascht bin ich auch über Andreas Ricks Ergebnis, da er sich im Vorfeld nicht gezeigt und keinen Wahlkampf gemacht hat." Deutlich distanziert sich Hoffmann von Gerüchten, er selbst habe um Stimmen für sich geworben: "Hätte ich Bürgermeister werden wollen, dann hätte ich mich aufstellen lassen."