Normalerweise sind sie draußen, aber wenn es ihnen zu heiß wird, suchen Johann Friedrichs Lamas Zuflucht in einem offenen Stall. Foto: Schwarzwälder Bote

Tierwelt: Johann Friedrich aus Benzingen kümmert sich schon seit zehn Jahren um flauschige Vierbeiner

Seit zehn Jahren beherbergt Johann Friedrich jeden Sommer eine Lamaherde aus Veringenstadt auf seiner Hangwiese bei Benzingen. Das Know-how, wie die Tiere zu halten sind, hat sich der 61-Jährige selbst angelesen – Überraschungen bleiben aber nicht aus.

Winterlingen-Benzingen. Für viele Einheimische sind die flauschigen Vierbeiner, die noch vor kurzem auf der Hangwiese unterhalb des Dingelebrunnens weideten, ein bekannter Anblick – und für Auswärtige ein besonderer Hingucker. Wie kommt Johann Friedrich zum Posten eines Lamahüters? Der 61-Jährige hat beruflich nichts mit Landwirtschaft am Hut; er arbeitet im Landratsamt in Sigmaringen, und die Lamahaltung ist ein Hobby. "Sie gefallen mir einfach." Ganz besonders begeistert ihn an den Tieren, die zoologisch betrachtet zur Familie der Kamele gehören, ihr besonderer Charakter und ihr anmutiges Aussehen. Sein Eigentum sind die Weitspucker allerdings nicht; vielmehr gehören sie Egon Fink aus dem Nachbarort Veringenstadt, der dort seit langem Lamas züchtet und sie alle Jahre wieder nach Benzingen auf die Weide schickt.

Wie sich das ergeben hat? Friedrich wollte seine etwa einen halben Hektar große Hangwiese sinnvoll nutzen und bot sie dem Bekannten aus Veringenstadt spontan als Weide an. Der schlug ein, und seither sind die Lamas aus dem Laucherttal alljährlich Benzinger auf Zeit. Auch in diesem Frühjahr kamen wieder sieben Exemplare zu Johann Friedrich. Viel Arbeit? "Der Aufwand hält sich in Grenzen", lacht er: Die sogenannten Neuweltkamele, deren ursprüngliche Heimat die südamerikanischen Anden sind und die dort als Lasttiere Schwerstarbeit verrichten, sind, wie Friedrich berichtet, "sehr genügsame Kostgänger". Die natürlichen Gegebenheiten – sprich das Gras auf der Wiese am Waldrand – und ein wenig Wasser genügen, und sie sind versorgt. Friedrichs Weide bei Benzingen ist prädestiniert für sie; an heißen Sommertagen gewähren die Bäume oder der offene, überdachte Holzstall Schatten

Immer wieder gut für eine Überraschung

Das Wissen, das nötig ist, um die Exil-Südamerikaner angemessen zu versorgen, hat sich Johann Friedrich in den vergangenen Jahren lesenderweise angeeignet. Allerdings lernt man nie aus – immer wieder, so der Fachmann, seien seine Weidegänger für Überraschungen gut. Zum Beispiel im Frühsommer: Da büxte die ganze Gruppe trotz Elektroumzäunung über Nacht aus und verteilte sich zwischen Benzingen und Winterlingen in der Landschaft. Es bedurfte eines ganzen Sonntags und der tatkräftigen Unterstützung etlicher Bekannter, um die Ausreißer wieder auf die heimische Wiese zu befördern.

Übrigens haben auch diese dazugelernt: Längst sind sie handzahm; sogar an das lautstarke Geratter der Motor- und Kreissäge – Johann Friedrich sägt und lagert auf der Weide sein Brennholz – haben sie sich im Lauf der Zeit gewöhnt.

Friedrichs Weide ist in der warmen Jahreszeit für viele Benzinger Familien ein Magnet: Das rege Treiben der Trendtiere auf der Weide begeistert Jung und Alt, und mit etwas Geduld ergibt sich für die Besucher sogar die Gelegenheit, das flauschige Fell zu streicheln. Wie lange die Tiere in Benzingen bleiben, entscheidet das Wetter. Alljährlich im Herbst kehren die Lamas Benzingen den Rücken und nach Veringenstadt zurück. Bis zum Frühjahr – Johan Friedrich freut sich jetzt schon auf das nächste Gastspiel "seiner" Lamas.