Baulast: Kompromiss mit der Kirche

Winterlingen. Keiner bekommt genau das, was er will – ein perfekter Kompromiss: Gemeinde und evangelische Kirchengemeinde haben sich in punkto Kirchenbaulast auf eine neue Kostenteilung geeinigt. Der Vertrag von 1890 wird nach Vorschlag der Kirchengemeinde an die vom Städtetag empfohlen Sätze angepasst. "Es ist nicht ganz das, was wir wollten", erklärte Bürgermeister Michael Maier im Gemeinderat. "Aber so vermeiden wir einen Rechtsstreit."

Früher waren bürgerliche und kirchliche Gemeinden stärker verflochten. "Die Kirchturmuhr war die einzige im Ort, und man hat Feuerwehrschläuche im Kirchturm getrocknet", so Maier. Fast 130 Jahre alte Vereinbarungen regelten daher, dass Winterlingen Kommune die Hälfte der Instandhaltungskosten für Kirchturm und Glocken. Instandhaltung und eventuelle Neubeschaffungen der Kirchturmuhr fielen gar vollständig in die Pflicht der bürgerlichen Gemeinde.

Das wollte der Gemeinderat so nicht mehr mittragen, zumal in den beiden vergangenen Jahren einige Ausgaben aufgrund dieser Verträge angefallen waren: rund 1000 Euro für die Unterhaltung von Glocken- und Turmanlage nebst 114 000 Euro für die umfangreiche Kirchturmsanierung. Die Verwaltung sollte verhandeln mit dem Ziel, den Anteil der Gemeinde auf maximal ein Drittel der Kosten zu reduzieren. Andernfalls sollte sie den Vertrag kündigen. Im November hatte die Kirchengemeinde "nach Maßgabe des Städtetags" vorgeschlagen, die bisherigen Anteile der Gemeinde von 50 auf 35 Prozent und von 100 auf 50 Prozent zu reduzieren.

Nun schlug die Verwaltung dem Gemeinderat vor, den Gemeindeanteil auf 35 und 50 Prozent zu reduzieren statt generell auf ein Drittel. Nach kurzer Abwägung entschieden sich die Räte schließlich dafür, dem Vorschlag des Kirchengemeinderates geschlossen zuzustimmen. Zur Instandhaltung von Kirchturm und Glocken wird Winterlingen also zukünftig 35 Prozent der anfallenden Kosten beitragen, zur Wartung, Pflege und Neuanschaffung der Kirchturmuhr 50 Prozent.