Auch Hausaufgaben sollen auf dem Programm der Ganztagsbetreuung an der Winterlinger Grundschule stehen – die Hilfe der Ehrenamtlichen ist dabei willkommen. Foto: Büttner

Winterlingen führt Ganztagsbetreuung an der Grundschule ein. Gemeinderat vergibt Auftrag ans Haus Nazareth.

Winterlingen - Das Haus Nazareth wird vom kommenden Schuljahr an eine Ganztagesbetreuung für Winterlingens Grundschüler anbieten. Der Gemeinderat hat den Sigmaringern gestern den Auftrag dazu erteilt.

Ab September wird es an der Grundschule eine Nachmittagsbetreuung bis 16.30 Uhr geben, und zwar an den ersten vier Tagen der Arbeitswoche – am Freitagnachmittag, so die Gemeindeverwaltung, sei die Nachfrage erfahrungsgemäß sehr gering, und deshalb wolle man die Entwicklung erst einmal abwarten.

Hinzu kommt ein Ferienangebot: Betreuung unter der Woche zwischen 7.45 und 15 Uhr, außer an den 30 Schließtagen. Wie hoch die Nachfrage ist, hat die Gemeinde über eine Bedarfsabfrage eruiert; sie kommt auf insgesamt 16 Kinder, von denen acht im September eingeschult werden. Das würde passen: Als Standardgröße einer zu betreuenden Gruppe steht die Zahl 15 im Raum.

Den Eltern sollen für diese Betreuung 95 Euro monatlich berechnet werden; hinzu kommen Ausgaben für das Mittagessen. Kostendeckend sind diese Entgelte nicht; die Gemeindekämmerei beziffert die Gesamtkosten mit 45 750 Euro und ihre Einnahmen aus Elternbeiträgen, flexibler Nachmittagsbetreuung und der Zusatzgruppe der verlässlichen Grundschule auf 20 750 Euro.

25.000 Euro müsste die Gemeinde finanzieren

Bleiben 25.000 Euro, welche die Gemeinde finanzieren müsste. In diesem Haushaltsjahr entstehende überplanmäßige Ausgaben von 15.250 Euro hat der Gemeinderat am Montag bewilligt; ihnen stehen Einnahmen in Höhe von 6900 Euro entgegen. Das Konzept des Hauses Nazareth wurde von den meisten Gemeinderäten gutgeheißen; es gab aber auch Kritik, vor allem von Seiten der Frauenliste. Die Eltern können die Ganztagesbetreuung nicht tageweise in Anspruch nehmen, sondern müssen das ganze Paket, also vier Tage pro Woche, ordern; das brachte dem Haus Nazareth Eleonore Wiehls Vorwurf ein, es sei nicht flexibel genug.

Dessen Vertreter Dietmar Abt erwiderte darauf, er könne seine Leute nun mal nicht heimschicken, wenn gerade nichts los sei; Bürgermeister Michael Maier zog die Möglichkeit in Betracht, dass zwei Schüler sich die Vier-Tages-Betreuung teilen könnten, wenn sie an unterschiedlichen Tagen betreut werden müssten. Renate Fischer-Kuhn fand Konzept und Angebot der Sigmaringer zu teuer; mit diesem Geld lasse sich auch ein Hort mit zwei Erzieherinnen finanzieren. Eine Behauptung, die Dietmar Abt rundweg bestritt und Fischer-Kuhn nicht aus dem Stand mit einer Kalkulation belegen konnte.

Abt konnte seinerseits keine detaillierten Informationen zu den Grundlagen der Kostenberechnung des Hauses Nazareth liefern, weil sie nicht von ihm stammt, sondern vom Kollegen André Pousset. Der aber war erkrankt und wurde von Abt vor Ort vertreten.

Keine Attacke gegen ehrenamtlichen Einsatz

Eine weitere Frage aus dem Gremium betraf die bestehende ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuung an der Grundschule: Wird sie jetzt überflüssig? Oder könnte umgekehrt das Angebot des Hauses Nazareth dort abgespeckt werden, wo ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuerinnen tätig sind? Dietmar Abt beteuerte, dass es ihm fernliege, ehrenamtliches Engagement einzuschränken, deutete aber auch an, dass die Betreuung von 15 oder mehr Kindern nicht stressfrei sei. Bürgermeister Maier verwies in diesem Zusammenhang auf die Ferien – die Betreuung müsse – von den 30 Schließtagen abgesehen – ständig garantiert sein.