Kinder- und Jugendliteratur macht den größten Anteil der Medien in der Bücherei Winterlingen aus.Archiv-Foto: Retter Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Stefan Bihler gibt einen Einblick in die Gemeindebücherei / Viele Kunden kommen noch nicht

Der Bestand sowie die Ausleihzahlen der Winterlinger Gemeindebücherei wachsen und wachsen. Die Einrichtung hat einige treue Fans, die das Bildungsangebot rege in Anspruch nehmen. Bibliothekar Stefan Bihler zog im Gemeinderat Bilanz über das vergangene Jahr.

Winterlingen. Die Gemeindebücherei hatte Ende 2019 einen Gesamtbestand von 14 402 Medieneinheiten. Den größten Anteil davon machen die Kinder- und Jugendsachbücher aus – 6276 davon stehen in den Regalen der Bücherei. Die Kinder und Jugendlichen sind es auch, die zu den treusten Ausleihern der Einrichtung gehören. Etwa 35 Prozent der Gesamtausleihe macht diese Zielgruppe aus; 2019 wurden Kinder- und Jugendbücher insgesamt 10 140 Mal entliehen.

Leseförderung ist und bleibt ein wichtiges Ziel der Gemeindebücherei, betont Stefan Bihler. Auch deswegen betreibt die Bücherei normalerweise eine rege Veranstaltungsarbeit. Jedoch erklärte der Bibliothekar, dass die Kinder zwar gut zu erreichen seien, das Interesse am Lesen jedoch mit Eintritt in die Pubertät circa ab der siebten Klasse schnell schwinde.

Spiele wurden im vergangenen Jahr häufiger entliehen. Bihler beobachtet, dass dies hauptsächlich den Tonies zuzuschreiben ist, die neu in den Bestand aufgenommen wurden. Die Tonie-Boxen sind Audiosysteme für Kinder, wobei die Box quasi eine neue Version des CD-Spielers ist. Der Tonie ist eine robuste kleine Magnetfigur, die im klassischen Sinne die CD ersetzt.

Für Erwachsene stehen 2398 Sachbücher zur Verfügung und 2422 Romane. Hinzu kommen 205 Zeitschriftenhefte aus zwölf Abonnements. Die Ausleihzahlen von Romanen fielen leicht, jedoch wurden 2019 entgegen des Trends mehr Sachbücher für Erwachsene ausgeliehen.

Im Berichtsjahr wurden 779 Medieneinheiten neu eingearbeitet, 543 Stück wurden hingegen aus dem Angebot entfernt. Der Bestand vergrößerte sich somit leicht. Rein rechnerisch wurde jede der 14 402 Medieneinheiten 2,13 Mal ausgeliehen. Insgesamt wanderten 2019 30 633 Medien über die Büchereitheke.

Die Ausleihzahlen von CDs seien leicht rückläufig, doch nicht so stark wie bei DVDs. Diese werden kaum noch nachgefragt. Bihler erklärt sich das durch die veränderte Mediennutzung: Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime drängen die DVD nach und nach in eine Nische.

Insgesamt sind bei der Gemeindebücherei Winterlingen 422 Entleiher angemeldet, davon sind 162 Kinder und Jugendliche. 35 Personen meldeten sich 2019 neu an.

Die Gemeindebücherei ist 15 Stunden pro Woche zugänglich; im vergangenen Jahr waren dies aufgerechnet 642 Stunden. Die Bücherei führen Bettina Nolle und Stefan Bihler in jeweiliger 40-Prozent-Anstellung. Martin Wolfsdorf hat die Winterlinger Einrichtung verlassen.

Bihler warf auch einen Blick auf die Kooperation mit der Bücherei in Gammertingen, die seit nunmehr fünf Jahren besteht. Die Zusammenarbeit habe sich in den vergangenen Jahren sehr bewährt. So steht den Entleihern beider Büchereien insgesamt ein Bestand von 34 567 Medieneinheiten zur Verfügung. 2019 wurde der temporäre Austauschbestand weiter ausgebaut. Dabei werden Medien, die momentan in einer Bücherei nicht stark nachgefragt werden, auf eine bestimmte Zeit in der anderen Bücherei zur Ausleihe angeboten. Ferner werde der Bestand der beiden Büchereien weiter differenziert. Bestimmte Medien werden hauptsächlich nur in einer Bücherei angeboten. Bestseller und beliebte Romane hingegen sind in beiden Büchereien verfügbar. Mit Blick auf die Zahlen merkte Bihler an, dass die Bücherei trotz der fortschreitenden Digitalisierung einen wichtigen Auftrag zur Leseförderung erfüllt.

Zwar bezog sich Bihlers Bericht vor den Gemeinderäten auf das vergangene Jahr, doch hinsichtlich der besonderen Situation aufgrund der Coronavirus-Pandemie erzählte Bihler auch von der aktuellen Lage in der Gemeindebücherei. "Die Ausleihzahlen der vergangenen Jahren werden wir in diesem Jahr definitiv nicht erreichen", ist sich der Bibliothekar sicher.

Aufgrund der Pandemie war die Gemeindebücherei im Frühjahr für sechs Wochen geschlossen. Mittlerweile ist die Ausleihe unter Berücksichtigung von Hygienemaßnahmen wieder möglich. "Doch viele habe ich seither nicht mehr gesehen", erklärt Bihler. Möglicherweise hätten diese während des Lockdowns ihre Mediennutzung verändert oder kommen aufgrund der Einschränkungen noch nicht.