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Mit Getreidehäufen locken Jäger im Winter das Wild an, um es genau zu begutachten

Die Getreidehäufen, die man vor allem im Winter in manchen Wäldern entdeckt, sollen Wild anlocken, damit Jagdpächter wie Hans-Willi Ritter dieses genau beobachten können und entscheiden, welche Tiere sie jagen.

Winterlingen-Harthausen. Immer wieder fallen bei Wanderungen oder Spaziergängen kleine Haufen von Trester mit Getreide vermischt an Waldwegen, insbesondere in der Nähe von Hochsitzen oder Jagdkanzeln auf. Dieses nur in kleinen Mengen von den Jagdpächtern ausgelegte Futter ist jedoch keinesfalls als Winterfütterung zu betrachten, denn diese ist seit dem Inkrafttreten des neuen Jagdgesetzes vor vier Jahren in Baden-Württemberg verboten.

Hans-Willi Ritter ist seit nahezu einem halben Jahrhundert im Besitz der Jagdlizenz und seit vier Jahrzehnten Jagdpächter des Jagdbezirkes nordwestlich von Harthausen in Richtung Freudenweiler. Auch er unterhält mehrere solcher Lockplätze, fachsprachlich als Kirrungen bezeichnet, um das Wild überwiegend Rehe und Wildschweine beobachten zu können und gegebenenfalls zu entscheiden, welche Tiere durch die Jagd der Natur entnommen werden müssen. Das ist, so erklärt Ritter, für jeden Jäger "eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe".

Tiere, die nicht gesund erscheinen, Verletzungen aufweisen oder auch bei einem zu großen Besatz zur Vermeidung von Wildverbiss – also dem Abfressen nachwachsender Bäume – können von den Jagdständen an diesen Plätzen geschossen werden. Bei der Jagd, so ist Ritter überzeugt, steht nicht der Spaß am Abschießen von Rehen, Füchsen oder Wildschweinen im Vordergrund, sondern sie erfüllt eine "wichtige Aufgabe im Lebensraum des Waldes", zumindest solange die großen Raubtiere wie Luchs oder Wolf diese wichtige Selektionsaufgabe nicht in ausreichendem Maße erfüllen können.

Das "Ankirren", wie die Jäger sagen, soll die Tiere anlocken, damit sie relativ nahe in Augenschein genommen werden können. Die Witterung des angegorenen Apfeltresters ist für das Wild sehr attraktiv. Von den Jägern wird der Trester, der in den Mostereien als Pressabfall bei der Herstellung von Apfelsaft anfällt, gerne abgeholt und mit etwas Hafer oder Gerste vermischt zu einem Lockmittel für das Wild zubereitet und im Revier in kleinen Portionen ausgelegt. Diese Maßnahmen, so erklärt der erfahrene Jäger, dürfen von den Jagdpächtern allerdings "nur im Zeitraum zwischen Oktober und dem 31. Januar erfolgen".

Es sei schon erstaunlich, dass die Wildtiere auch bei hohen Schneelagen noch genügend Futter finden. Hans- Willi Ritter habe beobachtet, dass die Rehe den Schnee mit ihren Läufen wegscharren und so an die darunter liegenden Gräser oder Kräuter kommen. Daneben knabbern sie auch gerne mal an Knospen von Büschen und Bäumen und fressen auch manche jungen Triebe.

An diesen Kirrungen kann man tagsüber zudem viele einheimische Waldvögel darunter auch Haubenmeisen, den Gimpel oder auch Buntspechte beobachten. Auch diese gefiederten Gesellen finden an den Kirrungen im Winter willkommene Leckerbissen.