Schnelles Internet? Benzingen ist in Teilen ein weißer Fleck.Foto: Stratenschulte Foto: Schwarzwälder Bote

Breitbandausbau: Benzinger beklagen Unterversorgung

Winterlingen-Benzingen. "Was die Internetanbindung angeht, koppelt sich Benzingen vom Rest der Welt ab." Es war eine steile These, die ein Zuhörer in der Bürgerfragestunde des Ortschaftsrates Benzingen aufgestellt hat. Er zitierte einen Bericht im Schwarzwälder Botem vom 16. November 2019, in dem gestanden habe, dass der Breitbandausbau "bis in maximal zwei Jahren kommen" soll, wie es dort heißt.

Bürgermeister Michael Maier hatte aber damals bei der Veranstaltung "IHK vor Ort" in Benzingen schon klargestellt, was er nun im Ortschaftsrat wiederholte: dass für Netzausbau, -bereitstellung und -betrieb nicht die Kommunen zuständig seien, denn denen sei dies sogar gesetzlich verboten worden.

"Was wir machen und schon gemacht haben, ist ein passives Netz mit Leerrohren zu schaffen – sodass für Firmen wie beispielsweise die Telekom der Weg schon bereitet ist", so Maier damals. Seit die Post und das Telefonwesen privatisiert worden sind, wollten diese Firmen in erster Linie Geld verdienen, das heißt, sie schauten auf die Wirtschaftlichkeit. Dabei hätten sie allerdings verschlafen, das vorher sehr gute Telekommunikationsnetz anzupassen und auszubauen.

In Sachen schnelles Internet hinke Deutschland auch aufgrund strengerer Vorgaben, beispielsweise im Sicherheitsbereich, hinterher. Zudem verbrauchten Markterkundung und Planung viel Zeit, Fördergelder müssten beantragt werden, was wiederum Monate dauern könne, und letztlich entscheide der Endabnehmer mit Blick auf seinen Geldbeutel darüber, ob er das superschnelle Internet wirklich braucht. "Dann kann es sein, wir haben ein tolles Netz, aber zu wenig Abnehmer, weil es ihnen zu teuer ist."

Auch was zwei Experten damals den Einwohnern geraten hatten, wiederholte Maier nun: bei ihren Anbietern nach höheren Datenübertragungsraten zu fragen, die jetzt schon möglich seien. "Ich hatte bis vor einem Jahr acht Megabytes, mittlerweile sind es 16", berichtete der Schultes, "aber mehr geht nicht." Und bei den meisten scheitere es dann schon daran, dass mehr Leistung auch mehr koste. Winterlingen sei inzwischen ans Glasfasernetz angeschlossen. Nun würden die Hauptverteilerkästen aufgerüstet. Wer davon aber zu weit weg wohne, bei dem komme nicht viel an.

Der Förderbescheid für das Gewerbegebiet Hungerberg in Benzingen sei inzwischen da, und der Auftrag ausgeschrieben, nun sei die Planung im Gange, so Maier. Allerdings seien nur zwei Angebote eingegangen. "Die Telekom wird in Benzingen nicht mehr investieren", bedauerte er. "Da zählen die Zahlen, nicht die Grundversorgung." Im Klartext: Das Unternehmen investiere nur, wenn es sich finanziell lohne.

Michael Maier: Gemeinde müsste 1,6 Millionen investieren

Gleichwohl überlege die Gemeinde, das Glasfaserkabel von Winterlingen her bis zur Schule zu verlegen. Dort wäre dann ein so genannter PoP, ein Hauptverteilerkasten, für den sich möglicherweise ein Betreiber finden lasse. 1,6 Millionen Euro in die Vorverlegung von Hausanschlüssen im Gebiet Hungerberg zu verlegen – so viel würde es die Gemeinde kosten –, sei aber nicht möglich, machte Maier deutlich. "Dann bräuchten wir über die Sanierung der Turn- und Festhalle oder Straßensanierungen nicht mehr reden."

Abschließend betonte Maier: "Wir werden versuchen, das Gewerbegebiet Benzingen anzuschließen und hoffen auf mögliche Synergieeffekte. Benzingen ist in Teilen ein weißer Fleck. Wir sind dran, aber es ist nicht ganz einfach."

Allerdings wies er aber auch darauf hin, dass die Zukunft womöglich nicht in der Glasfasertechnik liege, sondern in der "Luftlösung mit Antennen", erklärte der Bürgermeister und zog sein Smartphone heraus: "Ich habe hier drin LTE, und das LTE-Netz ist top."