Gerold Steiß, Jonas Schreiber, Lea Kohlhepp, Timo Mordan und Kevin Sieber haben sich mit zwei Tranpsportwagen der Winterlinger Feuerwehr auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze gemacht um Hilfsgüter zu überbringen. Foto: Kuster

Zwei mit Hilfsgütern vollgepackte Transportsfahrzeuge der Winterlinger Feuerwehr sind am Donnerstag in der polnischen Partnerstadt Izbica, rund 65 Kilometer entfernt von der ukrainischen Grenze, eingetroffen.

Winterlingen - Am Montag hatte ein Hilfsgesuch von Izbicas Bürgermeister Jerzy Lewczuk Winterlingen erreicht: In den vorangegangenen Tage waren viele ukrainische Flüchtlinge in der 8000-Seelen-Gemeinde im Südosten Polens angekommen. Derzeit sind rund 40 Flüchtlinge in städtischen Unterkünften untergebracht, einige weitere bei Privatleuten – Tendenz stark steigend. Die Menschen müssen nun einigermaßen angemessen versorgt werden, doch wenn so viele auf einmal kommen, treten zwangsläufig Engpässe auf. Es fehlt vor allem an Hygieneprodukten,aber auch an Betten und Decken.

Spendenbereitschaft ist enorm

Keine zwei Tage nach dem Hilferuf aus Polen, am Mittwochmittag, machten sich vier Feuerwehrleute der Abteilungen Benzingen und Harthausen, nämlich Gerold Steiß, Jonas Schreiber, Timo Mordan und Kevin Sieber, dazu Lea Kohlhepp, die Auszubildende der Gemeindeverwaltung, auf den rund 1500 Kilometer langen Weg nach Izbica gemacht, um Winterlinger Spenden zu verteilen. Zuvor, berichtet Hauptamtsleiter Ludwig Maag, hätten die Telefone im Winterlinger Rathaus fast pausenlos geklingelt – so viele Menschen hätten sich bereit erklärt, Sachspenden für den Hilfstransport zur Verfügung zu stellen. Viele dieser Angebote mussten jedoch abgewiesen werden. "Die Busse waren voll bis unter die Decke", berichtet Maag.

66 Feldbetten und jede Menge Unterwäsche

Dabei sind 66 Feldbetten, die der Partnergemeinde für die Unterbringung von Flüchtlingen überlassen werden, Hygieneartikel und Essenskonserven, die mit Geldern aus dem Partnerschaftsbudget finanziert wurden, und 60 Kartons voller Unterwäsche, welche die Firma Nina von C. gespendet hat.

Izbica liegt an der sogenannten Europastraße, der Ost-West-Verbindung Europas, weswegen viele Flüchtlinge direkt über die Grenze in die Stadt kommen. Derzeit, weiß Maag, ziehe eine lange Autokarawane durch die Stadt – lauter Menschen, die nur eins wollten: fort und in Sicherheit. Die Ukrainer, die derzeit in Izbica untergekommen sind, möchten dagegen größtenteils bleiben, in Grenznähe – noch haben sie Hoffnung, dass der Krieg ein schnelles und gutes Ende nehmen und sie schon in einigen Tagen wieder in die Heimat zurückkehren können. Meist sind es Frauen mit Kindern, deren Männer im Land geblieben sind.

18 Stunden und 1500 Kilometer

Izbica besteht aus einer ganzen Reihe von kleineren Orten und verfügt daher über einige Dorfgemeinschaftshäuser. Diese eignen sich dank der Sanitär- und Küchenausstattung gut für die Gemeinschaftsunterbringung von Hilfesuchenden – was jedoch fehlt, sind Schlafmöglichkeiten.

Hier kommen die Partner von der Schwäbischen Alb ins Spiel: Sie haben nun Feldbetten aus den Beständen der Jugendfeuerwehr und des DRK mitgebracht. Nach 18 Stunden Fahrt war der Hilfskonvoi am Donnerstagmorgen um 7 Uhr in Izbica angekommen und wurde vor dem Rathaus von Bürgermeister Jerzy Lewczuk und dem gesamten Gemeinderat empfangen. Nach einem gemeinsamen Frühstück und dem Hissen der drei mitgebrachten Partnerschaftsflaggen wurden die Spenden ausgeladen und eingelagert. Einen Tag lang schöpfen die Überbringer neue Kraft, ehe sie sich am Freitag wieder auf den Heimweg machen.

Hilfsbereitschaft ist enorm

Ludwig Maag, der im ständigen Kontakt mit der Deutschlehrerin Monika Nowosaw in Izbica steht, berichtet von der Stimmung vor Ort: Die Hilfsbereitschaft in Izbica sei enorm, alle Menschen versuchten, ihren ukrainischen Nachbarn zu helfen: Der Gemeinderat werde in den kommenden Tagen darüber beraten, ob Haushaltsgelder, die eigentlich für andere Projekte vorgesehen seien, in die Flüchtlingshilfe umdirigiert werden könnten.

Hamsterkäufe und Benzinknappheit

Bei allen diesen Maßnahmen schwingt freilich die historisch begründete Angst vor der Großmacht Russland mit. Auch die Polen seien unruhig; es komme vermehrt zu Hamsterkäufen und als Folge davon zu Engpässen bei Alltagsgütern wie auch bei der Benzinversorgung – zumal die Tankstellen in der Ukraine dicht seien und die Autos von dort mit leeren Tanks kämen.

Maag schließt unter diesem Umständen einen weiteren Hilfskonvoi zur polnisch-ukrainischen Grenze nicht aus. Dafür hat das Firma Gerth Touristik aus Bitz bereits Hilfe angeboten: Das Unternehmen will für den Transport einen Fernbus für zur Verfügung stellen – und auf dem Rückweg Menschen eine Mitfahrgelegenheit in Richtung Westen anbieten.