Bei den Büttenreden und Sktechen gab es kein Halten mehr. Foto: Schwarzwälder Bote

Vetterzunft: Ladies only: Frauenfasnet hat in Harthausen seit zehn Jahren Tradition – und kommt gut an

Es ist noch gar nicht so lange her, dass in Harthausen die Frauenfasnet etabliert wurde – genauer gesagt zehn Jahre. Während man anfangs noch in Gaststätten gefeiert hat, halten die närrischen Frauen seit 2015 jährlich im "Vetterstüble" Einzug.

Winterlingen-Harthausen. Mit einem dreifach donnernden "Harthauser-Bäsle" hat das "Bäsle vom Juhe", Tanja Ebner, die Frauen zu ihrer Fasnetsfeier begrüßt und warf danach einen närrischen Blick auf das abgelaufene Jahr. Dabei ging es um ihre schmerzlichen Erfahrungen beim Besuch der HNO-Klinik Tübingen nach totalem Stimmausfall infolge der vergangenen Power-Fasnet in Harthausen. Sie reget sich über freilaufende Hühner im Ort auf, sinnierte über die Glockenweihe in Benzingen und berichtete von ihrer kuriosen Heimfahrt mit einem Großraumtaxi nach einer Hochzeit. Einem streikenden Kofferraumschloss war es geschuldet, dass die Vetter ohne Masken an einem Umzug teilnehmen mussten. Im Gedächtnis blieb ihr auch, wie Holger Lorrain, der Vorsitzende Musikvereins Harthausen, beim Fassanstich mit dem zweiten Schlag das Fass dermaßen zertrümmerte, dass gerade mal eine Halbe aus dem auslaufenden Fass abgefüllt werden konnte.

Yvonne Brendle lenkte in ihrem Beitrag "Zum Fressen gern" den Blick zurück in die Zeit, als viele Harthauser noch sehnsüchtig auf die Pakete der Vetter und Bäsle der ausgewanderten Verwandtschaft aus Amerika warteten. Sie erinnerte an ein Paket kurz vor Weihnachten, das zwischen Süßigkeiten auch ein weißes Pulver in einer Blechdose enthielt, und nur die Oma angeblich wusste, was daraus gemacht werden konnte. Mit Eiern, Zucker und Salz kochte sie daraus einen wohlschmeckenden Brei. Das böse Erwachen sei dann einige Tage später erfolgt, als ein Brief der Tante aus den USA eingetroffen sei, in dem sie geschrieben habe, dass Onkel Waldemar leider verstorben sei und sie dem letzten Willen des Verstorbenen entsprechend die Asche in der Weißblechdose zur Bestattung in der alten Albheimat mitgeschickt habe. DJ Tommy alias Thomas Morgenthaler sorgte immer wieder für fetzige Musik. Ein besonderer Höhepunkt des Abends war der Sketch "In der Massagepraxis", in der Sarah Patze und Yvonne Brendle sich bei der Massage zweier Männer über die Eskapaden und Gemeinheiten ihrer Partner mit überdeutlichen Details unterhielten, was die versammelte Frauenschar im "Vetterstüble" besonders amüsierte.

Im Anschluss hatte Rita Mauz ihren Auftritt: Sie stellte eine Rundumerneuerung ihres Outfits vor. Vom Frisör, der ihr unerhörter Weise noch eine Schmutzzulage auf die Rechnung setzte, über das vermeintliche Kosmetikstudio, das sich aber als Maler- und Lackierbetrieb entpuppte, bis zum Einkauf in der teuren Boutique, bei der sie das Angebot der Verkäuferin von nur 50 Prozent Preisnachlass sofort abgelehnt und stattdessen die Hälfte des Preises gefordert habe, reichten die Themen.

Ein Augen- und Ohrenschmaus war der Beitrag der Sängerinnen aus dem Chor Cum Deo: In kurzen Pantomimen deuteten die Sängerinnen Oldies und aktuelle Hits mit lustigen Gesten an, und das närrische Publikum musste die Titel erraten. Die Hits reichten von "Ich will ’nen Cowboy als Mann" und "Rote Lippen soll man küssen" bis zu Helene Fischers "Atemlos durch die Nacht". Sie wurden dann eingespielt, und die Bäsle klaschten und sangen ausgelassen mit.