So viel! Ihr Haupthaar spendete Leonies Tante Marina Krinke-Hotz gern. Etwas ungewohnt war es aber schon. Foto: Pahl

Für neue Perücke spenden Freunde und Verwandte ihr wertvolles Gut.

Winterlingen - Schnipp-Schnapp, Haare ab – für einen guten Zweck. Die 16-jährige Leonie Pia Krinke leidet unter kreisrundem Haarausfall; jetzt haben vier befreundete Mädchen und Frauen ihr langes Haupthaar für eine Perücke geopfert.

Seit ihrer Geburt hat Leonie "Alopecia areata" – sie besitzt, von einigen wenigen Stellen abgesehen, kaum Kopf- und Körperbehaarung. Zwar wachsen Haare, aber sie bleiben nicht, sondern fallen schon bald wieder aus. "Ich habe gelernt damit zu leben", sagt Leonie – aber bei aller Gewöhnung hat es doch niemand gern, ständig "komisch angesehen zu werden", wie Leonies Mutter Ellen Krinke es formuliert. Deshalb trägt Leonie gelegentlich eine Perücke.

Wie kam es zu der Haarspende? Leonie schwimmt mit ihren Freundinnen Gloria- Marie Albrecht und Janina Krigar gemeinsam in einer Wettkampftruppe des DLRG. Vor Kurzem wurde der letzte Wettkampf der Saison ausgetragen, und zudem stand Leonies Geburtstag an – am 1. September ist sie 16 Jahre alt geworden. Das nahmen ihre Freundinnen zum Anlass, ihr als Abschieds- und Geburtstagsgeschenk ihre Haare zu schenken.

Allerdings genügt ein Schopf oder Zopf nicht für eine Perücke – da sich die Spenderinnen nicht ratzekahl scheren lassen, werden die Haare von drei bis vier Personen benötigt. Zum Glück fanden sich mit Leonies Tante Marina Krinke-Hotz und Jeannette Schmid, einer früheren Nachbarin von Familie Krinke, noch zwei weitere Spendenwillige. Die Vier haben sich jüngst im Winterlinger Friseursalon Agarico getroffen – und dann wurde es ernst.

Zuerst wählte Friseurmeister Marcus Agarico die passende Anfertigungsmontur aus, auf die später die Haare geknüpft werden, danach ließen sich die Spenderinnen mehrere kleine Zöpfe flechten, damit die Haare sich nicht verwirren konnten – und dann zückte Agarico die Schere, und ein Zopf nach dem anderen fiel. Jeder war rund 30 Zentimeter lang – kürzer durften sie nicht sein, denn beim Knüpfen gehen später fünf bis zehn Zentimeter verloren.

Was wird aus den Haaren? Sie gehen, wie Marcus Agarico erklärte auf eine weite Reise – erst nach Köln zur Firma "Fancy Hair" und von dort noch weiter, nämlich nach Fernost, wo die Haare sortiert und anschließend zur Perücke geknüpft werden. In circa zwölf Wochen wird sie fertig sein – und dann, schätzt Ellen Krinke, 1400 Euro kosten. Keine Kleinigkeit – da die Krankenkasse nur eine Echthaarperücke pro Jahr zahlt und Leonie die schon hat, wird für ihren neuen Look neben Haar auch noch Geld gesammelt. Jeder kann mithelfen; Spendenkässchen stehen im Friseursalon Agarico, an der Rezeption der Acura Klinik Albstadt, an den Theken von FitnessWorld und Vincenzo Café Prosecco DAvena in Ebingen sowie am Dienstagabend von 18 bis 20 Uhr im Hallenbad in Ebingen – dann trainiert dort die DLRG.

Bleibt noch eine Frage: Was wurde aus den Köpfen der vier Spenderinnen? Denen hat Friseurmeister Marcus Agarico fesche Halblang- oder Kurzhaarfrisuren verpasst. Ungewohnt? Sicher – aber die Gewöhnung an den neuen Look ist nicht annähernd so hart wie die an "komische Blicke".