Fand einmütige Zustimmung: Roland Heck Foto: Schwarzwälder Bote

Baugebiet: Gemeinderat beschließt Bauplatzpreis unterhalb des Verwaltungsvorschlags

Wie teuer soll der Quadratmeter Bauland im Gebiet "Seniorenwohnen Ü50 beim Freibad" werden? In der Diskussion hat der Gemeinderat auch für andere Baugebiete Weichen gestellt.

Winterlingen. 14 Bauplätze entstehen im Wohngebiet "Seniorenwohnen Ü50 beim Freibad" derzeit, für die der Gemeinde bereits acht unterschriebene Vorverträge potenzieller Bauplatzkäufer vorliegen – höchste Zeit, um Bauplatzpreise festzulegen, fand die Verwaltung und stellte dieselben in der jüngsten Gemeinderatssitzung zur Diskussion.

Abdecken sollen sie die Kosten für den Bebauungsplan, die umweltrechtlichen Gutachten, die Ausgleichsmaßnahmen, die Leistungen des Bauhofes und des Bauamtes, die Vermessungskosten und die Erschließungsarbeiten, mit denen die Benzinger Firma Artelt seit zwei Wochen beschäftigt ist. Stattliche 665 835 Euro kommen so für die 8445 Quadratmeter Bauland – 6071 Quadratmeter sind reine Bauplatzfläche – zusammen. Die Kosten auf Letztere umgelegt, müsste die Gemeinde 109,67 Euro pro Quadratmeter verlangen, um eine schwarze Null zu schreiben.

Weil die künftigen Bewohner aber auch in den Genuss der Winterlinger Infrastruktur kommen, die in den vergangenen Jahren tüchtig ausgebaut und saniert worden war, hat die Verwaltung dem Gemeinderat vorgeschlagen, 125 Euro pro Quadratmeter zu nehmen, wobei sie die 1953 bis 1969 geltenden Kaufpreise für gemeindeeigene Grundstücke mit drei Prozent Verzinsung hochgerechnet hat. Auf die Käufer kommen darüber hinaus Bauplatzvermessungsgebühren, Kosten für Hausanschlüsse und Anschlüsse privater Versorgungsunternehmen – etwa für Telefon und Internet – sowie die Kaufvertragskosten und die Grunderwerbssteuer zu.

Als Mitte der 1990er-Jahre die Bauplatzpreise für das Gebiet Rieden festgelegt wurden, habe der Gemeinderat beschlossen, die Baulandpreise jährlich anzupassen – das sei aber nie passiert, gab Bürgermeister Michael Maier noch zu bedenken.

Roland Heck mahnte seine Ratskollegen, dass das Gremium mit dieser Entscheidung einen Präzedenzfall schaffe: "Das wird dann auch für andere Gebiete gelten, etwa die Erweiterung von ›Riedern‹." Zwar sei klar, dass die Gemeinde finanziell auf "keine lustigen Zeiten" zusteuere, doch Winterlingen sei sehr attraktiv, vor allem für Familien mit Kindern, gab Heck zu bedenken und erinnerte daran, dass eine Sozialstaffelung einst geholfen habe, als sich die Bauplätze im Gebiet "Riedern" schlecht verkauften. Inzwischen seien alle veräußert.

"Wenn Winterlinger in das neue Gebiet ziehen, werden deren Häuser frei, und neue Einwohner bringen Zuweisungen und konsumieren hier", sagte Heck, "aber wenn wir unseren Vorteil über höhere Baupreise zerschlagen, sind wir für junge Familien weniger attraktiv." Einen Preis von 125 Euro hielt Roland Heck deshalb für "nicht darstellbar und fast nicht mehr anständig". Daher beantragte er 110 Euro als Verkaufspreis.

Zum Vergleich nannte Michael Maier Preise aus Nachbarkommunen zwischen 82,50 Euro in Straßberg und 171 Euro in einem Neubaugebiet in Burladingen, die er für "die vielleicht aussagekräftigste Zahl" hielt. Emil Oswald hingegen pflichtete Heck bei: "125 Euro halte ich für zu hoch", betonte er. Jeder Einwohner bringe schließlich neben seiner Einkommenssteuer weiteres Geld. Martin Kromer schloss sich Hecks Antrag ebenfalls an: Es reiche, kostendeckend zu verkaufen – die Gemeinde müssen daran nicht verdienen. Was auch Isabelle Grüner-Blatt so sah: Letztlich seien die Bauplatzpreise – ein Haus koste überall das gleiche – ein wichtiger Entscheidungsfaktor für die Wohnortwahl.

"Es ärgert mich, dass man nicht 2012/2013 die Preise etwas angezogen hat", räumte Rainer Pfersich ein. "Erst 75 oder 80 Euro – und jetzt 125, das wäre schon ein gewaltiger Sprung."

Hecks Antrag löse bei ihm "keine Schmerzen" aus, sagte Bürgermeister Maier schließlich, und das Gremium votierte einstimmig für 110 Euro. Für Isabelle Grüner-Blatt hatte der Schultes dann aber doch noch einen Tipp parat: "Am meisten sparen können Sie an den Badezimmerfliesen." Die Preisunterschiede dafür seien riesengroß.