Die Herkunft der Tatwaffe wirft Fragen auf. Foto: Nölke

Herkunft wirft Fragen auf. Ermittlungen laufen. Verwandte nehmen Kinder auf. Fußballclub nach Tat fassungslos.

Winterlingen - An dem Familiendrama, bei dem am Ostersonntag ein 48-jähriger Mann mutmaßlich seine 41-jährige Ehefrau mit einer Faustfeuerwaffe erschossen hat, nehmen auch die Vereinsmitglieder des FC Winterlingen Anteil. Insbesondere den Kindern der Familie gilt ihr Mitgefühl.

"Geredet und spekuliert wurde direkt nach der Tat viel", lässt sich ein Vereinsmitglied vernehmen. Aber als dann herausgekommen sei, dass der mutmaßliche Täter aus dem Umfeld des Vereins kommt, seien alle geschockt gewesen. Er selbst kenne den 48-jährigen Familienvater vom Fußballplatz, dort habe er immer einen anständigen und aufgeschlossenen Eindruck gemacht, erzählt er. Er sei fast bei jedem Spiel der Jugendmannschaft seines Sohnes dabei gewesen und habe sich eine Zeit lang im Verein sogar als Aushilfstrainer engagiert.

Vereinskameraden hatten keine Ahnung

Umso größer war der Schock, als herauskam, dass ein langjähriger Bekannter und Vereinskamerad seine Frau umgebracht haben soll. In letzter Zeit habe sich der Kontakt mit der Familie allerdings ein wenig verlaufen - vor ein paar Jahren habe der erwachsene, dann vor einem Jahr schließlich auch der jüngere Sohn den Verein gewechselt. Von dem, was innerhalb des letzten Jahres in der Familie geschehen ist, hatten die Vereinskameraden wohl keine Ahnung. Auch der ehemalige Trainer des 48-Jährigen kann sich nicht erklären, wie es zu der Tat habe kommen können.

Schon in seiner Jugend habe der Mann Fußball beim FC Winterlingen gespielt, sei immer pünktlich gewesen und habe sich nur anständig verhalten. "Krawall haben andere gemacht, bei ihm kann ich mich kaum daran erinnern, dass er jemals eine gelbe Karte bekommen hätte.", meint sein ehemaliger Trainer. Außerdem sei er ein guter Fußballer gewesen.

Kinder bei Verwandten untergekommen

Er erinnere sich noch an ein Treffen von vor ein paar Jahren, als er seinem ehemaligen Schützling auf dem Markt in Ebingen begegnete. Damals habe er von dem schweren Unfall erfahren, den der nun tatverdächtige 48-Jährige erlitten habe. Ein Betrunkener hatte den jungen Familienvater auf Höhe des Albstadions zwischen Ebingen und Truchtelfingen überfahren und schwer verletzt. Davon habe er sich wohl niemals vollständig erholt.

Inzwischen sitzt der Mann laut Staatsanwaltschaft "unter dringendem Tatverdacht" in Untersuchungshaft. Was aus den drei noch minderjährigen Kindern der Familie wird, die jetzt ohne Eltern sind, müssen das Jugendamt und ein Familiengericht klären. Fürs erste sind sie jedoch bei Verwandten untergekommen. Die Ausschussmitglieder des FC Winterlingen treffen sich noch am Dienstagabend und beratschlagen, wie der Verein mit den Geschehnissen umgehen soll und ob den Kindern, deren Vater sich nun in Untersuchungshaft befindet, irgendwie geholfen werden kann.

Ermittlungen: Woher kam die Tatwaffe?

Nach den tödlichen Schüssen prüft eine rund zehnköpfige Ermittlergruppe der Kriminalpolizeidirektion Rottweil die genaueren Tatumstände. Unter anderem müssen die Beamten klären, woher der Mann seine Waffe hatte. Ob es sich um eine Pistole oder einen Revolver handelte, dazu wollte das Polizeipräsidium Tuttlingen keine genaueren Angaben machen. Obwohl die Sachlage relativ klar sei, müssten noch Zeugen vernommen und der Tatort genau untersucht werden, so die Staatsanwaltschaft Hechingen, welche die Untersuchungen leitet. Daher sind auch Kriminaltechniker in die Ermittlungen eingebunden.

Am Mittwoch soll bei einer Obduktion geklärt werden, aus welcher Richtung und Entfernung die tödlichen Schüsse abgegeben wurden. Der 48-Jährige, der in der 6700-Seelen-Gemeinde beliebt war und als unauffällig galt, sei "dringend tatverdächtig", was eine deutliche Sprache spreche, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft, die angesichts der Sachlage von einem zügigen weiteren Verfahren ausgeht. Er sitze zurzeit in Hechingen in Haft – der Haftbefehl lautet auf Mordverdacht. Dass nicht von Totschlag die Rede ist, deutet ebenso wie die Verletzungen der Frau darauf hin, dass der mutmaßliche Täter vorsätzlich gehandelt haben könnte. Dem Vernehmen nach hatte seine Frau ihn verlassen wollen.

Was mit den vier Kindern der Familie geschieht, müssten das Jugendamt und ein Familiengericht klären, so der Staatsanwalt. Sie sind nach der Tat bei Verwandten untergekommen. Die 17-jährige Tochter war leicht verletzt worden. Es gehe ihr aber den Umständen entsprechend gut.