Vorher – nachher: Links sieht man das intakte Gelege der Wacholderdrossel auf dem Apfelbaum, rechts dasselbe Nest eine Woche später – von Elstern geleert. Fotos: Gauggel Foto: Schwarzwälder Bote

Vögel: Gefiederte Räuber zerstören in Harthausen Gelege anderer Vogelarten und töten deren Brut

Karl-Otto Gauggel aus Harthausen hat zu seinem Leidwesen feststellen müssen, dass Elstern in seinem Garten in Harthausen einen Raubzug unternommen haben.

Winterlingen-Harthausen. Anfang Juni hatten Elstern das bereits bebrütete Gelege eines Amselpaares im Efeu entdeckt und ausgeräumt. Noch hatte Gauggel Hoffnung, dass wenigstens das Gelege der Wacholderdrossel im Apfelbaum neben der Terrasse verschont bleiben könnte, doch bei der Kontrollsichtung musste er feststellen, dass auch diese fünf Eier im kunstvoll gebauten und gut getarnten Nest verschwunden waren. Einzige Spuren: Schalensplitter auf dem Boden.

Gauggel ist nicht der einzige, der solche dramatischen Übergriffe von Elstern im Garten oder Obstwiese konstatieren muss. Seit etwa 20 Jahren brüten Elstern inmitten der Ortschaften – Tendenz steigend – , und immer mehr frustrierte Vogelfreunde suchen nach einer Lösung für dieses Problem, das auch landesweit immer stärker ins Blickfeld gerät. Offensichtlich profitieren die Elstern, die zu den Rabenvögeln zählen und mit ihrer schwarz-weißen Zeichnung und dem langen, schwarzen Schwanz ziemlich unverwechselbar sind, von den Komposthaufen. Die diversen Speisereste sind für sie einfach erreichbare Leckerbissen und werden von den cleveren Vögeln quasi als Einladung zum Verbleib in der Nähe aufgefasst.

Doch die anderen Gartenvögel leiden darunter – neben Amsel und Drossel auch Buchfink, Distelfink, Zeisig Bluthänfling, Goldammer und Gartenrotschwanz. Aber auch Höhlenbrüter wie Blau- und Kohlmeisen sowie der Vogel des Jahres 2018, der Star, sind den mitunter in Gruppen vorgetragenen Elsterattacken ausgesetzt. Schon mehrfach wurde beobachtet, wie sich die Elstern auf die Nistkästen setzen und die schon fast flüggen Jungen mit ihren langen, kräftigen Schnäbeln aus den Einfluglöchern ziehen und wegtragen. Oftmals deuten Federbüschel am Nistkasten oder auf dem Boden auf solche Dramen hin.

Wie sich diese für viele Natur- und Vogelfreunde unerfreuliche Situation weiterentwickelt, ist derzeit noch nicht endgültig abzuschätzen. Derzeit, so Gauggel, bleibe nur die Hoffnung, dass sich die Natur – wie schon so oft in ihrer Geschichte – an diese schwierige Lage anpasse und nicht das Aussterben weiterer Arten in der Region hingenommen werden müsse.