Ein Feldkreuz als Zeichen interkonfessioneller Gemeinsamkeit haben Rudolf und Hannelore Späh geschaffen und am Weg zwischen Benzingen und Winterlingen aufgestellt.Foto: Gauggel Foto: Schwarzwälder Bote

Flurkreuz: Rudolf und Hannelore Späh wollten ein Zeichen für die Ökumene in Winterlingen und Benzingen setzen

Am Gemeindeverbindungsweg zwischen Winter und Benzingen, ungefähr auf halbem Weg, steht neuerdings ein Flurkreuz. Aufgestellt haben es Rudolf und Hannelore Späh.

Winterlingen-Benzingen. In christlichen Ländern haben die Menschen seit jeher in der Feldflur, an Wegen oder an markanten Punkten in der Landschaft, Kreuze aus Holz oder Stein aufgestellt – als Segenszeichen für die Einheimischen, die sie bei ihrer Feldarbeit vor Augen hatten, wie auch für die Reisenden, die an ihnen vorübergingen. Viele dieser Kreuze sind im Lauf der Zeit verschwunden oder durch Wind und Wetter beschädigt worden. Nicht so in Benzingen: Dort gibt es, Blättringen inbegriffen, noch insgesamt 18 solcher Kreuze – und nun ist im Gewann Ried zwischen Benzingen und Winterlingen ein weiteres hinzugekommen.

Die Idee war bei einer Zusammenkunft der Benzinger "Silvestergruppe" entstanden. Diese besteht aus mehreren befreundeten Ehepaaren, die seit vielen Jahren gemeinsam den Jahreswechsel feiern – als da wären Rudolf und Hannelore Späh, Helmut und Edeltraud Jung, Walter und Ellen Sieber, Rudi und Margret Artelt sowie Karl und Rita Späh. Rudolf Späh hat bereits ein halbes Dutzend Flurkreuze rings um Benzingen und Blättringen aufgestellt, die Passanten zum Verweilen und zum Nachdenken einladen sollen; den Standort des siebten haben die Eheleute Späh mit Bedacht gewählt. Es steht unmittelbar neben dem alten Stein, der die Grenze zwischen Winterlingen und Benzingen, zwischen Württemberg und Hohenzollern, zwischen Protestantismus und Katholizismus markiert. Der Grenzstein trennt – das Kreuz dagegen soll verbinden; es soll ein Zeichen für die christliche Ökumene setzen und die Bürger beider Orte wie auch die Angehörigen beider Konfessionen zu einer guten Nachbarschaft aufrufen.

Rudolf Späh ist heute Landwirt, hat aber den Zimmermannsberuf erlernt und kennt sich mit der Bearbeitung von Holz bestens aus. Das neue Flurkreuz hat er mit Unterstützung seiner Frau im vergangenen Jahr in seiner Werkstatt aus einem von der Gemeinde Winterlingen gestifteten Eichenbaum herausgeschnitten, -gehauen und geschält. Die Arbeit verrichtete er ehrenamtlich; außerdem leisteten Sponsoren wie das Benzinger Sägewerk Hagg, die Firma Metallbau Schairer aus Harthausen, die Lehrlingswerkstätte der Firma Trumpf in Hettingen sowie der Malermeister Ralf Witt vom Sigmaringer Malerbetrieb Knäpple ihren Beitrag.

Das Ergebnis ist ein viereinhalb Meter hohes, schon von weitem sichtbares Wegkreuz, das seit Weihnachten auf seinem zuvor gegossenen Fundament steht. Es trägt eine in Metall eingravierte Aufschrift, nämlich die drei Leitbegriffe aus dem ersten der beiden paulinischen Korintherbriefe: Glaube, Liebe, Hoffnung. Auch die Wahl dieses Textes kommt nicht von ungefähr; die Apostels Petrus und Paulus sind die Namenspatrone der Benzinger Pfarrkirche. "Gerade in dieser schweren Zeit kann die Botschaft des Kreuzes auch für uns ein wichtiges Zeichen der Hoffnung sein", sagt Hannelore Späh.

Übrigens hat das Ehepaar Späh parallel zur Aufrichtung des Flurkreuzes auch die Sitzbank neu beplankt, nachdem das Holz des von den Benzinger Vereinen gestifteten Sitzmöbels schadhaft geworden war. Wer sich hier niederlassen möchte, kann es jetzt getrost tun – allerdings muss er zuvor den tiefen Schnee entfernen, in dem sowohl die Bank als auch der Grenzstein derzeit versinken.