Klaus Weihing Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Winterlingens früherer Bürgermeister Klaus Weihing ist 69-jährig gestorben

Er wurde buchstäblich aus dem Leben gerissen: Im Alter von 69 Jahren ist völlig unerwartet Winterlingens ehemaliger Bürgermeister Klaus Weihing gestorben.

Winterlingen. "Alt-Bürgermeister" war schon immer ein eher dubioser Ehrentitel – und auf Klaus Weihing passte er so gar nicht. Der war gerade einmal 53, als er 2002 nach 16-jähriger Amtszeit von der kommunalpolitischen Bühne abtrat und in den Ruhestand ging. Auch das Prädikat des "Elder Statesman" erscheint im Zusammenhang mit Weihing exemplarisch unangemessen: Er hatte sich nach seinem Rückzug ins Privatleben mit bemerkenswerter Konsequenz jeglicher Kommentierung von Winterlingens kommunalpolitischem Leben enthalten und weder seiner direkten Nachfolgerin Gabriele Schlee noch dem amtierenden Bürgermeister Michael Maier je verbale Knüppel zwischen die Beine geworfen. Wenn einer kein "Elder Statesman" sein wollte, der nach der Demission auf einmal den Stein der Weisen besaß, dann war es Klaus Weihing.

Es passt ins Bild, dass er 1986 ausgerechnet aus dem Kreisjugendamt ins Winterlinger Rathaus wechselte; boshafte Zeitgenossen gestatteten es sich, ihn als Lehrbub zu apostrophieren. Der "Lehrbub" lernte schnell, doch die Schule war hart: Die Winterlinger Gemeindeverwaltung sah sich gezwungen, überfällige Erschließungsbeiträge einzutreiben, die nonchalante Amtsvorgänger Weihings einzukassieren versäumt hatten; Weihing musste sich dieser undankbaren Aufgabe annehmen, um zu verhindern, dass die Quellen der Stuttgarter Zuschüsse versiegten. Freunde macht man sich so nicht.

Wiedergewählt wurde er 1994 trotzdem – anders als 1986, als er sich gegen ein halbes Dutzend Mitbewerber durchsetzte, hatte er diesmal keinen Gegenkandidaten. Die zweite Amtszeit bot ihm mehr Gestaltungsmöglichkeiten als die erste: Auf dem Gebiet der ökologischen Abwasserbewirtschaftung übernahm Winterlingen eine Pionierrolle – Mulden-Rigolen-Systeme waren bis dahin für viele in der Region böhmische Dörfer.

Natürlich gab es Skeptiker, desgleichen bei der Entscheidung, das Neubaugebiet Riedern mit Fernwärme zu versorgen – zwei Jahrzehnte später sind diese seinerzeit so misstrauisch beäugten Konzepte etabliert und die Kritiker verstummt.

Weitere Errungenschaften der zwei Amtszeiten Weihing: die Begegnungsstätte, das Feuerwehrhaus, die Dorfsanierung und das interkommunale Gewerbegebiet Vogelherd/Längenfeld. Misserfolge gab es freilich auch: Aus dem Projekt des Blättringer Campingplatzes, das Klaus Weihing mit viel Verve betrieb, wurde nichts – eine vertane Chance, wie er später bedauernd resümierte.

Querelen machten ihm den Abschied leicht

Weihings letzte Amtsjahre wurden von Querelen in und mit dem Gemeinderat überschattet; sie machten ihm den Entschluss leicht, auf eine dritte Kandidatur zu verzichten. Seine Abschiedsansprache im Gemeinderat schloss er mit den Worten "Vielen Dank! Herzlichen Dank! Gott sei Dank!", und er ließ sich auch nicht zu der Behauptung hinreißen, dass er mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehe. "Beide lachen."

Klaus Weihing ist am Montag im kleinen Kreis beigesetzt worden. Die Winterlinger werden ihn nicht vergessen – im Rathaus liegt ein Kondolenzbuch aus, in dem die Bürger ihre Anteilnahme bekunden können.