Tatkräftige Vogelfreunde: In Benzingen haben sie Nisthilfen für die Vögel aufgehängt. Fotos: Gauggel Foto: Schwarzwälder Bote

Mehlschwalben: Künstliche Nisthilfen werden an Benzingens Häusern angebracht / Dritte Brut wird flügge

Anders als anderswo in Deutschlands wachsen im Zollernalbkreis die Populationen der Mehlschwalben. In Benzingen nisten und brüten besonders viele – allerdings machen ihnen modernen Fassaden das Leben schwer. Naturfreunde versuchen, Abhilfe zu schaffen.

Winterlingen-Benzingen/-Harthausen. Neben dem Mangel an Insektennahrung ist es vor allem Wohnungsnot, die den Schwalben zu schaffen macht. Immer wieder konnte man in diesem Sommer beobachten, dass die Lehmnester der Vögel von den Hausfassaden abfielen – was dem Bruterfolg natürlich nicht zuträglich war. Ein Grund fürs Abfallen der Nester sind moderne Isolierungen und Fassadenfarben: Sie enthalten schmutzabweisende Bestandteile, die verhindern, dass die Nester fest am Untergrund haften können.

Alfred Naumann und die Brüder Fridolin und Berthold Hagg haben deshalb eine Aktion in Benzingen in Angriff genommen, die den Mehlschwalben zu sicherem Wohnraum verhelfen soll. Über den NABU Albstadt haben sie zwölf Doppelnester aus wetterbeständigem Holzbeton geordert und nach Benzingen geholt. Die werden an der Hausfassade unterm Dachvorsprung angeschraubt und fallen dann ganz bestimmt nicht einfach runter. In Paul Hagg, an dessen Hausfassade die Mehlschwalben immer wieder nach Nistgelegenheiten suchen, haben die Drei einen Unterstützer gefunden – und in Alfred Naumann vom Winterlinger Bauhof ebenfalls: Er stellte für die Montage die fahrbare Hebebühne aus dem Fuhrpark der Gemeinde zur Verfügung, so dass die Nester gefahrlos in luftiger Höhe an den Fassaden der umgebauten ehemaligen Bauernhäuser mitten im Ort angebracht werden konnten.

Erfolgversprechend sind solche Aktionen vor allem dann, wenn die Schwalben schon Naturnester angelegt haben. Immer wieder flogen während der Montagearbeiten Mehlschwalben die benachbarten natürlichen Nester an – und zeigten dabei lebhaftes Interesse an den neuen Nisthilfen.

Bei der jüngsten Vogelzählung des NABU erreichte die Mehlschwalbe in Deutschland den zwölften Rang – allerdings hat sich ihre Zahl im Vergleich zum Vorjahr dramatisch verringert, nämlich um rund 30 Prozent. Die Zollernalb fällt allerdings in dieser Hinsicht aus dem Rahmen: Hier wurde eine Zunahme um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr festgestellt; damit belegte die Mehlschwalbe immerhin Platz neun. Bei Sofie Pagel, unter deren Dachvorsprung im Harthauser Alemannenweg seit Jahr und Tag zwei Mehlschwalbennester kleben, wird bereits die dritte Brut in diesem Jahr flügge – allerdings sollten die Jungvögel sich damit nicht mehr allzu viel Zeit lassen, denn der große Abflug der Schwalben nach Afrika steht unmittelbar bevor.

Ein Sprichwort besagt "An Mariä Geburt ziehen die Schwalben furt", und die Geburt Mariens wird am 8. September gefeiert. Es ist für die jungen Mehlschwalben im Alemannenweg also höchste Zeit, das schützende Nest zu verlassen, um die Abreise in die afrikanischen Winterquartiere nicht zu verpassen. Auf dem Flug in den Süden werden sie in vier Wochen etwa 10 000 Kilometer zurücklegen.