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Gerd Plankenhorn lässt im vollbesetzen K3 nicht nur Trabis starten

Er ist ein Verfechter für Flensburg-Plus-Punkte, überbrückt visionär Geschichtslücken und kommt zur Erkenntnis, dass die Geschichten um ihn selbst wohl auch nur Visionen sind: Rennfahrer Bieberle hat auf der Kleinkunstbühne K3 Vollgas gegeben.

Winterlingen. Ist alles nur eine Frage der Wahrnehmung? Schon die Bühnenbilder des Kabarettisten Gerd Plankenhorn verbreiten auf der Kleinkunstbühne K3 die ganze Faszination der optische Täuschungen. Die Legende, die er verkörpert, gab es wirklich, samt der dazugehörigen Abzählreime: Der schwäbische Architekt Erwin Bieber (1905–1944) aus Erolzheim war einst als "Rennfahrer Bieberle" bekannt.

Doch zunächst einmal teilt Plankenhorn sein Publikum in Kategorien ein, damit er weiß, wer da vor ihm sitzt: Ur-Schwaben – einige heben stolz die Hand; echt "urig" – sowie Harthausener und Winterlinger. Dann geht’s gleich in medias res, wenn Plankenhorn dem Publikum mit Hilfe eines Handbuchs der Imitationskunst die Pfeiffersche Vibrationstechnik beibringt: Einen Wartburg oder einen Trabi mit einem östlichen Hüsteln starten? Kein Problem – selbst für Schwaben, Winterlinger und Harthausener nicht.

Doch Plankenhorn kann nicht nur Bieberle – auch den Professor Werner Härle, der Geschichtslücken mühelos zu schließen versteht, hat er drauf. Ihm zufolge sind die Schwaben die Krönung der Schöpfung: Wären sie nicht gewesen als "Retter in der Not", wäre die Welt nicht die, die sie heute ist. Warum? Von Afrika aus – bekanntlich die Wiege der Menschheit – hatte sich der Schwabe einst in einer Wandergruppe – Vorläufer des Schwäbischen Albvereins – aufgemacht nach Eurasien.

Als Erfinder bekannt, wurde er für den Turmbau zu Babel eingeflogen. Und der von ihm mitgebrachten Weintraube ist der heutige Trollinger zu verdanken.

Was wäre der Schwabe ohne seinen "Butzenmeckler", also den Nasenpopel, der mit so immenser Geschwindigkeit am Radarturm vorbei rast, dass deshalb der Führerschein weg ist.

Nach der Pause legt Plankenhorn richtig los und plaudert ungezügelt aus dem Nähkästchen: von der Sendung "Der siebte Sinn", die für ihn wie das Sandmännchen war. Glücklicherweise, freut sich Plankenhorn, seien die Menschen darin nur in Schwarz-Weiß durch die Luft geflogen – in Full HD wäre dieser Horror nicht auszuhalten gewesen. Auch die Sendung Aktenzeichen XY war ein Muss bei seiner taffen Oma, die beim Bergabfahren als Sparmaßnahme entkuppelte und nur mit einer Vollbremsung noch die Kurve kriegte.

Als Zugabe bekommt die 0,5-Liter-Getränkedose einen Knick verpasst und erzeugt astreine Rennbahn-Akustik – zur großen Überraschung der Zuhörer. Danach wird noch verlost: Liane gewinnt einen Eiskratzer, Heidi eine Parkscheibe und Silvia eine Sektflasche – die gibt’s freilich erst zu Hause. Damit Silvia nicht in Flensburg punktet.