Nach 28 Jahren legt Kämmerin Margot Laib das Zahlenwerk in die Hände ihres Nachfolgers Bodo Erath (rechts). Foto: Retter Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Nach 28 Jahren als Kämmerin verabschiedet sich Margot Laib / Bodo Erath ist künftig für die Finanzen zuständig

In einer Zeit, in der es unüblich war, als Frau die Finanzverwaltung einer Gemeinde zu verantworten, wurde Margot Laib Kämmerin in Winterlingen. 1991 trat sie ihren Posten an. Nun wurde sie in den Ruhestand verabschiedet.

Winterlingen. "Was den gehobenen Dienst angeht, war das wirklich die Berufung für mich", betonte die Gemeindeoberamtsrätin bewegt, als sie in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats offiziell in den Ruhestand versetzt wurde. "Die Übergabe der Versetzungsurkunde und Verabschiedung von Margot Laib nehme ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge vor – das weinende überwiegt", bekannte Bürgermeister Michael Maier.

28 Jahren im Dienst der Gemeinde

Als sich die Gemeinde Winterlingen entschloss, Laib als "Frau der Zahlen" einzustellen, hat sie nach einhelliger Meinung einen Glücksgriff getan: Die Kämmerin habe die Gemeinde stets gut beraten und ihre Arbeit hervorragend gemacht, sagte Maier. Nun geht die Herrin über Winterlingens Finanzen zum Monatsende nach 28 Jahren in dieser Funktion in den wohlverdienten Ruhestand.

Vor ihrer Beamtenzeit absolvierte Laib eine Ausbildung zur Arzthelferin. Bevor sie die Kämmerei in Winterlingen übernahm, war sie für das Landratsamt tätig, unter anderem im Amt für Schule und Sport. 1991 wechselte sie dann in die Kämmerei und tat fortan das, was ihr nach eigenem Bekunden schon im Praktikum als Traumjob vorschwebte. "Was da alles bewegt werden muss – das ist kein Zuckerschlecken", erklärte Bürgermeister Maier. "Auch die Umstellung von der Kameralistik auf die Doppik, kurz vor dem Ruhestand, hat Laib mit Bravour gemeistert. Jetzt ist alles so vorbereitet, dass sie ein wohlbestelltes Haus übergibt."

In ihre Fußstapfen tritt ihr bisheriger Stellvertreter, Bodo Erath. "Ich bin überzeugt davon, dass er seine Sache super machen wird; wir haben 20 Jahre lang auf Augenhöhe gekämpft", bekräftigte Laib.

Es lag nicht nur die Kämmerei in ihren Händen: Laib hat sich darüber hinaus sehr intensiv um den Zweckverband Wasserversorgung Zollernalb gekümmert, war dort federführend mit der Umsetzung betraut. "Sehr profitiert haben wir auch von ihrem Einsatz als Betriebsleiterin des Eigenbetriebs Wasserversorgung", führte Maier aus.

Roland Heck dankte Laib im Namen des Gemeinderats. "Sie war nie unfreundlich, aber immer klar", erinnerte sich Heck. Auch Margot Laib fiel der Abschied sichtlich schwer. "Danke für die Zeit, die ich hier oben sein durfte", sagt sie. "Ich war immer gerne hier." Und das, obwohl sie direkt beim Antritt ihrer Stelle mit einem Riesenproblem konfrontiert war: "Ich war geschockt, als ich angefangen habe: Der Betriebsführer des Altenheims, das im Rohbau stand, ist mit 100 000 Euro abgehauen – und wir als Gemeinde standen in der Bürgschaft." Laib konnte die Krise abwenden. Dass die ökologische Regenwasserbewirtschaftung ein Quantensprung gewesen sei, unterstrich sie in ihrer Abschiedsrede: "Wir haben einen Antrag für einen Zuschuss für ein nicht zu bauendes Bauwerk und so die Zuschussmaßnahmen auf den Kopf gestellt." Erfolgreich, denn Winterlingen bekam vom Land eine Kostenerstattung für die Entsiegelung. "Von Flensburg bis an den Bodensee wurden wir damals ausgelacht für unsere gesplitteten Gebühren – aber seit 2010 ist das Gesetz." Laib war ihrer Zeit voraus.

Kollegiales Verhältnis hält sie im Rathaus

Dass sie unter Regie von Bürgermeister Michael Maier die acht schönsten Dienstjahre erlebt hat, erzählt Margot Laib. Für sie habe das gute kollegiale Verhältnis immer wieder den Ausschlag dafür gegeben, trotz anderer Angebote in Winterlingen zu bleiben. Vor allem dankte sie Frank Maier vom Bauamt und Hauptamtsleiter Ludwig Maag. "Und jetzt gibt der Uhu von Schlatt den Schlüssel ab."

Einen kleinen Uhu mitsamt Schlüssel reichte sie symbolisch an Bodo Erath weiter. Von der Gemeinde gab es für die scheidende Kämmerin einen Grill und ein Blumensträußchen.

Mit Applaus und einem kleinen Stehempfang verabschiedeten sich auch die Gemeinderäte von Margot Laib.