Pfarrer Andreas Heid (rechts) listet mit seiner Frau und Organist Siegbert Kissling die Wahlergebnisse auf.  Foto: Göttling Foto: Schwarzwälder Bote

Kirchengemeinderat: Auszählung in Winterlingen dauert deutlich länger als gedacht / 20 Helfer im Einsatz

Starke Veränderungen bei den Wahlergebnissen aus Winterlingen und Straßberg werden in der Wahlnacht zum Zünglein an der Waage für den Einzug des Meßstetter Pfarrers in die Landessynode.

Winterlingen. 20 Helfer haben bis zur späten Stunde im evangelischen Gemeindehaus die Stimmen zur Kirchen- und Synodalwahlen ausgezählt. Die Ortswahlausschussleitung lag in den Händen von Wolfgang Hube, Birgit Walliser und Pfarrer Ernst Nestele. Nestele berichtete, dass die Auszählung bei keiner Wahl bisher so lange gedauert hat. Beim Ausfüllen der Formulare und in die Formulare selbst, in denen zunächst Harthausen und Benzingen verwechselt wurden, schlichen sich gleich mehrere Fehler ein. Mit mühsamer Suche ließ sich aber alles beheben. Nestele zeigte sich am Ende dankbar dafür, dass der Advents- und Wahlsonntag "trotz Glatteis am Morgen vor dem Gottesdienst unfallfrei lief".

Als um kurz vor 22 Uhr endlich alles seine Richtigkeit hatte, war mit den Wahlergebnissen nach fast fünfstündiger Auszählung klar: Stimmkönigin bei den örtlichen Kirchengemeinderatswahlen ist zum erneuten Mal mit fast 500 Stimmen Angelika Brandt, Vorsitzende des Chors "cantus iuvenis". Für Brandt steht bereits die vierte Amtsperiode an. Auf Anhieb auf Platz zwei schaffte es der 25 Jahre junge Softwareentwickler und Mitarbeiter im Jugendkreis, Simon Rempp, mit 463 Stimmen. Damit landete er vor dem Hausmeister der Gemeinde Winterlingen und Kirchengemeinderatsvorsitzenden Wilfried Kissling, der mit 451 Stimmen im Amt bestätigt wurde.

In Straßberg lag der einzige dort wohnhafte Bewerber, Josua Maier, im Ergebnis etwa gleichauf mit der Stimmenkönigin und erfuhr damit kräftig Rückenwind aus der Heimat. Insgesamt gab es gleich vier neue Gesichter, die den Sprung in den Kirchengemeinderat schafften.

Für die Wahlen zur Landessynode zeigte sich: Winterlingen als Hochburg der Lebendigen Gemeinde bröckelt. Während die pietistisch geprägte Gruppe bei der Wahl vor sechs Jahren mit den Bewerbern Simon Hensel (Winterlingen) und Philippus Maier (Albstadt-Onstmettingen) noch mit überwältigender Mehrheit vorne lag, fielen die Wahlergebnisse diesmal deutlich gemischter aus – eine Tendenz, die auch landesweit auszumachen ist. Landesweit konnte die noch recht junge Gruppe "Kirche für morgen", die sich als innovativ, grün und zugleich modern-konservativ präsentierte, enorme Zugewinne für sich verbuchen.

In Winterlingen vorne lag am Ende der Meßstetter Pfarrer Reinhold Schuttkowski für die Offene Kirche mit 259 Stimmen – mehr als eine Verdoppelung des Wahlergebnisses der Offenen Kirche aus dem Jahr 2013. Schuttkowski konnte im Wahlkreis insgesamt 8290 Stimmen auf sich vereinen: nur 64 Stimmen mehr als Thomas Gerold (Lebendige Gemeinde). Die Stimmenverluste der Lebendigen Gemeinde aus Winterlingen wurden so sogar zum "Zünglein an der Waage" für Veränderungen hinsichtlich der Sitze im Kirchenparlament in der Landeshauptstadt.

Bei den Laien konnten die beiden jungen Kandidaten der Lebendigen Gemeinde die Plätze eins und zwei in Winterlingen knapp behaupten. Doch gegenüber der 622 Stimmen für Simon Hensel aus dem Jahr 2013 sind deutliche Veränderungen im Wahlverhalten erkennbar.

Die Wahlbeteiligung hielt sich mit gut 15 Prozent in Grenzen, war aber mit Blick auf die Wahl im Jahr 2013 zu erwarten.

In Straßberg, Benzingen und Harthausen gingen mehr Menschen zur Wahl als vor sechs Jahren, im Kirchen-Kernort Winterlingen weniger.

In der Kirchengemeinde Winterlingen Straßberg gingen 390 Menschen zur Wahl; wahlberechtigt waren 2527 Personen.

Winterlingen-Straßberg: In den Kirchgenemeinderat gewählt wurden: Angelika Brandt (497 Stimmen), Egbert hensel (342), Heidi Kissling (332), Wilfried Kissling (451), Josua Maier (377), Simon Rempp (463), Miriam Zeiher (207), Siegfried Zimmermann (257).