Enttäuscht: Susanne Kopp muss den Elterntreff Kunterbunt auslaufen lassen.Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Kooperationsvertrag: Fehlende Kurzarbeit bei reduziertem Angebot ruft Kritik der Gemeinderäte hervor

Den Elterntreff Kunterbunt hat der Gemeinderat Winterlingen in seiner jüngsten Sitzung beerdigt. Dabei hatte es zunächst nicht danach ausgesehen – und zwei Patt-Situationen bei der Abstimmung trugen dazu bei.

Winterlingen. Alles fing an wie üblich: Referatsleiter Dietmar Abt vom Haus Nazareth, das in Kooperation mit der Gemeinde Winterlingen seit November 2011 den Elterntreff Kunterbunt anbietet, berichtete in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vom gut funktionierenden Krisenteam, das sich in der Corona-Zeit bewährt habe, und Susanne Kopp, die Leiterin des Elterntreffs, legte ihren Jahresbericht vor – teils schriftlich. Schon zu Beginn der Coronavirus-Pandemie habe man schnell reagiert, wo nötig Notfallbetreuung für Schüler unterstützt, mittels Telefon, E-Mail und verschiedenen Medienplattformen Hilfe angeboten und Kontakte gepflegt. Zwei bis drei Mal pro Woche hatte Kopp "Coronazuhause-Impulse" verschickt mit Spiel- und Bastelanregungen, Liedern, Familienrezepten, Ausarbeitungen zu Erziehungsthemen, interessanten Links und praktischen Tipps für diese besondere Zeit. Der Effekt: Weitere Eltern seien hinzugekommen und sogar ehemalige Teilnehmer hätten sich wieder gemeldet.

Nach draußen verlagert hatte Kopp die Aktivitäten nach dem ersten Lockdown: Spaziergänge zu Spielplätzen samt Picknick – alles auf Basis eines Hygienekonzepts, mit Personenbeschränkung und Anmeldung. Das galt auch für die Treffen in der Begegnungsstätte nach den Sommerferien. Ihr Resümee: "Der Elterntreff bleibt ein verlässlicher Begleiter, auch in der nicht immer einfachen Zeit für die Familien. Schön, dass dies so möglich war."

Das fanden die Gemeinderäte grundsätzlich auch, dann aber fragte Fraktionschef Roland Heck von der Bürgerliste nach, wie viele reale Treffs denn stattgefunden hätten. Genau konnte Kopp ihm das nicht beantworten, doch selbst wenn man die üblichen 20 Treffs im Jahr zu Grunde lege, koste das 500 Euro pro Treff, so Heck. "Das ist eine stolze Summe." Von den Kosten – bisher 10 064 Euro – trägt der Zollernalbkreis 3500, die Gemeinde 6564 Euro sowie die Kosten für die Ausstattung und die laufende Bewirtschaftung. 2021 hätten diese Kosten aufgrund einer Anpassungsklausel im Kooperationsvertrag an tarifliche Lohnerhöhungen noch etwas steigen können. Dennoch hatte die Verwaltung vorgeschlagen, den Vertrag um ein Jahr zu verlängern.

Heck hingegen beantragte, ihn für ein Jahr auszusetzen. "Ihn jetzt zu verlängern, ohne zu wissen, was auf uns zukommt – da kann ich nicht guten Gewissens zustimmen", sagte er mit Blick auf die Pandemie, die Ungewissheit über die Verlängerung des Lockdowns und die sonstigen Ausgaben der Gemeinde für gemeinwesenorientierte offene Jugendarbeit, Schulen, Sportstätten, die Bücherei und andere Angebote für den Nachwuchs. Vor allem aber kritisierte Heck, dass die Partner der Gemeinde – darunter auch das Haus Nazareth – anders als Winterlingen selbst nicht auf Kurzarbeit gesetzt hätten, um in der Zeit geringerer Angebote auch die Kosten zurückzufahren. Da würden "Leistungen abgerechnet, die nicht erbracht werden können", so Heck.

Rainer Pfersich, Fraktionschef von "Zukunft Winterlingen", räumte ein, dass er selbst in den Genuss des Elterntreff-Angebots gekommen sei, aber dennoch Bedenken habe, dass es – kostenfrei für die Nutzer – zur Selbstverständlichkeit werden könnte. "Ich glaube schon, dass die Eltern das Angebot schätzen", konterte Susanne Kopp. "Die Rückmeldungen bekommen Sie ja nicht", sie hingegen schon.

Was die Arbeit wert ist, zeigt sich erst später

Emil Oswald versuchte sich an einer Zwischenlösung und beantragte eine Reduzierung des Angebots auf die Hälfte angesichts der unsicheren Lage, worauf Dietmar Abt deutlich machte, dass die Treffen ja nicht das einzige Angebot seien. Vielmehr seien Eltern, auch in den Sommerferien, entlastet worden, und Kinder- und Jugendarbeit sei stets präventiv, lasse sich nicht einfach in Zahlen messen. Was fehle, wenn sie nicht geleistet werde, zeigt sich oft erst später.

Die folgenden Abstimmungen brachten jeweils ein Patt: Der Antrag der Bürgerliste wurde mit neun Pro- und neun Kontra-Stimmen abgelehnt, Oswalds Antrag mit jeweils acht Stimmen dafür und dagegen – bei zwei Enthaltungen. Somit stand nurmehr der Verwaltungsantrag zur Abstimmung – und wurde im ersten Punkt, der Kenntnisnahme des Zwischenberichts 2020, einstimmig angenommen, im zweiten Punkt Vertragsverlängerung aber mit vier Pro- und acht Kontra-Stimmen bei sechs Enthaltungen abgelehnt. "Das ist der Klassiker: Jetzt haben wir gar nichts", kommentierte Bürgermeister Michael Maier, ehe Susanne Kopp und Dietmar Abt von dannen zogen. Mit diesem Ausgang hatten sie wohl kaum gerechnet. Nun läuft der Elterntreff zum Jahresende aus.