Erwin Feucht (links) und Thomas Müller haben eine klare Meinung zum Thema Windkraft. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Windkraftanlagen: Grünen-Politiker setzen auf korrekte Prüfung und üben Kritik an der Kommunikation

Während das Landratsamt die Einwände gegen das geplante Windenergieprojekt zwischen Winterlingen und Bitz prüft, melden sich Erwin Feucht und Thomas Müller von Bündnis 90/Die Grünen zu Wort.

Winterlingen. "Warum sollte jemand so ein Projekt anfangen, wenn damit nichts verdient wäre?" fragen Thomas Müller und Erwin Feucht mit Blick auf die geplanten Windindustrieanlagen zwischen Winterlingen und Bitz und den Einwand von Gegnern, Windkraft rentiere sich dort nicht. "Ich vertraue schon auf die technische Wissenschaft, die das prüft", sagt Feucht. "Sollte sich ergeben, dass es sich lohnt, sehe ich schon die Pflicht, die Anlagen zu bauen." Feucht geht davon aus, dass das Landratsamt, das zurzeit die Einwände von Bürgern gegen die Anlagen prüft, angesichts der kontroversen Diskussion "noch akribischer" prüfen wird.

Die Befürchtung vor einer "Verschwörungstheorie" mag Feucht nicht teilen und kann sich nicht vorstellen, dass "ein Fachingenieur sich den Schuh anzieht", angesichts dieser sensiblen Thematik nicht ganz genau zu prüfen, wo doch sämtliche Schwachstellen inzwischen genau benannt seien. Als es um die Rodung des Hambacher Forst zum Zweck des Kohleabbaus ging, "redeten wir von 100 Hektar Wald", sagt Feucht. Im Wald zwischen Winterlingen und Bitz gehe es um deutlich weniger Fläche, nämlich die Standorte der Windräder und die Zuwege. Von den Windkraftgegnern erwartet Feucht alternative Lösungsvorschläge für die Energieversorgung statt nur Kritik: "Bisher liegen wir bei 33 Prozent Erneuerbare Energien, und in Sachen Fotovoltaik muss noch einiges passieren."

Bundesweit existiere freilich kein Konzept für den Atomausstieg. Nach Ansicht der Grünen sollten die Alternativen "umweltschonend und vor allem dezentral" sein, wie Müller betont, und Feucht fügt hinzu, dass es laufend Fortschritte in der Entwicklung gebe – auch bei der Windkraft: "Zum Beispiel Windanlagen ohne Rotorblätter." Was die Grünen-Kommunalpolitiker ärgert: "Sobald jemand etwas nicht haben will, ruft man nach Umweltschutz und den Grünen", sagt Feucht und nennt Beispiele: das Insektensterben etwa. Das gehe einher mit einer von Monokulturen geprägten Landwirtschaft, dem Einsatz von Pestiziden und vielen anderen Aspekten. Wäre das Schreddern von Insekten durch Windräder der Grund, "dürfte in Norddeutschland kein einziges Insekt mehr fliegen".

Wie sehen Feucht und Müller die Sorge mancher um einen Präzedenzfall? "Bei sieben Windrädern befürchte ich nicht, dass deshalb die ganze Alb damit überzogen wird", sagt Feucht. "Drei Prozent der Energie in Baden-Württemberg werden derzeit durch Windkraft produziert."

Kritisch sehen Erwin Feucht und Thomas Müller allenfalls das Verhalten der Winterlinger Gemeinderäte und der Verwaltung: "Sie hätten von Anfang an besser mit den Bitzer Nachbarn kommunizieren müssen und die Bitzer vielleicht finanziell beteiligen", so die beiden Grünen. Erwin Feucht vergleicht die Diskussion mit jener über den Plettenberg: "Sobald man den Bürgern das Gefühl gibt, dass man über die Köpfe der Menschen, die dort wohnen, hinweg entscheidet", sei Kritik unausweichlich. "In Balingen haben wir als Stadträte uns nicht auf eine nichtöffentliche Diskussion mit der Firma Holcim eingelassen", sagt Feucht. "Diese transparente Arbeit habe ich leider in Winterlingen vermisst." Windkraft sei überall ein strittiges Thema, "aber warten wir doch wirklich mal ab, was bei der Prüfung herauskommt", betont Feucht. "Ich bin kein Freund davon, über etwas zu reden, was faktisch noch nicht belegt ist. Man sollte von mehreren Seiten prüfen, sich auch andere Meinungen einholen und Betroffenen auch mal ein Rederecht geben", betont er – auch mit Blick auf Gemeinderatssitzungen. Am Ende müssten die Argumente abgewogen werden, sonst funktioniere "das gesamte demokratische System nicht".