Gute Laune herrscht bei den Besuchern im Milchviehbetrieb Blickle. Auch den Kühen scheint es zu gefallen. Fotos: Gauggel Foto: Schwarzwälder Bote

Landwirtschaft: Der Blickle-Hof im Ehmannsfeld stellt sich im Rahmen der "Gläsernen Produktion" zahlreichen Interessierten vor

Die Familie Blickle hat am Samstag im Rahmen der "Gläsernen Produktion" auf ihrem Hof im Ehmannsfeld zwischen Winterlingen und Benzingen mehr als 30 Interessierten Einblicke in die Milch- und Stromproduktion gegeben.

Winterlingen. Der Infonachmittag, zu dem auch Jana Kleen und Julia Frei vom Landwirtschaftsamt sowie der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Zollernalb, Alexander Schäfer, gekommen waren, hatte zwei Schwerpunkte: die Milchproduktion sowie die Stromerzeugung.

Der Familienbetrieb wird von Kurt Blickle, seiner Frau Rosemarie sowie von den Söhnen Christian und Benjamin geführt, während die beiden anderen Geschwister Stefanie und Sebastian bei Bedarf aushelfen. Außerdem absolvieren zwei Azubis ihre Ausbildung auf dem Hof.

Christian und Benjamin Blickle führten die Besucher über das weitläufige Hofgelände. Etwa 6500 Liter Milch werden jeden Tag von den 220 Milchkühen der Rasse Holsteiner Schwarzbunte, einer der weltweit bedeutendsten Rinderrassen, gemolken und an die Omira-Milchwerke in Ravensburg geliefert. Daneben leben etwa 50 Kälber und 150 Jungrinder in den großzügig gestalteten und gut belüfteten Ställen.

Die Digitalisierung hat längst auch die Landwirtschaft erreicht. So können zu jeder Zeit Daten und Leistungen der Kühe mit Hilfe eines Chips am rechten Vorderfuß beim Melkvorgang abgelesen werden. Das geht so weit, dass das Bewegungsprofil jedes einzelnen Tieres aufgezeichnet und am PC ausgewertet wird, so dass auch die Brünstigkeit einer Kuh erkannt werden kann. Aber auch die Leistung jedes Tieres, die notwendige Fütterung und die Leitwerte für die Milchqualität können kontrolliert werden. Auch der Standort des Tieres in den Stallgruppen lässt sich ermitteln.

Interessant war der Einblick in das Melkkarussell des Milchbetriebs. Die Kühe werden morgens und abends in das sich drehende Rondell geleitet, in dem 24 Kühe gleichzeitig gemolken werden können. Wert wird auf die Versorgung der Kälber gelegt, die in den ersten Tagen nach der Geburt die so genannte Biestmilch von der eigenen Mutter erhalten, was zum Aufbau des Immunsystems von elementarer Bedeutung sei, wie es hieß. Die Hochleistungsrinder können nur dann mehr als 10 000 Liter Milch pro Jahr abliefern, wenn sie ein nährstoffreiches Futter erhalten. Auf der 180 Hektar umfassenden Fläche des Hofs wird von den Blickles ausschließlich Gras für die Silage gewonnen, wozu noch Stroh, Maissilage, und Getreideschrot als Kraftfutter zugekauft werden. Kratzbürsten zur Fellpflege und eine Sprinkleranlage ermöglichen auch an heißen Tagen einen entspannten Aufenthalt der Rinder im Stall.

Der Mist und die Gülle führte die Besucher zu der Biogasanlage, die 2012 in Betrieb genommen wurde und seither 75 Kilowatt Strom je Stunde liefert, was inzwischen etwa ein Viertel zum Hofeinkommen beiträgt. Die Gülle wird vom Stall in den Fermenter geleitet, wo von Bakterien mit dem Mist in einem Gärprozess Methangas erzeugt wird. Durch ein Schauglas konnten die Besucher das in Blasen aufsteigende Gas blubbern sehen. Mit diesem Gas wird ein Motor angetrieben, der wiederum mit dem Generator Strom erzeugt, der an die Albstadtwerke verkauft wird.

Mit zusätzlich anfallender Wärme wird die Gülle auf die Temperatur von 47 Grad Celsius erhitzt, damit der Prozess optimal verläuft. Zudem werden die drei Wohnhäuser mit Wärme versorgt sowie das Wasser zur Reinigung der Melkanlage aufgeheizt.

Die Gärreste werden nach 150 Tagen im gasdichten Bereich separiert, das heißt: Die flüssigen und festen Bestandteile der Gülle werden getrennt. Während die Gülle als Dünger auf die Wiesen kommt, wird aus dem trockenen Granulat eine Einstreu für die Kühe.

Und noch ein drittes Standbein des Hofs bekamen die Besucher zu Gesicht. Etwa 600 Gänse genießen von Pfingsten bis zum Martinstag die Weide auf den Streuobstwiesen. Neben dem Gras erhalten sie nur Gerste und Hafer als Zusatzfutter für die Mast.

Am Ende der Führung lockte ein Büfett mit Kaffee und Kuchen sowie selbst gemachten Leckerbissen. Dabei bestand Gelegenheit, mit den Landwirten ins Gespräch zu kommen.