Bild links: In der Backstube hatten die Chefbäcker Silvio Gonser und Thomas Stauß (von rechts) alles Im Griff. Unterstützt wurden sie dabei von Tanja und Klaus Gonser. Bild rechts: Walter Sieber (links) brachte die heißen "Dennetle" zu den Kunden. Sohn Dirk (rechts) hat diese gelungene Aktion zusammen mit Timo Mordan organisiert. Foto: Gauggel Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Alte Germanen bieten in Benzingen Lieferdienst für Dennetle an / Vetter beschenken Kinder und lassen Legenden leben

Die Narrenzunft Alte Germanen hat am "Schmotzigen" so viele Teigfladen wie nie verkauft. Die "Dennete" wurde in die Haushalte geliefert.

Die Straßenfasnet fällt in den Winterlinger Teilorten zwar der Pandemie zum Opfer. Die Sehnsucht nach Narretei aber haben die Alten Germanen in Benzingen und die Vetterzunft in Harthausen aber trotzdem gestillt.

Winterlingen-Benzingen. Dass die "Dennetle" aus dem Benzinger Backhaus begehrt sind, ist bekannt – die deftigen Teigfladen gehören einfach zum Schmotizgen. In dieser "Corona-Fasnet" sprengen die Alten Germanen freilich alle Rekorde. Dirk Sieber, Jugendbetreuer und Mitglied im Narrenrat, kann es kaum fassen: Obwohl das Gebäck nur bis Montag online bestellt werden konnte, quoll das E-Mail-Postfach der Zunft über. Die Nachfrage brachte die Organisatoren fast an ihre Grenzen, gibt Sieber zu. Fast 1200 Stück der schwäbischen Pizza wurden bestellt. "Das ist absoluter Rekord", sagt Vizepräsident Timo Mordan, der die Aktion mit Dirk Sieber organisiert hat.

Im Vorfeld hatten sie sich mit der Gemeinde Gedanken gemacht, wie das Backen im Backhaus coronakonform funktionieren kann. Am "Schmotizga" arbeiteten nur die Chefbäcker Thomas Stauß und Silvio Gonser an den beiden Backöfen, unterstützt von Tanja und Klaus Gonser, Silvio Gonsers Eltern. Die Teiglinge formten sie in den Häusern engagierter Mitglieder und belegten sie mit Speck und Zwiebeln. Ein Fahrer brachte sie ins Backhaus, wo sie in den frisch sanierten Holzöfen gebacken wurden.

Fünf Fahrer, jeweils einzeln, fuhren die heißen "Dennetle" dann zu den Kunden, die schon sehnlichst darauf warteten und den Obolus dafür passend bereitgelegt hatten, so dass auch die Übergaben kontaktlos ablief.

"Natürlich hätten wir gerne Gäste im Backhaus bewirtet", bedauert Dirk Sieber, doch immerhin steht unweit des Backhauses ein bunt geschmückter Narrenbaum in der Ortsmitte und zeigt an, dass Fasnet ist.

Für Kinder hatten die Germanen eine Aktion vorbereitet: Sie durften das Logo der Germanen, das mit Schutzmaske daherkommt, bunt ausmalen und in die Fenster hängen. Für Fasnetssamstag laden die Germanen zu einem virtuellen Bürgerball ein. Ab 19 Uhr kann jeder ihn über einen Link auf der Internetseite der Alten Germanen via Youtube live verfolgen. Moderator Dirk Sieber nimmt das Dorfgeschehen närrisch aufs Korn und es sind Höhepunkte aus dem Programm vergangener Jahre zu sehen.

Für die Vetterzunft Harthausen hatte der Schmotzige schon am Mittwoch begonnen, als Holger Bach und sein Sohn Jonathan buntgeschmückte Narrenbäume vor der Grundschule und dem Kindergarten aufgestellt hatten.

Am Schmotzigen selbst verteilten sie auf einem alten Leiterwägele Fasnetstüten an die Kinder. Vetterzunft, Musikverein, Lochbära und Huat-Sempl hatten die Tüten mit Fasnetsdekoration, Süßigkeiten und einem Schal mit dem Logo aller an der Aktion beteiligten Gruppen gepackt.

51 Tüten brachten Tanja Ebner als das "Basle vom Juhe" und der stellvertretende Zunftmeister Holger Bach zum Kindergarten, 80 weitere zur Grundschule. Die Kinder warteten schon gespannt, zumal sich herumgesprochen hatte, dass die Narren nicht mit leeren Händen kommen. Kindergartenleiterin Ursula Berg und Schulleiterin Daniela Amstutz-Kurz dankten auch im Namen der Kinder für den närrischen Kurzbesuch und die Tüten.

Die Kinder in der Notbetreuung waren total außer Rand und Band und kannten auch alle den Schlachtruf der Harthauser Fasnet, den sie lautstark skandierten: "Harthauser-Vetter!"

Schon am frühen Morgen hatte Bernd Kromer, der neben der Vetterfigur im Park wohnt, begonnen, eine Narrengruppe als Figurenspektakel im Park aufzubauen. Etliche legendäre Auswanderer aus dem Ort hatte schon sein Vater Jakob Kromer geschaffen – Bernd Kromer hat sie nun in neue Gewänder gekleidet und aufgestellt. Wenn schon keine Straßenfastnet möglich ist, "soll wenigstens der Vetter im Park seine Freude am Besuch aus Amerika haben", scherzt Kromer, der seit Jahrzehnten bei den Huat-Sempl und den Vettern aktiv ist. Eine Vetterfigur sitzt zudem im dreiwipfligen Narrenbaum und ergänzt das Figurenkabinett.