ADie richtigen Tischmanieren gehören zum guten Benehmen. Die Winterlinger Jugendlichen kennen sie jetzt. Foto: Göttling Foto: Schwarzwälder Bote

"Globetrotter": Ein Knigge-Abend mit Humor und Tiefgang / Viele Parallelen zur Heiligen Schrift

Dass gutes Benehmen und die Bibel eng miteinander verwoben sind, hat der Mottoabend "Knigge" im Winterlinger Jugendkreises "Globetrotter" gezeigt.

Winterlingen. 35 schick gekleidete junge Erwachsene sind auf Einladung des Jugendkreises "Globetrotter" zum Mottoabend "Knigge" ins Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Winterlingen gekommen: wohl ein neuer Teilnehmerrekord seit Gründung des Jugendkreises 2009. Die Jugendlichen besprachen – getreu dem Motto des Abends und dem kirchlichen Hintergrund des Jugendkreises – allgemeine Knigge-Regeln, übertrugen sie aber auch im christlichen Sinne auf eine höhere Ebene.

Knigge und die Bibel ließen sich in erstaunlich vielen Punkten verbinden, darüber waren sich alle einig. Den Verfassern der Bibel und dem Aufklärer Adolph Knigge habe das gute Benehmen von Menschen gleichermaßen am Herzen gelegen. Die jungen Leute erfuhren, welche Regeln Knigge in seinem Werk "Über den Umgang mit Menschen" aufstellte und was davon heute von Bedeutung sein kann.

Auch Erweiterungen der klassischen Knigge-Regeln waren mit dabei, allen voran gleich zu Beginn: "Schaltet Eure Handys aus, wenn ihr mit anderen esst, und schaut Euer Gegenüber an. Sprecht mit ihm, statt nur vor dem Bildschirm zu sitzen."

Diverse Verhaltensregeln von "Ladys first" – das galt auch in der Schlange am Buffet und wurde treu berücksichtigt – bis hin zur Höflichkeit am Tisch waren Thema. Wichtig sei es, einander in Gespräche einzubeziehen und ehrliches Interesse am Gegenüber zu zeigen, ohne ihm zu nahe zu treten. Mögliche "Duz-Angebote" dürfen nicht von jüngeren Menschen kommen. Natürlich seien auch äußere Aspekte wie Tischmanieren beim Essen und ein gepflegtes Äußeres zu beachten: Die Krawatte bei Männern ist nach wie vor erlaubt, ebenso Schmuck bei Frauen, der allerdings nicht übertrieben sein sollte. Auftreten und Manieren sollten nicht unterschätzt werden. Spätestens im Vorstellungsgespräch bei einem potenziellen Arbeitgeber könnte sich das sonst rächen.

Jugendkreis-Mitarbeiter Josua Maier sorgte für den geistlichen Impuls: Der 27-Jährige zitierte einige Bibelstellen, die ihm rund um das Thema Knigge in den Blick kamen, und las aus dem Buch der Sprüche vor: "Wenn jemand deine Unterstützung braucht und du ihm helfen kannst, dann weigere dich nicht." Weiter ging es mit dem Lukasevangelium: "Und wenn er dir siebenmal am Tag Unrecht tut und dich immer wieder um Vergebung bittet: Vergib ihm!" Eine sehr zentrale Stelle über Worte Jesu aus der Bibel könne zugleich als Erweiterung von Knigge-Regeln aufgefasst werden: "Ich gebe Euch jetzt ein neues Gebot: Liebt einander! So wie ich Euch geliebt habe, so sollt ihr Euch auch untereinander lieben."

Wichtig für das Zusammenleben sei auch, sich nicht von Wut und Rachegedanken leiten zu lassen, auf Hass eben gerade nicht mit Hass zu reagieren. "Wenn wir unsere Mitmenschen so wertschätzen wollen wie uns selbst, haben wir daran ein Leben lang zu üben."

Bei diesem Thema kam Maier auf eine der wohl polarisierendsten Stellen aus der Heiligen Schrift zu sprechen: "Bittet Gott um seinen Segen für die Menschen, die Euch Böses tun, und betet für alle, die Euch beleidigen." Jeder kenne Rachegedanken gegen andere. Allerdings gehe es einem nicht wirklich besser, wenn es einem Anderen dafür schlechter gehe.

Maier ermutigte die Jugendlichen, niemanden auszugrenzen, "auch wenn uns manche Menschen nicht so liegen". Er rief dazu auf, gerade auf Menschen zuzugehen, die am Rande stünden, und gegen Mobbing – auch in Schule und Beruf – einzutreten anstatt aus Angst davor, als peinlich empfunden zu werden, stumm zu bleiben.

Die 13-jährige Schülerin Rachel aus Straßberg war an diesem Abend zum ersten Mal im Jugendkreis und freute sich: "Es war ein interessantes Erlebnis, das ich gerne wiederholen würde." Voll Begeisterung sagte sie weiter: "Ich hätte nicht gedacht, dass die Leute hier so offen sind und so viele in meinem Alter dabei sind." Ihre gleichaltrige Freundin Lissy empfand den Abend als "sehr lustig". Außerdem sei das Motto "Knigge" "mal etwas Anderes" gewesen.

Einmal mehr zeigte sich: Der Jugendkreis der Kirchengemeinde wächst und zieht neuerdings viele jüngere Teenager an, darunter auch Konfirmanden, wobei trotz mancher Abgänge auch ältere Mitglieder weiterhin ihren festen Platz in der Gruppe haben. Zum ersten Mal gekommen war auch der afghanische Flüchtling Mustafa. Der 25-Jährige ist der Meinung: "Es ist schön, neue Menschen zu treffen. Die Winterlinger sind sehr nett."