Nach langem Warten ist es in diesem Winter endlich so weit: Mittlerweile liegt rund um den Winterberglift in Oberkirnach genug Schnee. Die Saison läuft an. Foto: Moser

Winterzeit ist Skizeit – das war zumindest früher so. Doch wie läuft es für die Skilift-Betreiber im Schwarzwald-Baar-Kreis jetzt, zu Zeiten des Klimawandels, denn so?

Schwarzwald-Baar-Kreis - Am vergangenen Wochenende herrschte Hochbetrieb an den Skiliften im Landkreis – doch sie sind selten geworden, die Wintersport würdigen Wochenende in der Region. Wie können die Lifte in der Region überhaupt überleben? Wir hörten uns um bei den Betreibern im Landkreis.

 

Fünf Skilifte gibt es im St. Georgener Stadtteil Oberkirnach. Allesamt werden sie privat betrieben – nebenbei, die meisten ursprünglich als winterlicher Zuverdienst für ansässige Landwirte. Das gilt auch für den Winterberglift, der den Familien Bähr und Weißer gemeinsam gehört.

Erste Konsequenzen gezogen

Hier sind die Öffnungszeiten bereits eingeschränkt: Statt wie zuvor täglich ist der Lift seit der Corona-Zeit nur noch freitags bis sonntags sowie in den Schulferien geöffnet, berichtet Ewald Bähr. Und auch das Flutlicht sei nicht mehr in Benutzung. Ein Grund ist die schwindende Zahl der Besucher: "Die Skifahrer werden weniger", schildert Bähr seine Beobachtungen. Vor allem Kinder hätten unter der Woche weniger Zeit zum Skifahren. Doch es sind nicht nur die Skifahrer, die fehlen. Eine Saison wie die laufende zeigt deutlich, woran es dem Winterberglift noch mangelt – und damit steht die Skilift nicht alleine da: Es ist auch der Mangel an Schnee, der dafür sorgt, dass der Winterberglift immer weniger Betriebstage hat.

In der Vergangenheit habe man Winter mit 90 oder 100 Schneetagen gehabt. Doch diese lägen mittlerweile schon mehr als 30 Jahre in der Vergangenheit. "Natürlich gab es auch danach immer mal wieder noch einen guten Winter", speziell in den vergangenen zehn Jahren spüre man allerdings, dass der Schnee immer weniger werde. Nicht selten liegt die Zahl der wirklich guten Schneetage dann im einstelligen Bereich. Als niedrigst gelegener Lift in Oberkirnach bekomme der Winterberglift die Auswirkungen des Klimawandels besonders deutlich zu spüren, sagt Bähr. Die Schneefallgrenze, die früher noch deutlich unterhalb des Lifts lag, sei mittlerweile oftmals über der Bergstation des Lifts. "Dadurch dauert es noch länger, bis es hier genug Schnee hat, um den Skilift in Betrieb zu nehmen."

Größere Reparatur? Dann ist es vorbei!

Den Skihang künstlich zu beschneien ist für Bähr derweil keine Option. "Kunstschnee? Vergessen Sie’s!" Dadurch würden die Kosten für den Betrieb des Skilifts noch weiter steigen, während Bähr bezweifelt, dass es sich großartig auf die Einnahmen auswirken würde. "Die Kosten holen Sie nie mehr rein", ist er sich sicher. Rein betriebswirtschaftlich lohnt sich der Betrieb des Lifts schon heute nicht mehr, vermutet Bähr, "wenn man alles in die Waagschale werfen würde".

Über den Betrieb des Skilifts sagt Bähr daher: "Es gehört schon Herzblut dazu." Der Gedanke, ob man aufhören will, sei schon immer mal wieder aufgekommen. Bislang habe man sich aber noch immer dagegen entschieden. "Meine Kinder haben hier Skifahren gelernt, meine Frau und ich auch", sagt Bähr über den Lift, der von den beteiligten Familien mittlerweile in der zweiten Generation betrieben wird. Kein Wunder also, dass eine gewisse Bindung zu dem Skilift besteht. Wie weit diese angesichts der kommenden klimatischen Entwicklungen geht, wird sich zeigen. Eines ist für Bähr schon jetzt klar: "Wenn an dem Lift eine größere Reparatur ansteht, ist es vorbei." Eine große Investition, ist er sich sicher, würde sich nämlich nicht mehr rechnen. "So lange er noch so läuft wie jetzt, werden wir ihn aber erstmal weiter betreiben."

Früher vier, heute nur einer

Das Skigebiet Bregtallift am Staatsberg beherbergt den letzten verbliebenen Skilift in Furtwangen. Früher waren es insgesamt vier Anlagen rund um Furtwangen – und auch der Bregtallift stand bereits kurz vor dem Ende. Doch dann formierte sich Hilfe: Seit der Saison 2014/2015 wird das Wintersportgebiet vom Bregtallift-Verein betrieben. Aktuell stehen die Helfer noch in den Startlöchern – für einen Betrieb liege aktuell, so die Info seitens des Vereins, noch nicht ausreichend Schnee. Sie hoffen aber, am kommenden Wochenende durchstarten zu können.

Rund 70 Mitglieder, davon 20 aktive, sorgen in der Regel dafür, dass man rund um Furtwangen auch weiterhin Skifahren kann. Die Bedingung dafür ist natürlich Schnee – und der fehlt mittlerweile. War früher von Anfang Dezember bis Ende März Saison, geht es mittlerweile frühestens im Januar los, sagt Manfred Mark, erster Vorsitzender des Vereins. "Ich würde niemandem empfehlen, unter 1500 Meter eine Liftanlage kommerziell zu betreiben – das rechnet sich nicht." Die Leute, sagt er, gingen dann lieber zum Feldberg. Als ehrenamtlicher Verein und mit Unterstützung der Stadt Furtwangen käme man aber über die Runden.

Doch auch der Verein musste die Preise für die Tickets schon etwas anheben – allerdings auf einem moderaten Niveau. "Wir sind sowieso günstig", betont Mark. So kosteten drei Stunden Skifahren für einen Erwachsenen acht, für ein Kind sechs Euro.

Später Saisonstart in Schonach und Schönwald

In Schonach und Schönwald laufen die vier Skilifte seit einigen Tagen erstmals in der diesjährigen Wintersaison. Für Andreas Herdner, Hauptamtsleiter der Gemeinde Schönwald, die den Dobel-Skilift betreibt, ein Zeichen des Klimawandels: Der Schnee verlagere sich vom Dezember immer mehr Richtung Januar. Das sorge für weniger Betriebstage des Lifts. Wenn die Tendenz anhalte, müssten eventuell Öffnungszeiten des Lifts verringert werden. Oder Schönwald müsse sich bei ausbleibendem Schnee Alternativen überlegen, um für Winterurlauber etwas zu bieten.

Kräftig investiert hat Schonach. Die Gemeinde hat den in die Jahre gekommenen Skilift Winterberg durch einen neuen ersetzt und ihn am 14. Januar 2023 eingeweiht. Leicht erhöht haben beide Gemeinden, Schonach und Schönwald, ihre Liftpreise. Eine Halbtageskarte kostet jetzt zwölf Euro für Kinder und 15 für Erwachsene. Trotz der Einnahmen bleibt das Geschäft häufig defizitär. Benita Hansmann, Öffentlichkeitsreferentin von Schonach, weist auf die Bedeutung des Skilifts für Bevölkerung und Touristen hin. Diese Form des Wintersports fördere Gemeinschaft und sei eine schöne Freizeitbeschäftigung. "Das lässt sich die Gemeinde auch was kosten."

Der höchst gelegene Skilift im Kreis ist derjenige von Michael Feser. Sein Skilift Rohrhardsberg erreicht an der Bergstation 1100 Höhenmeter. Das sei "relativ komfortabel", was Schneesicherheit angehe. Aber auch er hat eine eindeutige Tendenz in den vergangenen zehn Jahren bemerkt: weniger Schnee, weniger Skitage. Der Blick in die Zukunft fällt schwer. Er rechnet auch künftig immer wieder mal mit schneereichen Wintern, wie es sie trotz Klimawandels auch in den vergangenen Jahren gab, und ist zuversichtlich, dass sein Skilift langfristig bestehen wird. Übers Jahr hinweg erziele er Gewinne. Dabei verweist er auf eine Mischkalkulation, die sich aus Einnahmen während des Liftbetriebs im Winter, aber auch auf den Betrieb des Lifthäusles als Vesperstube im Sommer rechnet. Wenn jedoch größere Reparatur- oder Umbaumaßnahmen anstünden, werde es schwierig.