Außer Rand und Band war das Publikum beim Winter City Open Air auf dem Kurt-Georg-Kiesinger-Platz am Samstagabend. Foto: Karina Eyrich

Nur einer der Weihnachtswünsche – „Happy X-Mas, War is over“ – wird wohl nicht in Erfüllung gehen. Ansonsten aber hat das „Winter City Open Air“, der Höhepunkt des „Ebinger Weihnachtszaubers“, keine Wünsche offen gelassen am Samstag.

Wie Karl Frierson so schnell exakt 4320 Besucher vor der großen Bühne beim „Winter City Open Air“ gezählt haben will – keiner weiß es. Dass die Besucherzahl am Samstag aber rekordverdächtig war, war nicht zu übersehen.

 

Das Kommen hat sich jedenfalls mehr als gelohnt – nicht nur für eingefleischte Fans des Gospel-Chors „Voices, Hearts & Souls“ und der Profiband „Südlich von Stuttgart“, die ihrer Star- und Stamm-Sängerin Annette Kienzle mit Eva Leticia Padilla und Karl Frierson zwei eingefleischte Albstadt-Fans zur Seite gestellt hat.

„Bei Euch macht es immer so viel Spaß“, rief die New Yorkerin dem gut gelaunten Publikum zu, und „Germericaner“ Frierson – seit 14. Mai 1990 in Deutschland – liebt Albstadt, weil es „einen der schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands“ habe – und natürlich den besten Glühwein, sein Lieblingsgetränk.

Glühwein macht nicht nur Karl Frierson glücklich

Der floss tatsächlich reichlich, obwohl es so eiskalt gar nicht war, und zwar in glücklich machenden Geschmacksvarianten wie Heidelbeer und Orange. Neben den Klassikern versteht sich. Musikalische Klassiker servierte der Gospelchor von Juandalynn R. Abernathy diesmal kaum.

Stattdessen: Ein frisches, überraschendes Repertoire aus mitreißend fröhlichen Gospels wie „Run Shepards“, „Mary had a Baby Boy“ und „Shout for Joy“ sowie gefühlvollen Spirituals, die tief unter die Haut gingen: „Jesus“, bei dem Tobias Conzelmann eines von mehreren Soli sang, und „Noel“ mit Solistin Anja Krämer waren echte Perlen im bisher vielleicht besten Gospelkonzert beim Ebinger Weihnachtsmarkt, der diesmal ja „Ebinger Weihnachtszauber“ heißt.

Solchen versprühten der Chor, seine Solisten und der großartige Pianist Giuseppe Pisciotta auch im „Worship“-Teil, dessen moderne Lieder wie „Immanuel“ und „He will be faithful till the end“ im Ohr schmolzen wie heiße Schokolade auf der Zunge.

Erst nach zwei Zugaben zum Mitsingen – „Tochter Zion“ und „Go, tell it from the Mountain“ durften „Voices, Hearts & Souls“ von der Bühne, damit „Südlich von Stuttgart“ sie erobern konnte.

Albstadts bekannteste Band machte keine Experimente, sondern viel Spaß mit Gute-Laune-Weihnachtssongs, bei denen vor allem die temperamentvolle Eva Leticia Padilla und der ausgeflippte Karl Frierson das Publikum außer Rand und Brand brachten.

Musikalisch verwandelt sich Ebingen in ein „Winterwunderland“

Mit ihrer sanften, warmen Stimme und verführerischem Lächeln holte Annette Kienzle die Fans wieder in die Kuschelecke und ins „Winterwonderland“ – perfekt begleitet von Gitarrist Ralf Gugel, Christian Baumgärtner am Schlagzeug, Ralf Schuon an den Keyboards und Johannes Killinger am Bass, der – sonst Pokerface – zweieinhalb Stunden lang selig lächelte.

Nicht nur schön zu hören, sondern auch sexy zu sehen war Karl Friersons Winterjacken-Striptease zu „Blue Christmas“: Beim Elvis-Klassiker zeigte der Wahl-Schwabe, dass er ebenso gut mit den Hüften rollen kann wie der King.

Solo für Gugel – besser als das Original

Zu den Sahnebonbons gehörte aber auch „Driving Home for Christmas“, das Ralf Gugel noch schöner sang als einst Christ Rea, Friersons ergreifendes „Hallelujah“-Solo, „Evas Christmas Song“ und Padillas „Stille Nacht“, bei dem sie ihre großartige Stimme funkeln ließ wie einen Diamanten – das Licht rund um die Bühne funkeln ließ das Team von „Sound, Light and More“, das auch für den perfekten Ton sorgte.

Und obwohl angeblich keiner mehr „Last Christmas“ hören kann, sangen beim Wham-Superhit am Ende alle lauthals mit – sogar Oberbürgermeister Roland Tralmer, der mit seiner Frau Kristina im Publikum mitsang und sogar ausgelassen tanzte.