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Knapp ein Jahr nach dem Amoklauf zeichnet sich ab, welche Lehren das Land ziehen will. 

Stuttgart - Knapp ein Jahr nach dem Amoklauf von Winnenden zeichnet sich ab, welche Lehren Baden-Württemberg aus der Bluttat ziehen will: Die Schulen sollen sicherer, das Klima dort besser werden.

Der Sonderausschuss des Landtags hat sich nach zehnmonatiger Arbeit fraktionsübergreifend auf Empfehlungen geeinigt, deren Umsetzung die Landesregierung aus CDU und FDP in den nächsten Monaten in die Wege leiten soll. Die Kosten sind noch unklar, ein Nachtragshaushalt ist geplant. Der Bericht soll kommenden Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Im Mittelpunkt der Empfehlungen steht nach Informationen unserer Zeitung eine Verbesserung des Klimas an den 4000 Schulen im Land: Die Gewalt soll eingedämmt, ein besseres Miteinander ermöglicht werden. Dazu soll an allen Schulen das Anti-Gewalt-Programm des schwedischen Psychologen Dan Olweus eingeführt werden.

 Schulrektoren sollen Pager bekommen

Um bei schulischen Problemen besser helfen zu können, soll zudem die Zahl der Schulpsychologen in den nächsten drei Jahren von derzeit 100 auf 185 aufgestockt werden. 30 dieser neuen Kräfte sollen bereits zum kommenden Schuljahr eingestellt werden. Um diese Psychologen möglichst gut auf ihre Aufgabe vorzubereiten, regt der Ausschuss die Gründung eines Studiengangs Schulpsychologie an.

Der Ausschuss empfiehlt des Weiteren die Gründung eines Kompetenzzentrums, das die neuesten Erkenntnisse über Ursachen von Amokläufen und Jugendgewalt bündelt, den Schulen als Ratgeber und Fortbildungsstätte zur Verfügung stehen soll.

Das Landesparlament möchte auch alle Schulrektoren im Land mit sogenannten Pagern ausstatten, damit sie im Fall eines Amoklaufs vom Kultusministerium auf einer eigenen, geschützten Funkfrequenz alarmiert werden können.

Nach dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen mit 16 Toten, der sich am 11.März zum ersten Mal jährt, war Kritik wegen mangelhafter Information der Schulen laut geworden. Bauliche Veränderungen wie eine Amokalarmanlage an Schulen oder spezielle Türknäufe für Klassenzimmer werden auch empfohlen, sind letztlich aber Sache der Kommunen.