Winfried Kretschmann hat sich für den Islam in Deutschland stark gemacht. Foto: dpa

Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, hat unmissverständlich erklärt, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Gleichzeitig sprach er sich auch für einen Dialog mit Pegida-Anhängern aus.

Stuttgart - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht den Islam als Teil von Deutschland. „Der Islam gehört zu uns, weil wir hier Millionen von Muslimen haben“, sagte der Regierungschef am Dienstag in Stuttgart. Er verstehe die „abstruse“ Debatte überhaupt nicht. Denn man könne nicht einerseits Muslime willkommen heißen, aber den Islam als nicht zugehörig erachten. „Das sind doch die einfachsten logischen Schlussfolgerungen.“ Hinter den „Verrenkungen“ stecke wohl eine Debatte über die Prägung unserer Gesellschaft, sagte der sichtlich bewegte Regierungschef. Zudem plädierte er für Respekt gegenüber religiösen Gefühlen.

Kretschmanns sächsischer Amtskollege Stanislaw Tillich hatte vor kurzem der Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) widersprochen, der Islam gehöre auch zu Deutschland. Muslime seien hier willkommen und könnten ihre Religion ausüben, so Tillich: „Das bedeutet aber nicht, dass der Islam zu Sachsen gehört.“

Kretschmann betonte, Muslime müssten in die Verfassungs- und Rechtskultur sowie in die Gesellschaft integriert werden. Dadurch werde auch unsere Kultur geprägt, etwa auch durch Feiertage, die Christen mitfeiern könnten.

Verständnis für Gabriel

Für den umstrittenen Dialog von SPD-Chef Sigmar Gabriel mit Pegida-Anhängern zeigte der Regierungschef dagegen Verständnis: „Welches Instrument, außer miteinander zu reden, haben wir in der Demokratie?“ Gabriel hatte in Dresden bei einer von der Landeszentrale für politische Bildung organisierten Veranstaltung mit Anhängern der islamkritischen Bewegung gesprochen. Er habe ja nicht Demagogen gesprochen - „und selbst mit denen müsste man im Notfall reden“. Im Südwesten gebe es derzeit keinen Anlass für solche Gespräche. Wenn es sich ergäbe, würde er diese aber auch führen.

Kretschmann plädierte zudem für Rücksicht gegenüber religiösen Gefühlen. „Nicht alles, was wir dürfen, sollen wir auch tun.“ Würden die gesetzlich gewährten Freiräume für Kritik und Karikatur bis an die Grenze ausgeschöpft, werde das Miteinander erschwert. Er reagierte damit auch auf Aussagen des Medienbischofs der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Rottenburger Bischofs, Gebhard Fürst, der mehr Respekt von Medien und Karikaturisten vor religiösen Überzeugungen gefordert hatte.