Beim Thema Windkraft wird weiter kontrovers diskutiert. Foto: Schwarwälder Bote

Auf die Lesermeinung von Wolf Hockenjos zum Thema Windpark auf der Länge reagiert unsere Leserin Maren Ott aus Bräunlingen mit folgender Meinungsäußerung.

Bei den Äußerungen von Herrn Hockenjos stellt sich mir eine Frage: „Erheben Sie Ihr Wort für das eine – oder gegen das andere? Sie stellen sich als Wald- und Naturschützer dar, schreiben von unserem ’Umgang mit bislang unzerschnittenen und unvorbelasteten Waldgebieten’ und dass der Wald vor „Stressquellen“ geschützt werden muss.

 

Nicht jeder und jede kennt Ihren beruflichen Hintergrund, in der öffentlichen Wahrnehmung gelten Sie als Naturschützer, Langlauf-Pionier, Luchs- und Auerhahn-Förderer, Autor – weniger als Vertreter der klassischen Forstwirtschaft.

Dabei waren Sie über ein Vierteljahrhundert Forstamtsleiter und somit Teil eines Systems, das den Wald wirtschaftlich nutzt: Forstwirtschaft heißt Holzwirtschaft, heißt Rückegassen und Wirtschaftswege, Bodenverdichtung und damit zu schneller Wasserabfluss und Hochwassergefahr, heißt massive Reduzierung der Artenvielfalt, weil auf gewinnbringende Baumarten gesetzt wird und Holz nicht im Wald verrotten darf, sondern vorher geerntet und vermarktet werden muss.

Man gewinnt fast den Eindruck, Sie wollten mit Ihrer jetzigen Haltung alte Widersprüche auflösen. Sie wissen doch ganz genau, dass wir Menschen Kompromisse eingehen müssen und ich bitte Sie, diese auch ehrlich zu kommunizieren. Weil sich die Menschheit entwickelt hat, wie sie sich entwickelt hat, leben wir heute in einer Kulturlandschaft, die wir in Mitteleuropa in größten Teilen intensiv nutzen, auch den Wald. Und das ist gut so!

Was wären wir ohne Bauholz, ohne Papier und Wellpappe, ohne Werkzeuge, Instrumente, Möbel, Schiffe, aber auch Kachelöfen? Was wären die Menschen bis ins 19. Jahrhundert ohne Köhlerei gewesen? Keine Wärme, keine Energie für die Glasproduktion und vieles mehr. Ja, Holz war schon immer als Energieträger relevant – und jetzt ist der Wald als Standort für die Energiegewinnung interessant. Drumherum könnte sich ein artenreicher Naturwald entwickeln, wenn die Forstwirtschaft das zuließe.

Es tut mir leid, Herr Hockenjos, aber ich komme zu dem Schluss, dass Sie nicht für das eine, sondern gegen das andere sind. Und das stimmt mich sehr traurig, denn unsere nachfolgenden Generationen sind nicht nur auf nachhaltig bewirtschaftete Wälder, sondern auch auf in unserem Einflussbereich hergestellte, regenerative Energie angewiesen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie uns Eltern in der angesichts des dramatischen Klimawandels dringend notwendigen Energiewende zur Seite stehen würden.

Maren Ott, Bräunlingen

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