Diskutierten die künftige Energiepolitik, Cindy Holmberg (dritte von links), Chris Kühn, Thomas Poreski, Frank Hummel und Horst Lamparth. Foto: Rapthel-Kieser

Beim Treffen mit dem Bundestagsabgeordneten Chris Kühn auf dem Himmelberg hielt der Betreiber des Melchinger Windparks, Sowitec-Geschäftsführer Frank Hummel, mit Kritik nicht hinterm Berg. Er bedauerte, dass beim Bau der neuen Windkraftanlagen kleine Firmen wie seine kaum zum Zuge kommen.

Burladingen-Melchingen - Tatsächlich ging der Vertrag für zehn neue Windmühlen auf Burladinger Gemarkung an den Energieriesen EnBW. Dabei waren Hummel und seine Firma Sowitec es, die den ersten Windpark Baden-Württembergs in Melchingen auf dem Himmelberg errichteten und sich für die neuen Anlagen auch beworben hatten. Und die drei Windmühlen auf dem Himmelberg seien, so bestätigte es Ortsvorsteher Horst Lamparth, längst zum Markenzeichen des Dorfs geworden. So wie der Töpfermarkt und das Theater Lindenhof.

Dass kleine, regionale Anbieter im Vergabeverfahren um neue Windkraftanlagen gegen große Energieriesen aus ganz Europa kaum mithalten können, war nicht die einzige Kritik Hummels. Genehmigungsverfahren gingen viel zu langsam, seien überfrachtet mit Bürokratie und zeitaufwendigen Verfahren. Er sehe nicht, wie das ehrgeizige Ziel von 2000 neuen Genehmigungen pro Jahr so erreicht werden solle. Immerhin konnte Hummel sich vor Ort noch freuen.

Juristischer Kampf umd fünf neue Windräder bei Sonnenbühl

Er bekam die Nachricht, dass das Landratsamt Reutlingen jetzt die seit Jahren umstrittenen Windräder in der Nähe von Schloss Lichtenstein genehmigt hat. Die fünf Windräder zwischen Sonnenbühl-Undingen und Engstingen könnten, so Hummel, bereits im kommenden Jahr in Betrieb gehen. Sie werden eine Höhe von 200 Metern haben und über 10 000 Haushalte mit Strom versorgen.

Zehn Jahre dauerte der Genehmigungsprozess, nach zwei Gerichtsverfahren war es vor kurzem der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim, der den Abschluss des Genehmigungsverfahrens anmahnte.

"Die Fehler der Vergangenheit fallen uns jetzt auf die Füße"

Das Erbe fällt jetzt auf die Füße

Künftig solle das alles schneller und unkomplizierter gehen, versicherte Kühn und erinnerte daran, dass unter der Regierung von Ministerpräsident Erwin Teufel keinerlei Windkraftanlagen genehmigt wurden. Da habe man einen Berg geerbt, den es abzutragen gelte: "Jedes Windrad, dass wir damals nicht gebaut haben, fällt uns heute auf die Füße", klagte er.

Die jetzige Regierung sei immerhin erst sechs Monate im Amt und die Pandemie und der Ukraine-Krieg machten es nicht gerade einfacher, die guten Vorsätze umzusetzen. Kühn will dezentrale Lösungen, das heißt, viele kleine Energieerzeuger mit Solar und Wind. Und unter den Windrädern Melchingens kommentierte er: "Dies ist eine Pionieranlage – und dieser Pioniergeist und Mut sind jetzt wieder gefragt."

Eine neue Anlage brächte das Zehnfache der drei kleinen Windräder

Eine neue Anlage statt der drei alten?

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Cindy Holmberg verspricht sich da viel von der Überarbeitung der Bestimmungen für Regionalpläne, an der sie mitwirkt. Ihr Fraktionskollege Thomas Poreski brachte das Thema Repowering für den Windpark Himmelberg ins Spiel. Das heißt, an gleicher Stelle neue, moderne Anlagen zu errichten. Tatsächlich: eine neue Windkraftanlage könnte am Himmelberg das Zehnfache der drei bestehenden Windmühlen produzieren. Aber das, so Sowitec-Geschäftsführer Frank Hummel, sei Zukunftsmusik. Er will die drei weißen Riesen vom Himmelberg möglichst bis 2030 betreiben. Und danach? "Dann werde ich mich mit der Stadt und dem Landratsamt in Verbindung setzen."